Einfach Geld zu spenden und damit zu helfen, das wäre auf jeden Fall einfacher. Die Kinder der Jahnschule in Filderstadt-Harthausen gehen indes einen anderen Weg. Sie haben Tausende Plastikdeckel für den guten Zweck gesammelt.

Harthausen - In der Klasse 4b der Jahnschule in Harthausen wird schon mit den großen Zahlen gerechnet: 66 500 geteilt durch 500 ist gleich 133. Die Kinder wollen ja wissen, was sie erreicht haben. 66 500 Plastikdeckel haben sie und ihre Schulkameraden seit September 2017 gesammelt, und im Gegenzug erhalten 133 Mädchen und Jungen eine Impfung gegen Kinderlähmung. Das Ganze funktioniert über eine Aktion, die ursprünglich der Verein „Deckel drauf“ ins Leben gerufen hat. Plastikverschlüsse werden gesammelt und an Recyclingfirmen weitergegeben, die im Gegenzug Geld ans Rotary-Projekt Polio Plus spenden. 500 Deckel machen eine Impfung.

 

David (9) weiß, dass Kindern in Nigeria, Pakistan und Afghanistan geholfen wird. Der gleichaltrige Jan findet: „Die sollen leben wie wir.“ Die Lehrerin Dagmar Reutter, die das Projekt 2017 an ihrer Schule initiiert hat, setzt auf den pädagogischen Effekt. „Spenden wäre sicherlich leichter“, sagt sie, „aber die Kinder sollen selbst aktiv werden“. Auch Andreas Wittel, der Konrektor, ist überzeugt. „Das Tolle ist, dass die Kinder das nicht mehr vergessen werden. Es sensibilisiert sie, was man mit Abfall machen kann“, sagt er. Alle sind engagiert. Siebener und Achter haben in einem Supermarkt 20 000 Deckel gesammelt – an einem Nachmittag.

Es soll trotzdem weitergehen

Das alles ist jedoch endlich. Die 2019 von der EU beschlossene Strategie zur Vermeidung von Einwegplastik sieht neue Vorschriften fürs Getränke-Produktdesign vor, wonach Deckel fest mit Flaschen verbunden sein müssen. „Uns geht also mittelfristig das Sammelmaterial aus“, schreibt der Verein „Deckel drauf“ online – und begründet damit das Aus der eigenen Sammelaktion. Der Rotaract-Club Nürtingen, die Jugendorganisation von Rotary, führt das Projekt indes eigenständig fort, wie Gabriel Senftle, der designierte Präsident aus Bonlanden, bestätigt. Und auch die Firma Heilemann in Wendlingen, die die Harthausener Deckel annimmt, schreddert, recycelt und für die erhaltenen Rohstoffe Geld spendet, macht weiter mit, bis die Verordnung in Kraft tritt, betont er.

Die 4b ist entschlossen, sich für Kinder in fernen Ländern und die Umwelt zu engagieren. „Jaaa“, rufen die Schüler. Jedes Stück Plastik, das nicht irgendwo herumliegt, ist gut, findet Dorina. Mit ihren neun Jahren weiß sie: „Das Plastik landet alles im Meer. Und die Fische essen das dann.“