Mit tiefenscharfen Bildern und mit zu viel Respekt vor dem existenzialistischen Klassiker, inszeniert Christine Gnann an der WLB Esslingen „Geschlossene Gesellschaft“.

Esslingen - Im wirklichen Leben sind sie einander nie begegnet: der Journalist Garcin, die Kindfrau Estelle und die Postangestellte Inés. In einem Warteraum mit abgewetztem Sofa und Wandlampen im mondänen Design treffen sich drei Menschen, die unterschiedlicher nicht sein könnten. Doch da sind sie längst tot. Auf ewig eingesperrt miteinander, verstrickt in grausame Wortgefechte. Ein rosarotes Tüllkleid verdeckt die feingliedrige Estelle, die leblos in einer Ecke liegt. Dann springt sie plötzlich auf, spielt sich gleich in den Mittelpunkt. Das freundliche Lächeln, das sie der Gesellschaft vorgaukelt, verzerrt die Schauspielerin Gesine Hannemann zur frostigen Fratze. In der Inszenierung von Jean-Paul Sartres „Geschlossene Gesellschaft“ an der Württembergischen Landesbühne Esslingen (WLB) schürft sie tief in der Psyche des Waisenmädchens, das im Leben seine große Liebe getötet hat.