Der Jugendrat in Stuttgart-Sillenbuch will einen besonderen Aschenbecher in den Bezirk holen – für mehr Moral bei Rauchern. Der Leiter des örtlichen Gymnasiums lobt das Engagement, sieht aber auch eine Gefahr.

Sillenbuch - Julian Kurwan ist Nichtraucher. Der 18-Jährige hat jüngst am Geschwister-Scholl-Gymnasium (GSG) sein Abitur gemacht und weiß: Viele Gleichaltrige hängen am Glimmstängel. Ob Zigaretten oder nicht, muss wohl jeder selbst wissen. „Aber die Kippen stören mich“, sagt der Heumadener.

 

Damit ist das Mitglied des Sillenbucher Jugendrats nicht allein. Obwohl es auch im Gremium Raucher gibt, sind sich alle einig: Die Stummel auf der Erde sind nicht in Ordnung. „Das ist für das Grundwasser ein Problem“, sagte Claire Meyer (18) in der jüngsten Sitzung. Deswegen planen die Jugendräte, die Patenschaft für einen besonderen Aschenbecher zu übernehmen, ein „Tippen mit Kippen“-Gerät. Das soll Raucher durch eine Abstimmung animieren, ihre Zigaretten hineinzustecken. Ein Beispiel: „Was schmeckt besser?“, kann auf der Box stehen. „Maultaschen“: Kippe links einwerfen. „Spätzle“: Kippe rechts einwerfen. Das aktuelle Ergebnis kann am Füllstand abgelesen werden. „Tippen mit Kippen“ ist ein Projekt des Fördervereins „Sicheres und Sauberes Stuttgart“. Laut dem Verein werden pro Jahr weltweit 4,5 Billionen Zigaretten weggeworfen. 2018 sind in der Stuttgarter Innenstadt die ersten 20 gelben „Ballot Bins“ eines britischen Herstellers aufgehängt worden. Mittlerweile gibt es im Stadtgebiet auch „Kippster“ eines Metallbauers aus Botnang. Um die 25 Abstimmungsboxen wurden stadtweit bislang über den Verein verteilt.

Das sei kein offizielles Rauchereck

Die Sillenbucher Jugendräte sind Feuer und Flamme. „Das gibt es auch am Rathaus und am Kunstmuseum. Ich finde das gut“, so Julian Kurwan. Den ersten Sillenbucher Kippster möchten er und seine Mitstreiter am GSG aufstellen. Der Schulleiter Andreas Hamm-Reinöhl lobt das Engagement für die Umwelt, stellt aber auf Nachfrage auch klar: „Das Rauchen im Umfeld der Schule wird bei uns kritisch gesehen. Unser Ziel ist, dass die Jugendlichen nicht rauchen.“ Zwar gebe es abseits des Schulgeländes eine Sitzecke, die regelmäßig von volljährigen Schülern und Schulfremden zum Rauchen genutzt werde, man wolle mit der Installation eines Aschenbechers aber nicht signalisieren, dass dies ein offizielles Rauchereck sei.

So oder so sind noch Fragen offen. Wer leert den Ascher? Wo wird der Schlüssel hinterlegt? Wer setzt neue Fragen ein? Damit wollen sich die Jugendräte in der kommenden Sitzung beschäftigen. Die Zeit drängt, denn schon im Januar wird ein neues Gremium gewählt. Hans Peter Klein, der stellvertretende Bezirksvorsteher, sagt: „Ich fände es gut, wenn ihr das als Rat noch einweihen könntet.“