Arne Schneider hat eine Kampfkunsttechnik entwickelt, bei der es um viel mehr als ums Kämpfen.

Psychologie/Partnerschaft: Nina Ayerle (nay)

S-West - Institut für Stabfechten hört sich zunächst beeindruckend an. Bisher ist das Institut am Bismarckplatz allerdings ein Einmannbetrieb, den Arne Schneider in seiner Wohnung betreibt. Ein Raum dient als Büro. Mit Kampfkunst hat dies auf den ersten Blick nichts zu tun.

 

Arne Schneider hat indes nicht nur das Institut gegründet, sondern auch die Kampfkunsttechnik Stabfechten entwickelt. Seit seinem 13. Lebensjahr beschäftigt sich Schneider mit der Fechtkunst. Zunächst übte er den klassischen Stockkampf. Seine eigene Technik ist nun eine Mischung aus dem Stockkampf und dem, was als europäisches Fechten bekannt ist. Unter diesem Oberbegriff werden verschiedene Kampftechniken und Waffengattungen aus der Zeit von der Antike bis zur Neuzeit zusammengefasst.

15 fließende Grundschläge

Die Historie ist Arne Schneiders zweites Steckenpferd. Deshalb hat er nicht einfach einen Verein oder eine Kampfkunstschule gegründet, sondern ein Institut. „Mich interessiert besonders die Geschichte des Stabes in Europa“, sagt er. Zahlreiche Fachbücher hat er über das Thema gelesen, Studien betrieben und sich intensiv mit dem Stockkampf auseinandergesetzt, bis er seine eigene Methode gefunden hat. Diese umfasst 15 Grundschläge, die fließend miteinander verbunden werden.

Schneider ist studierter Kommunikationsdesigner

Schneider geht es um mehr: Der Stab sei immer eine Vorübungswaffe gewesen, erklärt er, eine archaische Waffe, die zur schnellen Verteidigung diente. Das Stabfechten ist eine Methode, in der es nicht nur um den Kampf geht, sondern um die Schulung von Aufmerksamkeit geht – daher der Stab statt des Säbels. Für Schneider bedeutet Stabfechten nicht nur Sport oder Verteidigung, sondern auch Kommunikation. Während des Fechtens treten die beiden Kämpfer in eine Art Dialog. Zugleich diene es der Persönlichkeitsentwicklung. „Fechtkunst ist die Arbeit an mir selbst“, sagt Schneider. „Den Stab zu führen, heißt auch sich selbst zu führen“, fährt der Kampfsportler fort.

Zitate alter Fechtmeister

Schneider ist studierter Kommunikationsdesigner. Bevor er sein Institut eröffnet hat, besaß er ein T-Shirt-Label, hatte mal ein Kunstatelier am Nordbahnhof und ist Mitautor eines Grafikbuchs. Bei der Buchproduktion ist er zumindest geblieben. Sein nächstes Projekt ist „Das kleine philosophische Fechtbuch“. Dieses gibt er mit zwei Kollegen aus anderen Fechtschulen gemeinsam heraus. Darin haben sie die Zitate alter Fechtmeister gesammelt. „Einige wunderschöne Reime sind dabei“, kündigt Schneider an. Vor allem die mentale Haltung, die ein Fechter in der Praxis entwickeln sollte, sei darin beschrieben, sagt der 35-Jährige.

Mit seinem Institut möchte er aber nicht nur im stillen Kämmerlein Historisches zum Fechten erforschen. Der ausgebildete Fechttrainer gibt auch Kurse und Seminare in Unternehmen. Dort schult er Führungskräfte. „Beim Stabfechten können sich Mitarbeiter auf einer ganz anderen Ebene kennen lernen“, ist Schneiders Auffassung. „Stabfechten – Fechtkunst und Bewegungskunst“ heißen diese Seminare oder „Wortgefecht – Stimme und Präsenz“. Auch Kurse für Männer bietet er an.

Langfristig wünscht sich Schneider, dass sein Institut wächst

Schneiders Fechtkurse, die es für Anfänger und Fortgeschrittene gibt, finden im Gemeindesaal der Elisabethenkirche statt.

Langfristig wünscht sich Schneider, dass sein Institut wächst. Momentan sei er Geschäftsführer, Trainer und Sekretärin in einer Person. Deshalb habe er seine anderen Tätigkeiten fast eingestellt – sieht darin aber etwas Positives. Früher habe er zu viele Dinge gemacht. Nicht nur beruflich, sondern auch im Sport habe er alles ausprobiert. Jetzt möchte er mit dem Institut für Stabfechten vorankommen. „Ich habe alles auf dieses Pferd gesetzt“, sagt Schneider.