Salzburger Festspiele im Corona-Jahr Jubel für Joana Mallwitz und Peter Handke

Die diesjährige Ausgabe der Salzburger Festspiele ist wegen der Corona-Pandemie stark verkürzt, umso begeisterter werden die Stars gefeiert: die deutsche Dirigentin Joana Mallwitz und der Schriftsteller und Literaturnobelpreisträger Peter Handke, dessen Stück „Zdenec Adamec“ uraufgeführt wurde.
Salzburg - Die Dirigentin Joana Mallwitz ist am frühen Sonntagabend bei den Salzburger Festspielen mit Wolfgang Amadeus Mozarts Oper „Cosi fan tutte“ gefeiert worden. Die Generalmusikdirektorin der Staatsoper in Nürnberg ist die erste Frau, die bei den Festspielen eine ganze Serie von Opernaufführungen übernommen hatte. Sie war vergangenes Jahr von der Zeitschrift „Opernwelt“ zur Dirigentin des Jahres 2019 gewählt worden.
Der Münchner Regisseur Christof Loy hatte das Stück – die beiden jungen Männer Guglielmo und Ferrando stellen ihre Verlobten Dorabella und Fiordiligi auf eine am Ende für alle Seiten bittere Treueprobe – nach der Entscheidung, die Festspiele auch unter Pandemie-Bedingungen in modifizierter Form zu veranstalten, in Rekordzeit auf die Bühne des Großen Festspielhauses gehoben.
Proteste blieben aus
Jubel und Fußgetrampel gab es auch für das gesamte, hochkarätige Darstellerteam, darunter Marianne Crebassa als Dorabella, Elsa Dreisig als Fiordiligi, Andrè Schuen als Guglielmo, Bogdan Volkov als Ferrando und Johannes Martin Kränzle als Don Alfonso. „Cosi fan tutte“ war die zweite und letzte der diesjährigen Opernneuinszenierungen bei den infolge der Corona-Pandemie stark verkürzten Salzburger Festspielen.
Ebenfalls viel Begeisterung rief am Sonntagabend die mit Spannung erwartete Uraufführung von Peter Handkes neuem Werk „Zdenec Adamec“ hervor. Der 77-jährige Literaturnobelpreisträger nahm zum Schluss die Reihe der Mitwirkenden ab wie ein alter General, umarmte diesen, tätschelte jenem die Wange. Zuvor angekündigte Proteste gegen den umstrittenen Literaten waren ausgeblieben.
Eine „Tatort“-Kommissarin spielt mit
In dem knapp zweistündigen Stück geht es um einen jungen Tschechen, der sich im Jahre 2003 auf dem Prager Wenzelsplatz aus Protest gegen „Geld und Macht“ im Kapitalismus selbst verbrannt hatte. Die Tat erinnerte an eine ähnliche Aktion nach dem Einmarsch von Truppen des Warschauer Paktes zur Niederschlagung des „Prager Frühlings“ im Jahre 1969. Handke hatte selbst Details der Tat und ihres Urhebers recherchiert.
Protagonisten des handlungsarmen Stücks, in dem sieben Darsteller das Leben und den Freitod Adamecs sowie zeitaktuelle Themen reflektieren, waren unter anderem der aus vielen TV-Krimis bekannte Hanns Zischler, die SWR-„Tatort“-Kommissarin Eva Löbau sowie Sophie Semin, Ehefrau des österreichischen Autors. Inszeniert wurde die Premiere im Salzburger Landestheater von der jungen Regisseurin Friederike Heller.
Unsere Empfehlung für Sie

Art Basel verschoben Kunstmesse erst im September
Noch an Weihnachten waren die Macher der Kunstmesse Art Basel zuversichtlich, im Juni öffnen zu können. Nun gehen sie auf Nummer sicher.

Peter Schilling wird 65 „Stuttgart? Das geht nicht mehr raus“
Major Tom pfeift auf den Ruhestand: Kurz vor seinem 65. Geburtstag veröffentlicht Peter Schilling sein neues Album „Vis Viva“. Wieder besteigt er sein Raumschiff und schaut die Erde von oben an – mit wachsender Besorgnis.

Corona in Italien Einige italienische Museen öffnen wieder
Von diesem Montag an können die Ausgrabungen von Pompeji wieder besucht werden – doch Kulturinstitutionen in anderen Landesteilen müssen sich etwas einfallen lassen.

Nachruf auf den TV-Schauspieler Karl-Heinz Vosgerau: Meister des exakten Spiels
Er hat die Fernsehfans viele Jahre lang begleitet: Karl-Heinz Vosgerau spielte in „Derrick“ und „Traumschiff“, aber auch in Filmen von Peter Zadek und Rainer Werner Fassbinder. Nun ist er gestorben – ein Nachruf.

Corona-Pandemie Festspielhaus Baden-Baden hofft auf Osterfestspiele
Unter der Überschrift «From Russia with Love: Die Osterfestspiele mit den Berliner Philharmonikern blicken nach Osten» will das Festspielhaus wieder loslegen. Anvisiert ist der Zeitraum vom 27. März bis 5. April.

250. Geburtstag Hölderlin-Events werden im Jahr 2021 nachgeholt
Als Sprachkünstler von Weltrang sollte Friedrich Hölderlin zu seinem 250. Geburtstag gefeiert werden - doch dann machte das Coronavirus die meisten Feierlichkeiten zunichte. Die Veranstalter geben sich flexibel. Die Arbeit soll nicht ganz umsonst gewesen sein.