Leerstände auf der einen, Billigläden und Schnellimbisse auf der anderen Seite: Das Ortszentrum befindet sich in einer Abwärtsspirale. Die Stadt will bauliche Maßnahmen fördern, um diesem Trading-Down-Prozess entgegenzuwirken.

Manteldesk: Sandra Hintermayr (shi)

Vaihingen - Rund um den Vaihinger Markt und die Hauptstraße stehen Läden leer, beziehungsweise alteingesessene Inhaber, Pächter und Mieter mussten ihr Geschäft aufgeben. Die Schiller-Buchhandlung, das Zoohaus Schöninger, die Bäckerei Schrempf, Motorrad Sattler, Timis Grill in der Schwabengalerie und die Apotheke am Schillerplatz sind nur einige Beispiele. „In etwa 70 Prozent der Fälle sind wirtschaftliche Gründe oder eine Insolvenz Grund für die Geschäftsaufgabe“, sagte Matthias Filbinger, der Vorsitzende des Bundes der Selbstständigen in Stuttgart-Vaihingen, in der vergangenen Woche im Bezirksbeirat. „Nur in 30 Prozent der Fälle ist das Alter oder die fehlende Nachfolge Grund für die Schließung.“

 

Innovative Konzepte werden gefördert

Die hohen Mieten in der Ortsmitte machten die Wiedervermietung schwierig; beim Verkauf der Flächen sei es nicht anders. Einige Eigentümer seien auch nicht bereit, in Sanierungen zu investieren, berichtete Filbinger. „Bei Insolvenzen sind auch uns die Hände gebunden. Aber bei baulichen Veränderungen können wir anknüpfen“, sagte Lisa Knotz vom Stadtplanungsamt. Mit dem Konzept „Stadtteilzentren konkret“ will die Verwaltung gegen die Trading-Down-Prozesse, die nicht nur in Vaihingen, sondern auch in Bad Cannstatt, Feuerbach, Untertürkheim, Weilimdorf und Zuffenhausen beobachtet werden, vorgehen. Ein Teil des Konzepts zur Revitalisierung der Ortszentren ist die finanzielle Unterstützung von Inhabern, die ihre Flächen sanieren wollen. 50 000 Euro stehen pro Stadtteil zunächst zur Verfügung. „Wir möchten das Zentrum wieder nutzbar und funktionsfähig machen, dazu gehört zum Beispiel ein barrierefreier Zugang der Räume“, sagte Knotz. Auch die Zusammenlegung von Ladenflächen könnte zur Attraktivität der Flächen rund um den Vaihinger Markt beitragen.

Die „Abgrenzung“ des Gebiets, in dem Fördergelder beantragt werden können, fanden die Bezirksbeiräte im Oktober noch zu streng und baten um eine Aufweichung. Nun soll die Grenze lediglich als Orientierung dienen, „wenn ein Inhaber außerhalb der Abgrenzung ein gutes, innovatives Konzept vorlegen kann, das einen Mehrwert für das Ortszentrum bietet, ist auch das förderfähig“, sagte Knotz. Es liege an den Pächtern, Eigentümern und Händlern, wegen der Förderung auf das Stadtplanungsamt zuzukommen.

Die 50 000 Euro können nur ein Anfang sein

Die Fördersumme von 50 000 Euro war einigen Bezirksbeiräten zu wenig. „Die Summe ist absolut nicht ausreichend“, sagte Michael Mehling (FDP). Das Ziel müsse eine Aufstockung des Budgets sein. „Wenn wir verhindern wollen, dass Vaihingen zu einer reinen Industrie- und Wohnstadt wird, müssen wir investieren. Nur so kann Vaihingen ein Stadtteil mit Herz und Seele bleiben.“ Dem schloss sich Gerhard Wick an. „50 000 Euro sind heutzutage fast nichts“, sagte der SÖS/Linke-plus-Sprecher. Die Forderung nach mehr Geld sei sinnvoll, „aber in der Verbesserung der Aufenthaltsqualität liegt der Schlüssel. Die Wege für die Fußgänger müssen attraktiver werden“, sagte Wick. „Solange der Vaihinger Markt als Parkplatz genutzt wird, traut sich da kein Fußgänger hin“, ergänzte Matthias Filbinger. Es gelte, diese Flächen autofrei zu halten.

SPD-Stadtrat Hans H. Pfeifer stimmte zu, dass die Summe zwar recht niedrig sei, es sei aber nun die, die jetzt bereitgestellt werde. „Der erste Schritt ist gemacht. Zerreden Sie den nicht. Jetzt geht es darum, dranzubleiben“, sagte er. Lisa Knotz ergänzte: „Wir sind froh, dass wir das Geld haben.“ Sie hoffe, zu Beginn des kommenden Jahres mit den ersten Förderungen beginnen zu können.