Die Sanierung des Hallenbades in Stuttgart-Feuerbach soll im August 2016 beginnen. Die Bauphase dauert wohl etwa zwei Jahre.

Feuerbach - Einen leichten Anflug von Sarkasmus konnte sich Bezirksbeirat Jochen Heidenwag (Freie Wähler) in der vergangenen Sitzung nicht verkneifen. Nachdem er und die anderen Bezirksbeiräte über die geplanten Sanierungsarbeiten im Hallenbad Feuerbach informiert worden waren, fragte Heidenwag den Vertreter der Stuttgarter Bäderbetriebe Lars Mühlig und Hans Knierriem vom Hochbauamt: „Hat das Denkmalamt mal darüber nachgedacht, das Hallenbad Feuerbach komplett zu schließen und ein Museum daraus zu machen?“ Ernst gemeint war diese Frage natürlich nicht, auch wenn Knierriem sie anschließend als solche behandelte. Die Denkmalpflege wolle ja gerade Bauwerke in ihrer Funktion und Nutzung erhalten, erwiderte der städtische Vertreter der Baubehörde.

 

Gebäude steht auf der Liste der Kulturdenkmale

Tatsächlich hatten die Denkmalpfleger bei der Planung der Generalsanierung ein gewichtiges Wort mitzureden. Das Gebäude an der Wiener Straße 53 steht seit dem Jahr 2000 auf der Liste der Stuttgarter Kulturdenkmale. Die Schwimmhalle wurde in den Jahren 1959 bis 1964 nach den Plänen des Architekten Manfred Lehmbruck errichtet. 2009 untersuchte ein Ingenieurbüro die Halle und stellte fest, dass das geschwungene Stahlbetongebäude dringend saniert werden muss. Teil der umfangreichen Arbeiten sind auch die bemalten Glasfenster. Sie hat der 1981 verstorbene Künstler HAP Grieshaber gestaltet. „Die Scheiben sehen zwar nur wie verkalkt aus, aber die Schäden sind erheblich“, sagte Knierriem.

Auch die Hallendecke muss an den Rändern erneuert werden. Dort hat es eine chemische Reaktion gegeben. Der Stahl rostet, Betonstückchen sind abgeplatzt. Der Effekt sei der gleiche, wie man es von Autobahnbrücken kenne, so Knierriem. Eine weitere Auflage der Denkmalschützer war, etwa drei bis vier der alten Wannenduschbäder in ihrem ursprünglichen Erscheinungsbild zu erhalten, obwohl sie nicht mehr genutzt werden.

Fahrplan für die Sanierungsarbeiten steht fest

Inzwischen steht der grobe Fahrplan für die Bauarbeiten fest. In diesem November soll der Bauantrag gestellt werden. Ende März 2016 werden die Arbeiten europaweit ausgeschrieben. Am 1. August 2016 sollen die Bauarbeiter anrücken. Zunächst müssen Schadstoffe entfernt werden: „Wir haben an den Fassaden asbesthaltigen Kitt gefunden“, sagte Knierriem. Die betroffenen Wände werden mit Folien abgedichtet, bevor die Schadstoffe fachgerecht entsorgt werden: „Das wird uns drei Monate kosten. Solange brauchen wir, bis alles weg ist“, sagte der Mitarbeiter des Hochbauamtes. Ende Oktober 2016 werden die eigentlichen Arbeiten beginnen. Die ursprünglich geplante Bauzeit von 18 Monaten sei sportlich kalkuliert, so Knierriem. Er rechnet mit fast zwei Jahren. Die Gesamtkosten belaufen sich auf 11,05 Millionen Euro.

Wo die Nutzer des Bades während dieser Bauzeit unterkommensollen, hakten einige Bezirksbeiräte nach. Schließlich werde das Bad für den Schwimmunterricht an Schulen und den Trainingsbetrieb mehrerer Vereine gebraucht. „Da muss es Alternativen geben“, forderte Gabriele Heise (FDP). Eine vollwertige Ersatzlösung sei für die Vereine sicher nicht umsetzbar, sagte Lars Mühlig von den Bäderbetrieben. Den Schulen könne man praktisch keine Alternative anbieten. Das Höhenfreibad Killesberg als Interimsnutzung mit einer Traglufthalle für zwei Winter auszustatten, schlossen die Planer aus. Das koste viel zu viel: „Da kommen sie auf Beträge, die sind sagenhaft hoch“, sagte Knierriem. Der Bau der Traglufthalle im Inselbad Untertürkheim habe schon zu D-Mark-Zeiten sieben Millionen gekostet.