Die Quadratur des Kreises gelingt selten. Beim Siegerentwurf zur Umgestaltung des Bismarckplatzes ist sie geglückt. Darüber sind sich die Experten und das Forum lebendiger Westen einig. 2020 soll der Umbau beginnen.

Lokales: Sybille Neth (sne)

S-West - Die Quadratur des Kreises gelingt selten. Bei den Planungen zur Umgestaltung des Bismarckplatzes ist sie geglückt. Darüber waren sich bei der Präsentation des Siegerentwurfs vom Internationalen Stadtbauatelier (Isa) alle Experten einig. Der Platz werde endlich ein Platz, obwohl ihn auch in Zukunft die Schwabstraße durchtrennt. Diese soll auf das Mindestmaß verengt werden, kündigte Isa-Architekt Philipp Dechow an. Der Autofahrer wird durch die Tor-Situation an der Vogelsang – beziehungsweise der Elisabethenstraße darauf vorbereitet, dass er sich nun auf einer besondern Fläche befindet. „Wir sehen den Bereich als besonders langen Zebrastreifen“, kommentierte der Leiter des Amtes für Stadterneuerung, Martin Holch. Er hatte den Prozess der Bürgerbeteiligung geleitet und erklärte am 25. März in der Friedensschule den zahlreichen Besuchern die Planung im Detail.

 

Schwabstraße wird schmaler

Am 22. März hatte die Fachjury unter den acht eingereichten Entwürfen einstimmig jenen der Isa zum Sieger gekürt. Der Jury-Vorsitzende, der Architekturprofessor Sigurd Henne, würdigte dessen „hohe innere Logik“. Baubürgermeister Peter Pätzold lobte: „Das Ganze sprudelt über vor Ideen und Vorschlägen.“ Dabei hatten die Planer keine leichte Aufgabe: Einerseits stellt die Topografie besondere Anforderungen, die Schwabstraße als Verkehrsader musste integriert werden und die zahlreichen unterschiedlichen Interesse, die sich im Prozess der Bürgerbeteiligung heraus kristallisierten, mussten ebenfalls berücksichtigt werden. „Die Anwohner wollen Ruhe, andere wollen einen lebhaften Platz. Die einen wollen viel Grün, die anderen Multifunktionalität, die einen wollen offene Sichtachsen, die anderen lieber Stiefmütterchen“, charakterisierte Holch die Schwierigkeiten bei der Gestaltung der 1,2 Hektar großen Fläche.

Treppe führt zur Kirche hoch

„Erst eine Luftaufnahme hat uns gezeigt, dass der Platz quadratisch ist“, berichtete Dechow. Während heute der Platz parallel zur Schwabstraße liegt, haben ihn die Planer um 90 Grad gedreht. Dies führt zu einer klaren Ausrichtung zur Elisabethenkirche hin, die der markanteste Punkt ist. Zu ihr wird künftig eine breite Treppe führen. Diese dient einerseits dazu, das um bis zu sechs Meter abschüssige Gelände auszugleichen, andererseits ist sie eine Sitzgelegenheit mit Blick auf den Platz.

Alle Parkplätze bleiben

Der ist in verschiedene Zonen aufgegliedert: Entlang der Häuserfronten stehen Bäume. Die Zahl der Parkplätze bleibt erhalten. In den Randbereichen parallel zur Elisabethen- und Vogelsangstraße werden Grünflächen angelegt, deren Nutzung zum Sonnenbaden, Picknicken, zum Spielen oder zum Urban Gardening ausdrücklich erwünscht ist, betonte Dechow. Er und Holch schlugen vor, ein Bürgerkomitee einzusetzen, das die verschiedenen Interessen verwaltet und sich um die Regelungen für die Flächennutzung kümmert.

Wochenmarkt und Feierabendbier

Der mittlere Bereich böte Raum für den Wochenmarkt und habe den Charakter eines urbanen Platzes. „Im Osten schließt sich der Ring“, erklärte Dechow. „Dort ist die Abendsonne und der richtige Platz für ein Feierabendbierchen.“ Deshalb wird das dort befindliche Toilettenhäuschen und die Trafostation mit einem Umbau kaschiert und ein Café wird künftig an dieser Stelle zum Verweilen einladen.

Raum für Kinder

Rainer Benz vom Forum lebendiger Westen freute sich bei der Präsentation der Arbeiten, dass die Summe der Wünsche in dem Entwurf enthalten sei. Hubert Schübel, der am Bismarckplatz wohnt und dort auch sein Büro hat, wünschte sich vor allem Flächen für Kinder. „Wenn ich abends ins Bett gehe, hätte ich allerdings gerne Ruhe“, sagte er und schob nach, dass er andererseits aber auch an lebendiger Gastronomie in seinem Umfeld interessiert sei. SPD-Bezirksbeirätin Astrid Rotzler-Lung war erstaunt, wie viele Varianten zur Platzgestaltung in den acht Entwürfen erarbeitet wurden, und Eckhard Ernst, der den Bürgerdialog moderiert hatte, bezeichnete das bisher Erreichte als „Meilenstein.“

Die Verwaltung wird in den kommenden zwei Jahren die Detailplanung vornehme und im Doppelhaushalt 2020/21 die Mittel in Höhe von 4,5 Millionen Euro einstellen lassen. Zwei Millionen davon werden über das Sanierungsprogramm S 28 des Landes und des Bundes finanziert.

Ausstellung Die Pläne sind in der Friedensschule bis 7. April täglich von 11 bis 18 Uhr zu sehen, am 2. April ist geschlossen.