Nach einjähriger Verzögerung ist die Sanierung des Anlagesees bei der Stadtbahn-Haltestelle Mineralbäder jetzt abgeschlossen.

Lokales: Armin Friedl (dl)

Stuttgart - Schon seit einigen Monaten haben die Spaziergänger das Areal rund um den sanierten Anlagensee bei der Stadtbahnhaltestelle Mineralbäder wieder zurückerobert. Anfangs waren es noch wenige, die Lücken in dem Bauzaun geschaffen haben, der das Gelände umgibt. Das wurden dann immer mehr, die Lücken wurden größer. Jetzt gibt es keine Bauzäune mehr, das Gelände mit den neu angelegten Wegen und dem Sonnendeck ist jetzt für alle zugänglich und wird entsprechend gerne benutzt.

 

Der See ist fast gefüllt

Einen offiziellen Endtermin der Sanierungsmaßnahmen gibt es nicht. Das ist auch gar nicht so klug, denn die Bauzeit hat sich um etwa ein Jahr verlängert, als ursprünglich angesetzt. Und auch jetzt gibt es noch einiges zu tun, um dem See und dessen unmittelbarer Umgebung seine neue dauerhafte Gestalt zu geben: Die Netze zum Schutz der Wasserpflanzen müssen noch entfernt werden, außerdem fehlen noch einige Zentimeter Füllhöhe, bis das Wasser seine vorgesehene Menge erreicht hat.

Und auch dann ist die Arbeit noch nicht beendet. Das ist dann aber vor allem Sache der Natur: Die frisch gesetzten Wasserpflanzen haben sich inzwischen hoffentlich hinreichend verwurzelt, damit sie blühen können und hier eine wichtige Aufgabe übernehmen können: Das Wasser reinigen, damit hier eine weitgehend intakte und attraktive Naturlandschaft im innerstädtischen Erholungsraum entsteht.

Der See ist jetzt mehr als zwei Meter tief

Benjamin Goll von der Firma Planstatt Senner, zuständig für die Bepflanzung, gibt ein überprüfbares Ziel aus: „Die Spaziergänger sollen künftig bis auf den Grund des Sees schauen können“. Ob das wirklich funktioniert? – Ein Besuch in den vergangenen Tagen hat ergeben: Es ist in der Tat viel mehr erkennbar als vor Baubeginn. Große Fische, aber auch solche von mittlerer Größe. Außerdem ist auch ein Bankett am Grund aus Felsgestein sichtbar. Allerdings ist der See nun um einiges tiefer als zuvor: Von einer mittleren Tiefe von einst 1,20 Meter auf nun bis zu 2,10 Meter.

Das ist wichtig für die Selbstreinigungskraft dieses Gewässers. So entstehen verschiedene Klimazonen, die den Wasseraustausch fördern. Aber Goll macht auch klar: „Eine Badewasserqualität ist nicht unser Ziel“.

Strandsucher mitten in der Stadt

Wobei: Zum Plantschen, oder zumindest zum Abkühlen, verleitet diese neue Anlage schon. Das liegt an dem größeren Ufer aus Kieselgestein. Dass die Wasserfläche auch größer ist als früher – 14 200 Quadratmeter statt 13 800 –, erkennt man auf den ersten Blick nicht unbedingt. Wer also will: Da ist mehr als Platz genug für eine Handtuchlänge. Gemütliche Strandnachmittage im Stadtteil Berg dürften das aber dennoch nicht werden: Dazu ist die Böschung zu steil, und die Kieselsteine machen doch unangenehm darauf aufmerksam, dass dies kein Sandstrand ist.

Goll: „Dass Teile des Ufers so genutzt werden, war von uns nicht beabsichtigt.“ Verständnis hat er schon für die Strandsucher mitten in der Stadt: „Früher war das Ufer zu rutschig, um sich da niederlassen zu wollen“. Aber auch an diesen Steinflächen werden sich Pflanzen breit machen. Mal schauen, wer da in den nächsten Jahren die Oberhand gewinnt. Dann bleibt noch das Sonnendeck, eine Betonplatte an der Seite des Rosensteinschlosses.

Ein neues Ökosystem

Denn bis dieses hier neu implantierte Ökosystem wirklich gut und vollständig funktioniert, müssen noch einige Jahre vergehen. Dazu gehören auch die neu angelegten Sumpfwiesen am Eissee. „Wir setzen hier Sumpfschwertlilien und Sumpfwolfsmilch und vor allem Binsen ein, also die typischen Pflanzen an Seen und Flussufern“, so Goll.

Die Sichtachsen bleiben

Roland Wenk, der Leiter des Stuttgarter Landesamts Vermögen und Bau und verantwortlich für die Sanierung, sagt: „Klassischerweise würde da Schilf stehen. Das verwenden wir aber nicht, da das Schilf zu hoch wächst und die vertrauten Sichtachsen versperren würde. Außerdem passt es nicht in diese Umgebung. Die Pflanzen, die hier eingesetzt werden, wachsen etwa 50 bis 60 Zentimeter hoch, sind in Sachen Wasserreinigung nach Auskunft der Botaniker aber genauso gut wie Schilf.“ Wenk hat auch die Kosten im Blick: „Bei der Planung im Jahr 2018 gingen wir von Gesamtbaukosten in Höhe von 2,5 Millionen Euro aus. Diese Annahme war zu optimistisch, wir erwarten Gesamtkosten von 3,3 Millionen Euro.“ Beim Reinigen ist mehr Schlamm als vorgesehen angefallen, ein unterirdischer Schacht wurde entdeckt, der in keinem Lageplan verzeichnet war. Wenk nennt noch weitere Punkte, die zu der fast einjährigen Bauzeitverlängerung und so zu Mehrkosten geführt haben. Weitere Sanierungen stehen im Fall der Anlageseen jetzt erst mal nicht auf dem Plan. Dazu wird nun erst einmal beobachtet, wie sich der neu gestaltete See und die Natur rund um diesen jetzt entwickelt.