Der Stadtteil tut sich schwer mit der Verkehrsschneise Böblinger Straße. Doch es gibt viele Projekte, die das Miteinander fördern.

Lokales: Armin Friedl (dl)

Wer Kaltental nur vom Durchfahren kennt, für den bietet sich seit Jahrzehnten dasselbe Bild: Das graue Band der Böblinger Straße, mittendrin die beiden Stadtbahngleise im Schotterbett. Und doch tut sich einiges, wie der Blick auf das zurückliegende Jahr zeigt.

 

Pop-up-Weg als Verkehrsversuch

Das Auffallendste, auf jeden Fall für die Autofahrer: Der so genannte Pop-up-Radweg, der hier wie auch bei einigen anderen großen Ein- und Ausfallstraßen der Landeshauptstadt angelegt worden ist, um den Radfahrern gute und attraktive Routen auf dem Weg rein in die und raus aus der Innenstadt zu ermöglichen. „Dieses Angebot wurde sehr gut angenommen:“, weiß Reiko Grieb, Bezirksvorsteher im Stuttgarter Süden und damit auch zuständig für Kaltental.

Klar ist, dass es dabei nicht bleiben wird. Denn Pop-up-Weg bedeutet, dass dessen Führung so nicht in Stein gemeißelt ist, er befindet sich quasi in der Erprobungsphase. Daher auch der grundsätzliche Optimismus von Grieb: „Der Radweg bleibt natürlich eine Herausforderung. Es gibt dadurch weniger Parkplätze, etliche Gewerbetreibende haben nun Probleme damit. Die müssen wir jetzt in gemeinsamen Gesprächen lösen.“

Wie die Schneise überwinden?

Der Durchgangsverkehr bleibt eine Herausforderung: Der Radweg muss besser ausgebaut werden. Und die SSB plant mit Blick auf künftig viel mehr Fahrgäste mit der doppelten Länge der Stadtbahnhaltestellen, damit auf dieser Strecke Doppel-Zug-Einheiten eingesetzt werden können. Autos dürfen da aber nicht vernachlässigt werden, sie sind auch für die Wege innerhalb des Stadtteils wichtig, denn es ist schon etwas sportlich, stets zwischen katholischem und evangelischem Hügel rauf und runter zu laufen. Grieb blickt da gerne zurück auf eine Bürgerveranstaltung im Oktober zu genau diesem Thema. Es gibt ja einige Möglichkeiten, solch eine Schneise zu überwinden: Übergänge, Brücken, Stege, mit Rolltreppen, mit Aufzügen. Die müssen aber auch von den Menschen vor Ort angenommen werden. Und da kamen offensichtlich gute Vorschläge aus der Bürgerschaft, die jetzt von der Verwaltung weiterentwickelt werden.

Gute Chancen für einen Ortsbus

Aber vielleicht hilft ja auch dies: „2023 stehen die Chancen gut, dass die SSB einen Ortsbus einrichtet“, so Grieb. Am liebsten wäre ihm ein Ringbus, der nach einem festen Fahrplan die beiden Hügel verbindet. Aber vielleicht erweitert die SSB auch ihr Flex-Angebot auf Kaltental. Grieb: „Das hat den Vorteil, dass man damit vor die Haustüre gefahren wird. Aber man muss sich da im Digitalen etwas auskennen, um das Flex-Fahrzeug zu bestellen, damit haben vor allem ältere Mitbürger häufig etwas Probleme.“ Der Ringbus wäre ihm am liebsten. Aber klar: Das ist auch die teuerste Lösung. Einen ersten Schritt in Richtung solcher Mobilität hat die Zukunftswerkstatt initiiert mit einer Mitfahrbank an der Haltestelle Kaltental.

Über all dem steht eines: Das Miteinander muss gestärkt werden. Deshalb wird die einstige BW-Bank-Filiale quasi mitten im Stadtteil ausgebaut. Da kommt die Stadtteilassistenz rein. Hier gibt es alle Informationen, was sich so tut in Kaltental, hier wird auch über Fördermöglichkeiten beraten im Rahmen der Stadtteilsanierung, etwa über energieeffizientes Wohnen und Bauen. Und hier bekommt auch die Papeterie von der Straßenseite gegenüber mehr und attraktivere Flächen. Man muss da auch mal nur ein paar Minuten drin gewesen sein, um zu erkennen, dass dieser Laden sehr wichtig ist für die Nahversorgung.

Die Grundschule platzt aus allen Nähten

Zum Miteinander gehören ebenso Aktivitäten wie das Anna-Scheufele-Fest, ein neues Stück der Theatergruppe oder die Geschichtswerkstatt. Die hat jüngst an die Malerin Käthe Löwenthal und an das einstige „Judenhaus“ in Kaltental erinnert. Was es mit Letzterem auf sich hat, stellen sie in einer nächsten Veranstaltung im Frühjahr vor. Miteinander bedeutet auch, an die Jüngeren zu denken. „Der Generationswechsel ist voll im Gange in Kaltental“, so Grieb, „wir konnten die neue Kindertagesstätte Böblinger Straße beschließen, die Grundschule platzt aus allen Nähten. Und wir müssen schauen, dass die jungen Menschen auch weiter gerne in Kaltental bleiben.“ Eine Sanierung des Bolzplatzes an der Freudenstädter Straße scheiterte erst mal an einem Lärmgutachten, dennoch werden die Pläne weiter verfolgt. Grieb: „Eigentlich liegt er ja außerhalb des Sanierungsgebiets. Wir haben ihn dennoch aufgenommen, weil er extrem wichtig ist für die Jugendlichen in Kaltental.“