Bleiben die Schotten nun doch dicht an der Immenhofer Straße oder nicht? Die Verwaltung will die zahlreichen Einwände aus dem Bezirk bedenken.

Aus den Stadtteilen: Kathrin Wesely (kay)

S-Süd - Die Zukunft der Immenhofer Straße ist weiterhin offen. Die Verwaltung hatte den Bezirksbeirat Süd vor einigen Wochen mit der Nachricht überrascht, dass die Zufahrt geradeaus von der Paulinenbrücke wieder geöffnet werden solle. Die Bezirksbeiräte hatten verschnupft reagiert, war ihnen doch lediglich angekündigt worden, man wolle ihnen die Umleitungsregelung für die Zeit der Sanierung des Verkehrsrondells am Österreichischen Platz vorstellen. Die viel befahrene, erodierende Stahl-Beton-Konstruktion wird in den kommenden zwei Jahren in drei Abschnitten saniert, der Verkehr währenddessen aufwendig umgeleitet. Erst bei der Präsentation des Umleitungskonzeptes stellte sich heraus, dass die Stadt im selben Zuge die Regelung an der Immenhofer Straße dauerhaft ändern wolle – und eben nicht bloß für die Zeit der Sanierung des Rondells. Den Bezirksbeiräten war das recht „hälenga“ vorgekommen.

 

Das Gremium hatte nämlich Jahre gerungen, um die Immenhofer Straße, die durch Wohngegenden führt, verkehrlich zu beruhigen. War dies doch eine Trasse, auf der die Stuttgarter Jahrzehnte lang schnurstracks nach Degerloch hochbrettern durften. Ein zentraler Punkt bei der Bändigung des Verkehrs war, dass man die Autos im zweispurigen Bogen um den Österreichischen Platz herumführte – einerseits, um Geradeaus-Fahrer auszubremsen, andererseits, um die Fahrer auf die Bundesstraße 14 und zum Heslacher Tunnel zu lotsen. Des weiteren wurde die Straße verengt, eine Hüpfinsel gebaut, Ampeln und Hinweise wurden aufgepflanzt. „Das Image einer Straße spielt dabei eine wichtige Rolle“, sagte der Grünen Bezirksbeirat Wolfgang Jaworek in der jüngsten Sitzung des Gremiums. „Der Autofahrer ist ein Gewohnheitstier. Bis Maßnahmen greifen, dauert es seine Zeit.“

Das Image einer Straße spielt eine Rolle

All diese baulichen Eingriffe entfalteten allmählich die gewünschte Wirkung. Tatsächlich hat die Lärmbelastung in den vergangenen Jahren nachweislich nachgelassen. Im Lärmaktionsplan der Stadt ist die Immenhofer Straße von „Priorität 2“ im Jahr 2012 auf aktuell „Priorität 4“ gerutscht. Öffne man das Einfallstor aus Richtung Paulinenbrücke wieder, würden alle bisherigen Bemühungen zunichte gemacht, warnte Jaworek. „Und wenn sich der Verkehr in der Innenstadt erst mal staut, dann stellt die Verkehrsleitzentrale auf Durchzug und lässt ihn über die Immenhofer Straße abziehen!“

Dieses chaotische Szenario vermochte Susanne Scherz, die Leiterin der Abteilung Straßenverkehr beim Amt für öffentliche Ordnung, zwar nicht so recht zu entschärfen. Sie wollte sich aber bei der Verkehrsleitzentrale erkundigen, wie man dort im „Störfall“ reagieren wolle.

Doch hatte die Fachfrau ein paar Argumente für die Geradeaus-Regelung parat. Die zweistreifige Umfahrung des Rondells sei seit Jahren eine „Unfallhäufungsstelle“. Allein im vergangenen Jahr habe es hier 19 mal gekracht. „Wir haben alles mögliche getan, trotzdem ist es uns nicht gelungen, diesen Unfallort zu entschärfen“, sagte Susanne Scherz. Die Kapazität der Straße sei trotz zweistreifiger Umfahrung momentan größer als bei der geplanten einspurigen Geradeaus-Regelung mit Linksabbiegerspur von der Brücke her. Grund sei die Grüne Welle bei der Ampelschaltung.

Verkehrsstatistiken zeigten zudem, dass die Führung durch das Rondell den Verkehr auf der Immenhofer Straße nicht vermindert habe. All das, so die Expertin von der Stadt, spreche für eine Neuregelung. „Wir sind guter Dinge, dass wir nicht den alten Zustand wiederherstellen.“ Doch ein genauer Blick in die Unfallstatistik der Abteilung Straßenverkehr ließ die Bezirksbeiräte zweifeln: Ihr ist nämlich nicht zu entnehmen, ob sich die Unfälle just an der Stelle häufen, die korrigiert werden soll. Vielmehr drängte sich ihnen der Eindruck auf, dass die Unfälle an sämtlichen neuralgischen Punkten des Rondells summiert wurden. „Von 19 Unfällen sind also bloß zwei oder drei auf diese Stelle zurückzuführen. Da leuchtet mir die Handlungsnotwendigkeit nicht ein“, sagte Wolfgang Jaworek von den Grünen.

Schikane mit dem Rondell bremst Raser runter

Der FDP-Bezirksbeirat Wolf-Dieter Wieland gab zudem zu bedenken, „wenn die Schikane mit der Rondellumfahrung wegfällt, kommen die Autofahrer gar nicht erst auf die Idee, durch den Heslacher Tunnel nach Degerloch zu fahren“. Und Jens Hermann von den Stadtisten äußerte die Befürchtung, dass „Raser von der Brücke noch rasch bei Grün durchwitschen wollen“ und anschließend die Immenhofer Straße hinaufheizten. Roland Petri von der CDU plädierte dafür, dass die Verwaltung das „komplexe Thema“ nochmals überdenke. Die Verkehrsexpertin Susanne Scherz konnte dem zustimmen. Sie will in diesem Zusammenhang auch prüfen, ob die Hüpfinsel auf Höhe der Weißenburgstraße nicht durch eine Ampel ersetzt werden könne. Mehrfach nämlich war moniert worden, dass diese Querung für Ältere und Kinder zu gefährlich sei.