Neben Volvo kommt nun auch Saab in Chinesische Hand. Nach langem Stillstand dürfte die Produktion des Autoherstellers wieder in Gang kommen.

Stockholm - Die beiden chinesischen Unternehmen Youngman und Pang Da kaufen den krisengebeutelten Autohersteller Saab für 100 Millionen Euro und wenden damit den drohenden Konkurs der Edelmarke ab. Damit ist Schwedens traditionsreiche Autoindustrie nun völlig in chinesischer Hand. Schon im Vorjahr wurde die vormalige Ford-Tochter Volvo von Geely übernommen.

 

Am Freitag hätte das Bezirksgericht in Vänersborg auf Antrag des Zwangsverwalters Guy Lofalk die Sanierung des schwer verschuldeten Saab-Konzerns abbrechen sollen: sie sei wegen Geldmangels hoffnungslos. Doch wenige Stunden vor der Verhandlung konnte Lofalk seinen Antrag zurückziehen: die Rekonstruktion wird fortgesetzt, die neuen Eigner wollen das Geld für die Lohnauszahlung rasch überweisen, und in der Fabrik in Trollhättan sollen die seit April still stehenden Bänder bald wieder anlaufen.

Saab schuldet seinen Zulieferern zumindest 150 Millionen Euro

Zur Einigung zwischen den Chinesen und dem Saab-Alleinherrscher Victor Muller kam es in der Nacht auf Freitag, als Muller ein verbessertes Kaufangebot akzeptierte. Wenige Tage davor hatte er eine erste Offerte von angeblich 20 Millionen als "völlig unannehmbar" ausgeschlagen und stattdessen einen Deal mit einem US-Finanzfonds in Aussicht gestellt.

Doch allen Insidern war klar, dass die Interessenten aus China die einzige realistische Hoffnung für ein Überleben von Saab waren. Den neuen Preis bezeichnet Muller als "in Ordnung, wenn man die Lage der Firma berücksichtigt". Trotz der Aufbesserung bekommen Youngman und Pang Da den Neuerwerb billig: nach dem ursprünglichen Abkommen mit Muller hätten sie für 245 Millionen Euro nur 53,9 Prozent der niederländischen Saab-Mutter Swan (früher Spyker) bekommen sollen. Andererseits: die Saab-Konkursmasse wäre noch billiger gewesen.

Mit dem in Raten zu zahlenden Kaufpreis von 100 Millionen Euro ist es auch noch nicht getan. Saab schuldet seinen Zulieferern zumindest 150 Millionen Euro; zudem sind nach Expertenmeinung Investitionen von bis zu einer Milliarde Euro nötig, um die Produktion wieder voll in Gang zu bringen und auf die notwendigen Dimensionen auszubauen. Im Vorjahr hatte Saab nur 30.000 Autos produziert, während ein Absatz von 100.000 als Minimum für Rentabilität gilt.

Auslagerung der Produktion wird nicht befürchtet

Muller, der Saab im Vorjahr von GM kaufte, sagte, er sei "glücklich", dass die Zukunft des Unternehmens gesichert sei. Man bekomme nun "Stabilität und die Mittel für den Geschäftsplan". "Mir fiel ein Stein vom Herzen", sagt der Gewerkschafter Kenneth Trei, "aber es liegt noch ein weiter Weg vor uns." In der Tat. Mit der Absichtserklärung, die Youngman und Pang Da unterzeichnet haben, ist noch lange nicht alles klar. Noch müssten die betroffenen Behörden und "gewisse andere Partner" ihre Zustimmung geben, heißt es in einer Erklärung von Swan.

Von den schwedischen Behörden ist kein Widerstand zu erwarten. Schwieriger wird es mit dem Plazet der chinesischen Aufsichtsbehörde NDRC, die alle Auslandsgeschäfte billigen muss. Die "anderen Partner" sind vor allem die Ex-Mutter General Motors, mit deren Lizenz Saab all seine bisherigen Modelle baut, und die bisher skeptisch gegenüber der Weitergabe von Knowhow an China war.

Dies müssten nun die neuen Eigner mit GM aushandeln, sagt Muller. Erst für die neue 9-3-Serie hat Saab die Rechte selbst. Eine Auslagerung der Produktion nach China befürchtet man in Schweden vorerst nicht. Pang Da ist Chinas größte Autohändlerkette, hat aber keine eigene Fabrikation. Youngman ist der führende Bushersteller des Landes; die Personenwagensparte ist erst im Aufbau.