Dekan Eckart Schultz-Berg und Bezirksvorsteher Bernd-Marcel Löffler begleiteten mit dem Bachchor Stuttgart den Startenor Andrea Bocelli bei seinen drei Deutschlandkonzerten.

Bad Cannstatt - Einmal in der ausverkauften Schleyerhalle aufzutreten und mit Standing Ovations verabschiedet zu werden – davon träumt jeder hier ansässige Künstler. Für Jörg-Hannes-Hahn, den Leiter des Bachchores Stuttgart, Bezirksvorsteher Bernd-Marcel Löffler und Dekan Eckart Schultz-Berg wurde dies wahr. Denn sie begleiteten Startenor Andrea Bocelli bei seinem Auftritt in der Schleyerhalle am Freitag. Und nicht nur dort. Auch in Hannover zwei Tage zuvor waren sie dabei. Und am Samstag gibt es in Basel den Abschluss der drei Bocelli-Konzerte im deutschsprachigen Raum.

 

Wie kommen aber der Bezirksvorsteher und der Dekan im schwarzen Anzug, weißen Hemd und Fliege auf die Bühne der Schleyerhalle? Beide singen schon seit ihrer Jugend im Kirchenchor. Löffler in seiner Heimatstadt Horb am Neckar, Schultz-Berg in der Kantorei in Maulbronn. Der Bezirksvorsteher war 15 Jahre lang bei der Gesangsgruppe Vox Humana als Sänger aktiv. „Ich singe halt gern und war schon in allen möglichen Chören“, beschreibt Löffler. Auch der Dekan blieb aktiv, sang während des Studiums im Bachchor in Berlin und jetzt im Bachchor Stuttgart. „Regelmäßig kann ich nicht mitproben, aber ab und an bin ich dabei.“ Den Bachchor Stuttgart leitet Jörg-Hannes Hahn. Der Organist, Kirchenmusiker und Dirigent hat diesen am 26. November 1999 gegründet. Der Chor hat seine Keimzelle in Bad Cannstatt, in der Cannstatter Kantorei.

Wenig Zeit zum Vorbereiten

Tenor Bocelli greift bei seinen Tourneen auf lokale Chöre und Orchester zurück. Seine Agentur sucht geeignete Musiker. Im Oktober erhielt Hahn eine entsprechende Mail mit der Anfrage für die drei Konzerte im Januar. „Das war schon sehr kurzfristig“, gibt er zu. Am Abend in der Probe, bei der auch der Dekan zugegen war, fragte er, wer denn von den 80 Sängerinnen und Sängern zu diesen drei Terminen Zeit und Lust auf ein Event mit einem Star hätte. 50 sagten zu, 60 Chorstimmen waren notwendig. „Das kriegen wir hin“, war Hahn überzeugt. In der Tat: 66 erprobte Stimmen kamen zusammen.

Schultz-Berg und Löffler kennen sich bereits seit vielen Jahren. Bei einem gemeinsamen Bier im November fragte der Dekan den Bezirksvorsteher, ob er nicht auch bei den Bocelli-Konzert-Terminen als Bass mitwirken wollte. Nach dem Blick in seinen Kalender war klar. „Da singe ich sehr gerne mit.“ Als Laiensänger sei es natürlich „der Knaller, da dabeizusein, einmal im Leben so etwas nicht nur vor, sondern auch einmal hinter der Bühne zu erleben“.

Viel Zeit, das Programm – zwei Mal 50 Minuten mit Werken unter anderem von Vivaldi, Beethoven und Strauß sowie 15 minütiger Zugabe – zu proben, blieb nicht. Die meisten Stücke wurden auf Italienisch gesungen, zwei auf Englisch. Da war jeder war gefordert, noch selbst für sich zu üben, Notenheft und CD mit Musik standen zur Verfügung. Einen ganzen Samstag wurde unter Hahns Leitung einstudiert, dann noch einmal einen Abend lang mit dem Orchester. Hahn war vom Niveau angetan – und auch stolz. „Das schafft nicht jeder Laienchor.“

Bad Cannstatt in die Welt getragen

Vor den Auftritten in Hannover und Stuttgart übernahm dann der Italiener Marcello Rota den Dirigentenstab. Auch Andrea Bocelli tauchte da auf. Regen Kontakt gab es nicht, nur minimale Korrespondenz. „Er war abgeschirmt.“ Dafür bekamen die Laienkünstler etwas vom Tourneealltag der Künstler mit. Um 6 Uhr morgens ging es in Stuttgart mit dem Bus nach Hannover. In der Halle angekommen, wurde gleich geprobt. Danach gab es Catering, dann ging es ins Hotel zum Umziehen, kurz darauf stand auch schon der Auftritt an. Gegen 23 Uhr ging es vollgepackt mit Eindrücken und Emotionen zurück ins Hotel und in der Frühe mit dem Bus auch schon wieder zurück nach Stuttgart. „Das ist sehr bemerkenswert“, staunte auch der Dekan. Die drei Auftritte reichen ihm daher völlig. „Es war auch für meine Arbeit sehr wertvoll, dies zu erleben und auch einmal den Betrieb der Schleyerhalle von einer anderen Seite kennenzulernen.“ Denn auch solche Einrichtungen gehören zu Bad Cannstatt. „Wir haben viel mehr zu bieten als nur Daimler, auch jede Menge Kultur.“ Dafür sorge auch Jörg-Hannes Hahn mit seinem Bachchor, dessen Fundament in Bad Cannstatt liegt, und anderen Projekten wie Musik am 13.. Und mit den drei Gastspielen, bei denen Startenor Andrea Bocelli begleitet wurde, habe man Bad Cannstatt sozusagen „in die Welt getragen“. Chorleiter Hahn war sehr zufrieden. „Wir haben ein gutes Markenzeichen abgegeben.“

Während das Publikum in Hannover eher verhalten reagierte, waren die 7000 Besucher der Schleyerhalle fast schon euphorisch. Stehende Ovationen gab es am Ende, was die Protagonisten natürlich sehr freute und für bleibende Erinnerung sorgen wird. „Es war sehr emotional und auch sehr spannend“, berichtet der Dekan. Der Bezirksvorsteher zeigte sich sehr dankbar dafür, dass er einmal „in einem völlig anderen Metier mitschwingen“. Großartig sei es gewesen, und unvergesslich.