Angenommen, ein Marsmännchen sei irrtümlich in Leonberg gelandet und würde seine Vorfreude auf den Pferdemarkt ans Mutterschiff übermitteln – so oder so ähnlich könnte seine Botschaft lauten:

Liebe Freunde, hier steht offenbar Großes bevor: Ein laut einer eigens dafür eingerichteten Homepage „fünftägiger Nationalfeiertag“ in einer doch eher kleinen Stadt. Sogar „fünfte Jahreszeit“ wird der Feiertag genannt, wo wir doch wissen, dass es in Mitteleuropa mal vier gab und jetzt nur noch zwei, nämlich die kalte und die heiße. Bestimmt interessiert Euch brennend, was es mit diesem „Pferdemarkt“ auf sich hat.

 

Am meisten freue ich mich auf den Sonntag, denn dann steht der „Gesangswettbewerb der Kleinpferde“ auf dem Programm. Ich kann es kaum erwarten, dass eines dieser Ponys wahrscheinlich versucht, wie Whitney Houston zu klingen, während ein anderes bemüht ist, Lady Gaga zu imitieren.

Im Programm ist zwar von einem „Gespannwettbewerb“ die Rede, aber weil ich mir unter diesem Wort nun überhaupt nichts vorstellen kann, gehe ich davon aus, dass es sich um einen Schreibfehler handelt. Gesang bleibt Gesang.

Offenbar droht ein Putsch

Apropos: Zur Eröffnung am Freitag spielt eine „Kultband“ – steht auch im Programm. Glaubt Ihr, dass es sich um Velvet Underground handelt? Oder aus Budgetgründen doch nur um Trio? Ich persönlich hoffe, dass sich hinter dem im Programm erwähnten Pseudonym Eddy & the News die Traveling Wilburys verbergen, mit einem Überraschungsauftritt von Bob Dylan und Jeff Lynne und ihren digital reanimierten Freunden George Harrison, Tom Petty und Roy Orbison. Die Traveling Wilburys sind nämlich meine Lieblings-Kultband auf dem Planeten Erde. Vielleicht ist dieser Edy ja in Wirklichkeit Bob Dylan oder wenigstens Tom Petty?

Was bestimmt auch spannend wird: wie am Sonntag „Karnevalisten erneut den Versuch unternehmen, unseren Oberbürgermeister Martin Georg Cohn seines Amtes zu entheben“. Wisst Ihr noch, wie wir neulich darüber gelästert haben, dass diese primitiven Erdmenschen den gemeinen Putsch noch immer nicht aus ihrem politischen Handlungsarsenal verbannt haben? Aber in Leonberg hätte ich derartige Umtriebe nicht vermutet. Um 11.11 Uhr soll dieser „Rathaussturm“ beginnen. Wahrscheinlich zur Ablenkung der Untertanen wurde für den Nachmittag ein „Verkaufsoffener Sonntag“ ausgerufen.

Füttern und Steicheln verboten!

Eigentlich habe ich mich auch auf den eigentlichen Pferdemarkt beim Pferdemarkt gefreut, also auf den „Pferdehandel auf dem historischen Marktplatz“ am Dienstag, 14. Februar, wo das „Freizeitpferd“ den „Hauptteil des Angebotes“ ausmacht und der Verkauf der Tiere „traditionell per Handschlag“ erfolgt. Zunächst dachte ich, dass ich mir, wenn ich weiter alleine hier festsitze, vielleicht einen Hund kaufe.

Aber ich bin nicht sicher, ob Kreditkarten vom Mars in Leonberg akzeptiert werden. Handschlag klingt besser. Aber jetzt bin ich ins Grübeln gekommen, weil auf der Homepage steht: „Um Unfällen vorzubeugen, ist das Füttern und Streicheln der Pferde verboten.“ Vielleicht sehe ich mir trotzdem den Festumzug ab 14 Uhr an, wo „Kutschen mit den Ehrengästen des Oberbürgermeisters“ zu sehen sein sollen – des neuen Oberbürgermeisters, der sich bis dahin ins Amt geputscht haben wird, nehme ich an. Natürlich werde ich mich am Montag, 13. Februar, auf der „Hippologischen Fachtagung“ vorbereiten. Hippologie hat nichts mit Flusspferden zu tun, sondern tatsächlich mit Landpferden. Es soll beleuchtet werden, „wie und wo der Tierschutz im Pferdesport verankert ist“. Auskunft geben wird ein Reiter namens Sönke Rothenberger, von dem die Pferdemarkt-Homepage berichtet, er habe „das Potenzial des zunächst unscheinbaren Braunen“ früh erkannt.

Ehrlich gesagt fürchte ich, dass jemand, der Braune fördert, mit kleinen grünen Männchen vom Mars nicht all zu freundlich umgehen wird. Also holt mich nach dem Pferdemarkt schleunigst hier ab! Ich verspreche, dass ich Souvenirs mitbringen werde, original erworben auf dem Krämermarkt am 14. Februar: „Unterhaltungselektronik, Esoterikwaren, Minerale und sogar Hundeartikel werden angeboten“. Sucht Euch was aus! Von mir aus kann’s auch eines dieser Pferde sein. Oder zwei. Oder drei. Aber nicht 131! Denn auf der Pferdemarkt-Homepage werden Großeinkäufer vom Mars absichtsvoll vorab enttäuscht: „Aus Sicherheitsgründen ist die Anzahl der Verkaufspferde auf 130 Tiere begrenzt.“

Warnung an Großeinkäufer vom Mars

Ihr müsst übrigens keine Angst haben, dass ich meine mühsam gewechselten Euro auf dem Vergnügungspark verjuble, der den Pferdemarkt gleich fünf Tage lang begleitet. Zwar verspricht die Homepage „rasante Fahrgeschäfte aus glitzerndem Metall“, aber damit sind natürlich die überkommenen Standards der Erdlinge gemeint, die 2023 noch politische Macht per Putsch verteilen und Pferde zum Singen nötigen. Schickt jetzt endlich das Raumschiff runter, es ist genug!