Die Stadt Stuttgart hatte sich im Frühjahr einen Schildbürgerstreich geleistet, als städtische Gärtner ein Naturkunstwerk am Pragsattel niedermähten. Jetzt wird es im Sinne des Künstlers zur Tabuzone erklärt.

Stadtleben/Stadtkultur: Jan Sellner (jse)

Stuttgart - Erfolg für die Kultur: Das Stuttgarter Garten-, Friedhofs- und Forstamt, das im Februar ein Naturkunstwerk des international angesehenen, niederländischen Künstlers Herman de Vries am Pragsattel kleingehäckselt und damit bundesweit für Schlagzeilen gesorgt hatte, hält sich von dem sogenannten Sanctuarium künftig fern. Es will nur noch dann gärtnerisch Hand anlegen, wenn dort „ein Baum nicht mehr standsicher ist oder Äste herabzustürzen drohen“. In einem Brief an den Künstler berichtete der zuständige Amtsleiter Volker Schirner außerdem: „Wir haben Ihre Anregung aufgenommen und Ihren Vorschlag, das Sanctuarium unter Denkmalschutz zu stellen, zuständigkeitshalber an die Untere Denkmalschutzbehörde weitergeleitet.“ Aus dem Umfeld des in Unterfranken lebenden 87-jährigen Künstlers verlautete, „die Sache ist damit in Herman de Vries Sinne geregelt“.

 

Der Denkmalstatus ist allerdings noch nicht abzusehen. Das zuständige Landesamt für Denkmalpflege teilte auf Anfrage der Stadt mit: „Das Kunstwerk ,Sanctuarium‘ liegt zeitlich noch außerhalb des etablierten Prüfrahmens für mögliche Kulturdenkmale. Dieser umfasst üblicherweise den Abstand von mindestens einer Generation. Eine denkmalfachliche Bewertung ist daher noch nicht möglich.“

Das Sanctuarium war 1993 anlässlich der Internationalen Gartenbauausstellung an der Nordwestspitze des Leibfriedschen Gartens geschaffen worden. Die Idee dahinter: auf einer eingezäunten kreisrunden Raum sollte sich die Natur in der Stadt ungehindert entfalten können. Nach dem städtischen Rückschnitt im Februar war dort von Natur nichts mehr zu sehen. Oberbürgermeister Fritz Kuhn (Grüne) brachte später sein Bedauern über die Abholzaktion zum Ausdruck.