Im Jahr 2017 wurden fast 500 Tonnen Abfälle in Stuttgart illegal in der Öffentlichkeit abgeladen. Die Bürger nervt’s. Die Stadt setzt auf eine Öffentlichkeitskampagne – und das Einsichtsvermögen der Verursacher.

Stadtentwicklung/Infrastruktur : Christian Milankovic (mil)

Stuttgart - Der Stadt Stuttgart machen zunehmend wilde Müllablagerungen zu schaffen. Allein von 2016 auf 2017 hat sich die Menge illegal entsorgten Abfalls um 84 Tonnen erhöht. Im vergangenen Jahr mussten insgesamt 485 Tonnen verbotenerweise abgelegten Mülls eingesammelt werden.

 

Dabei geht es nicht um das achtlos fallen gelassene Bonbonpapier. Dieses Wegwerfen von Kleinmüll, das sogenannte Littering, sei von der Statistik gar nicht erfasst, erklärt Rathaus-Sprecher Sven Matis. Vielmehr gehe es bei den wilden Müllablagerungen um Dinge „wie Altmetallabfälle, Altreifen, Kühlschränke, Sperrmüll bis hin zu Hausmüll, die bewusst illegal entsorgt werden“, erklärt Matis.

Ein Anstieg um 150 Tonnen in sechs Jahren

Mit einer Einschränkung hat die Menge des auf diese Weise entsorgten Mülls in den vergangenen Jahren stets zugenommen. Verzeichnete die Stadt im Jahr 2011 noch 332 Tonnen des Abfalls, der einfach in der Öffentlichkeit abgelegt worden war, so stieg dieser Wert auf 390 Tonnen im Jahr 2013. Einzig im Jahr 2014 gab es einen Rückgang auf 325 Tonnen, ehe die Mengen wieder kontinuierlich anstiegen – zuletzt von 401 Tonnen im Jahr 2016 auf 485 Tonnen im zurückliegenden Jahr.

Auch wenn sich diese knapp 500 Tonnen im Verhältnis zu den 123 687 Tonnen Müll-Gesamtaufkommen in Stuttgart im Jahr 2016 vergleichsweise bescheiden ausnehmen, so werden sie von den Stuttgarterinnen und Stuttgartern aufmerksam registriert. Dies legen zumindest die Beschwerden nahe, die in Sachen wilder Müllentsorgung beim städtischen Abfallbetrieb (AWS) und im Rathaus eintrudeln. Die Zahl der sogenannten Gelben Karten, mit denen Anwohner im Rathaus ihrem Unmut Luft machen können, ist von 305 im Jahr 2011 auf 1578 im Jahr 2017 angestiegen. Nicht alle davon thematisieren den Müll – aber doch der ganz überwiegende Teil. Im zurückliegenden Jahr waren es 70 Prozent der Wortmeldungen, die sich mit der Verschmutzung der Stadt befassten. Addiert man noch die bei der AWS aufgelaufenen Beschwerden, so stehen am Ende mehr als 2900 davon zu Buche.

Wilde Müllkippen der Polizei melden

Bei den städtischen Abfallentsorgern stellt man klar, dass die illegalen Müllablagerungen Ordnungswidrigkeiten seien und diese „je nach Schwere mit hohen Strafen geahndet“, würden, heißt es auf der AWS-Webseite. Wer auf größere Müllablagerungen stoße, solle diese der Polizei oder der beim städtischen Umweltamt angesiedelten Abfallrechtsbehörde melden.

Die Stadt setzt neben drohenden Strafen vor allem auf das Einsichtsvermögen der Verursacher. Dirk Thürnau, als Technikbürgermeister im Rathaus für die Abfallentsorgung zuständig, verweist auf eine Öffentlichkeitskampagne, „mit der wir eine Bewusstseinsänderung bei den Bürgern und Besuchern unserer Stadt erzeugen wollen.“ Für diese Kampagne und weitere Maßnahmen gegen die Vermüllung der Stadt habe der Gemeinderat „pro Jahr weitere 10 Millionen Euro zur Verbesserung der Situation bereitgestellt.“ Erfolge würdne sich aber nur einstellen, „wenn wir alle unser Verhalten in Sachen Abfall ändern.“

Kaum einen Trost dürfte für die städtischen Abfallentsorger einstweilen der Blick über die Grenzen bieten. Thürnau: „Das achtlose Entsorgen von privatem Abfall ist ein wachsendes Problem in vielen Städten Europas.“