Bei einem Rundgang durch den historischen Littmann-Bau hat sich SPD-Spitzenkandidat Nils Schmid über den Sanierungsbedarf informiert. Es müssten vor allem die Arbeitsbedingungen für das Personal verbessert werden.

Stuttgart - In Wahlkampfzeiten steigen Politiker schon mal auf’s Dach und treten generell gerne ins Rampenlicht. So geschehen am Freitag: Finanzmister Nils Schmid, SPD-Spitzenkandidat für die Landtagswahl Mitte März, verschaffte sich auf Einladung des geschäftsführenden Intendanten der Staatstheater, Marc-Oliver Hendriks, einen Eindruck über den Sanierungsbedarf des Opernhauses. Was er zu sehen bekam, gab Anlass zu sarkastischen Bemerkungen. „Wenigstens regnet es hier nicht rein“, so Schmid beim Betrachten eines winzigen Proberaums in den Katakomben des historischen Littmann-Baus, dessen Dach an manchen Stellen undicht ist. Auch das Einpiel-Kämmerchen der Tubisten im Keller birgt die Gefahr, dass dem Übenden das Trommelfell platzt.

 

Dass das 1912 erbaute Haus dringend modernisiert werden muss, steht außer Frage. Die Arbeitsbedingungen für Musiker, Tänzer, Techniker und Köche sind im wahrsten Sinn des Wortes unterirdisch, vom Brandschutz ganz zu schweigen.Nur der Bestandsschutz verhindert, dass die Oper geschlossen wird. Hinzu kommt eine geradezu vorsintflutliche Bühnentechnik sowie mangelnde Flexibilität beim Umbau der Bühnenbilder aufgrund der beengten Platzverhältnisse.

Manche Vorschläge sind Konsens, andere nicht

Auch die Gastronomie ist laut Intendant nicht mehr auf der Höhe der Zeit. Ein Flächendefizit von insgesamt 10 000 Quadratmetern hat das von Hendriks in Auftrag gegebene Gutachten von Kunkel Consulting aufgezeigt – und zugleich mögliche Erweiterungsvarianten aufgezählt hat (die StZ berichtete). Manche davon sind allerdings aus denkmalschutzrechtlicher Sicht umstritten – so etwa der Umbau des denkmalgeschützten Böhm-Pavillons für eine moderne Gastronomie oder die partielle Aufweitung des Südflügels der Oper.

Diese wäre nötig, um mehr Bühnenkapazität zu bekommen. Andere, wie die Erweiterung des Kulissengebäudes an der Konrad-Adenauer-Straße, sind zwischen den Geldgebern Stadt und Land weitgehend Konsens. Kostenpunkt für die Sanierung: mindestens 400 Millionen Euro.

Für den Minister ist nach dem Rundgang eines klar: „Es ist mir ein Anliegen, bei der Sanierung der Staatstheater adäquate Arbeitsbedingungen für die Beschäftigten zu schaffen.“ Schmid bekräftigte, dass das Drei-Sparten-Haus auch weiterhin zur Weltspitze gehören müsse. Auch Intendant Hendriks sieht Stuttgart in Konkurrenz zu bereits modernisierten (London) und neu gebauten (Kopenhagen) Opernhäusern. Für ihn wäre daher ein Beschluss des Verwaltungsrats bei dessen Sitzung Mitte Februar wichtig: „Wenn wir weiter warten, ändert sich ja an den Tatbeständen nichts.“

Über ein besonders umstrittenes Thema wurde bei dem Rundgang freilich nicht geredet: über den Standort für eine Ersatzspielstätte während der auf mindestens fünf Jahre geschätzten Sanierungszeit. Die Idee, einen fünfgeschossigen Interimsbau an Stelle des Eckensees zu errichten, wäre politisch im Gemeinderat und in der Bevölkerung wohl ebenso wenig durchsetzbar wie ein Gebäude zwischen dem Königin-Katharina-Stift und dem Schlossgarten-Hotel. Und eine weitere Standortalternative liegt bisher offiziell nicht auf dem Tisch.