Stadt und Land haben den neuen Schauspielintendanten Burkhard C. Kosminski berufen. Weniger schnell kommt die Debatte zur Opernsanierung voran. Wo Musiktheater und Ballett während der Renovierungszeit spielen können, ist weiter unklar.

Kultur: Tim Schleider (schl)

Stuttgart - Ausgesprochen sympathisch und unprätentiös war nach der Sitzung des Verwaltungsrates der Stuttgarter Staatstheater die Vorstellung, die der künftige Schauspielintendant Burkhard C. Kosminskivor der Presse gab. Er bekundete, stolz zu sein auf die kommende Aufgabe, spendete vorab schon mal dem sachkundigen Stuttgarter Publikum Lob und versprach diesem ein spannendes Autoren- und Debattentheater. Man glaubt sofort, dass der 55-Jährige mit einem solchen Auftritt auch den Verwaltungsrat zuvor zu seiner einstimmigen Berufung hatte gewinnen können. Und man ahnt, warum nach den schwierigen Jahren der Intendanz von Armin Petras die Kulturstaatssekretärin Petra Olschowski nun mit Kosminski nicht nur einen Fünf-, sondern gleich einen Sechsjahresvertrag abschließen will.

 

Das alles hätte für den Pressetermin eigentlich gereicht – den Verantwortlichen von Stadt und Land war es aber auch noch wichtig, das Thema Oper-Interimsspielstätte aufzurufen. Man erinnert sich: Seit ungefähr drei Jahren ist klar, dass es vor dem Start der dringend notwendigen Sanierung des Opernhauses (die wiederum seit 1998 geplant wird) eine Entscheidung über eine Ersatzspielstätte geben muss, in der Oper und Ballett in der Zeit des Umbaus Programm bieten können. Je nach Umfang der Sanierung ist dieser Interim für drei, vier oder fünf Spielzeiten nötig.

Neues Konzerthaus als Interimsspielstätte ist vom Tisch

Oberbürgermeister Fritz Kuhn, Kunststaatssekretärin Olschowski und Gisela Splett, Staatssekretärin im Finanzministerium, berichteten nun, der Verwaltungsrat habe „wichtige Entscheidungen“ getroffen – die im Kern allerdings nur besagen, dass man vor der eigentlichen Entscheidung weitere sorgfältige Prüfungen benötige. Im Gespräch sind drei mögliche Standorte. Da zwischenzeitlich mal von fünfen die Rede war, steckte hier tatsächlich eine gewisse Neuigkeit. Allerdings sind in der Endauswahl nun just jene drei, die Kuhn bereits Ende vergangenen Jahres aus Sicht der Stadt in die Debatte geworfen hatte: Danach könnte die Ersatzoper entweder zentral an der Ecke Schillerstraße/Willy-Brandt-Straße oder dezentraler im ehemaligen Paketpostamt Ehmannstraße in Nord respektive beim Mercedes-Museum platziert sein. Weiter ist man noch nicht.

Auf seiner Sitzung im Juli will der Verwaltungsrat die Prüfergebnisse zur Kenntnis nehmen und dann im Herbst 2017 entscheiden; ursprünglich wollte man mal im Sommer zumindest mit diesem Punkt fertig sein. Immerhin eine Idee ist laut Kuhn definitiv vom Tisch: „Stuttgart braucht zwar ein neues Konzerthaus, aber die Interimsspielstätte wird nicht als solche geplant. Die baulichen Anforderungen sind einfach zu unterschiedlich, das würde den Baubeginn nur noch weiter verzögern.“

Trotz allem Unkonkreten – zwischen den Zeilen der Verantwortlichen war eine gewisse Vorab-Abneigung gegen den Bauplatz an der Schillerstraße herauszuhören, der den Fortgang der Sanierungsplanung womöglich allzu eng mit dem Baufortschritt bei Stuttgart 21 verknüpfen würde. „Wir wollen versuchen, bei der Interimsplanung aber nicht immer nur in Negativkriterien zu denken“, meinte Kuhn. „Man muss stärker die Potenziale der Plätze in den Blick nehmen. Vielleicht kommt ja in Stuttgart die ,Oper im Rosensteinviertel‘ oder die ,Oper am Fluss‘.“ Mit letzterem ist der Standort beim Daimler gemeint. www.stuttgarter-zeitung.de/inhalt.interview-mit-burkhard-kosminski-kreativ-mit-der-zukunft-spielen.9442831e-a4e9-4e86-b9b1-3c778e372577.html