Das schwedische Quintett Sabaton bespielt die Schleyerhalle mit kernigem Power Metal – und mit einer Show, die an Kriegsverherrlichung grenzt.

Stuttgart - Passen der Krieg und Rockmusik zusammen? Heavy-Metal-Bands wie Black Sabbath („War Pigs“) oder Iron Maiden („Die with your Boots on“) haben es vorgemacht und Werke geschaffen, die das Grauen des Krieges und seine Sinnlosigkeit auf beklemmende Weise freilegen. Bei Sabaton sieht das Ergebnis meist eher anders aus. Auf befremdliche Art ist dieses schwedische-Quintett seit knapp zwanzig Jahren geradezu vernarrt in den Krieg als Lieferant für einen guten Song – und produziert als Resultat jede Menge heroische Schlachtengemälde, die ihr Thema visuell in eine obszön entkörperlichte, den Tod ausklammernde Videospiel-Optik verpacken.

 

Nein, Kriegsverherrlichung sei dabei keineswegs ihre Intention, beteuern Sabaton unentwegt – und inszenieren mit ihrer aktuellen „Great War“-Tournee eben doch eine Show, die genau diese Tonart bespielt. Kniehoch geschichtete Sandsäcke sorgen in der Schleyerhalle am Samstagabend für ein fast beschauliches Schützengraben-Szenario, den Mittelpunkt der Bühne bildet ein Pappmaschee-Panzer, auf dessen Geschützturm das Schlagzeug thront. Dazu jagen Flammenwerfer hübsche Feuerkaskaden durch die Luft, über die Videowand flimmern Dokumentarszenen aus dem ersten und zweiten Weltkrieg, die Band trägt Camouflage-Hosen, Sänger Joakim Brodén eine Pilotenbrille.

Hauptsache Headbanging

Ist das nun nur geschmackloser Mummenschanz einer Branche, die permanent eine Geschmacksgrenze nach der anderen pulverisiert? Oder möchte dieses Konzert als – pädagogisch obskures – Rollenspiel mit kathartischer Wirkung ernst genommen werden? Es liegt jedenfalls eine gewaltige Ambivalenz über dem Auftritt dieser Band, die sich ihrem Sujet historisch präzise nähern will (in Zusammenarbeit mit einem amerikanischen Militärgeschichtler betreiben Sabaton inzwischen sogar einen eigenen Youtube-Kanal, um die historischen Hintergründe ihrer Lieder zu erklären) – aber keinerlei Anstalten macht, ihr eigentliches Anliegen klar zu formulieren.

Bei den zwölftausend Fans in der ausverkauften Schleyerhalle heißt das Motto jedenfalls: Hauptsache Headbanging. Und dazu taugt der Sabaton-Sound fraglos prächtig. Alle Musiker sind tadellose Handwerker, das Schlagzeug sorgt mit viel doppelter Bassdrum für Druck und Tempo, die Gitarren mischen sägende Riffs und rasante Soli, die mehrstimmigen Chorusse haben nicht selten Ohrwurmqualitäten. Und dennoch: Man muss ein sehr großer Freund von Kriegsszenarien und Panzerfahrzeugen sein, um diesen Auftritt zu goutieren – oder äußerst nonchalant die Musik von ihrer Thematik und deren Umsetzung separieren. Das eine wie das andere hinterlässt ein eher ungutes Gefühl.