Die Stadt plant, die Durchfahrt von der Paulinenbrücke zur Immenhofer Straße wieder zu erlauben. Doch im Bezirk befürchten die Menschen, dass damit die Schleusen für Raser geöffnet werden. Vor Jahren hatte man deshalb die Durchfahrt geschlossen.

Aus den Stadtteilen: Kathrin Wesely (kay)

S-Süd - Im Süden hat man lange herumlaboriert an der Immenhofer Straße. Die zum unteren Ende hin verengte Straße diente lange Jahre als schneller Lift aus dem Talkessel. Ein Schild verhieß den Eiligen bereits unten an der Paulinenbrücke, dass sie über diesen Weg schnurstracks nach Degerloch und zum Fernsehturm gelangen könnten. Die Anwohner der Immenhofer Straße mussten den Lärm und den Dreck ertragen und höllisch aufpassen, wenn sie über die Straße wollten.

 

Das Schild ist weg. Stattdessen wird den Fahrern nun bloß noch der Weg bis ins „Lehenviertel“ gewiesen. Und das ist nur einer der Kunstgriffe aus einem ganzen Katalog, um die Immenhofer Straße verkehrlich zu befrieden. Angestoßen hatten diese Entwicklung die Grünen-Fraktion im Bezirksbeirat, der Heusteigviertel Verein sowie deren Bindeglied, der damalige Bezirksvorsteher Rupert Kellermann.

Regelung hinterrücks eingeführt?

Wenn die Stadt von kommenden Sommer an das Verkehrsrondell am Österreichischen Platz saniert, will sie neben vielen anderen verkehrlichen Änderungen auch die direkte Durchfahrt von der Paulinenbrücke in die Immenhofer Straße erlauben. Der Unterschied zu all den anderen Verkehrseingriffen wie die temporäre Entfernung der Poller in der Tübinger Fahrradstraße ist: Die Durchfahrt von der Paulinenbrücke in die Immenhofer Straße soll bestehen bleiben.

Im Bezirksbeirat Süd hatte sich Unmut geregt darüber, dass die Verwaltung dem Bezirk mit den Interimsregelungen gewissermaßen sang- und klanglos auch eine dauerhafte Verkehrsänderung unterjubeln wollte. So zumindest sieht es der Grüne Bezirksbeirat Wolfgang Jaworek. Dann, so seine Befürchtung, habe man in der Immenhofer Straße wieder die alte, beklagenswerte Situation, gegen die man sich Jahre lang Konzepte überlegt hatte.

So hatte man im Laufe der Jahre auf Höhe der Schlosserstraße eine Hüpfinsel für Fußgänger gemauert und die Ampeln so geschaltet, dass sie Fußgänger bevorrechteten. Außerdem expedierte man die Autos vom Trottoir und markierte Parkplätze auf der Straße, sodass sich diese verengte, was die Fahrer herunterbremsen sollte. Zuletzt kamen noch eine Smiley-Anzeige und die Tempobeschränkung von 40 Kilometern in der Stunde bergauf hinzu.

All das habe so leidlich viel gebracht, findet Renate Wiethoff vom Heusteigviertel-Verein, die selbst dicht an der Straße wohnt. Aber immerhin. „Bei der Hüpfinsel muss man schon ziemlich schnell zu Fuß sein, um heil rüber zu kommen. Das ist bloß eine Notlösung“, moniert sie.

Die Straße bedeutet Gefahr

Von allen bisherigen Maßnahmen hätte am meisten gebracht, dass die direkte Durchfahrt von der Paulinenbrücke in die Immenhofer Straße nicht mehr möglich sei. Der Verkehr muss nun einen ampelbewehrten Bogen ausfahren. „Wenn die Kreuzung offen ist, rasen die wieder alle durch – vor allem nachts und vor allem Motorräder. Die geben unten nochmals schön Gas und heulen auf, um dann hinauf zu heizen.“ Für Wiethoff ist die von der Verwaltung vorgeschlagene Lösung ein Rückschritt, weil sie dem Rasen Vorschub leiste. „Und im Viertel gibt es viele ältere Menschen und viele Kinder, die hier in die Kitas und Schulen gehen. Für die ist die Straße eine Gefahr!“ Sollte die Durchfahrt dennoch unabwendbar sein, so müsste die Immenhofer Straße zumindest mit Blitzern gespickt werden, findet Wiethoff. Hilfreich sei ferner, noch auf der Paulinenbrücke eine Ampel für die Fahrer aufzupflanzen, die geradeaus wollen.

Bezirksvorsteher Raiko Grieb hofft allerdings, die von der Verwaltung geplante Verkehrsführung noch abändern zu können. Da sei noch nichts in Stein gemeißelt und die Verwaltung durchaus bereit, Vorschläge der Bezirksbeiräte im Süden in die Planung aufzunehmen. In die Bezirksbeiratssitzung am 20. März im Süden sind Vertreter der Verkehrsbehörde eingeladen, um das Thema mit den Lokalpolitikern vor Ort zu verhandeln. Die Diskussion beginne jetzt erst, meint Raiko Grieb.