Die Gemeinde Hattenhofen möchte die Erdwärmenutzung gerne ausbauen. Auf den Sauerbrunnen soll aber keinesfalls verzichtet werden. Eine Erkundung des Bodens könnte Klarheit bringen, ob beides möglich ist.
Hattenhofen - Seit etlichen Jahren befasst sich die Gemeinde Hattenhofen schon mit dem Gedanken, geothermische Energie zu nutzen. Einige Privatleute heizen zwar bereits mittels gesetzter Erdwärmesonden. Vor einen flächendeckenden Ausbau hat der Gesetzgeber allerdings eine Untersuchung der geologischen Beschaffenheiten gesetzt. In Hattenhofen ist dieses Prozedere nicht zuletzt deshalb schwierig, weil in der knapp 3000 Einwohner zählenden Voralbgemeinde ein Sauerwasserbrunnen trinkbares Nass spendet, das der Bevölkerung kostenlos zur Verfügung steht.
Bürgermeister Jochen Reutter würde es zwar ausdrücklich begrüßen, wenn im Ort, der sich aktuell um den European Energy Award bemüht, die Geothermie ausgebaut werden könnte. Er stellt aber auch klar, dass der Sauerbrunnen nicht zur Disposition stehe. Man habe zuletzt eine Menge Geld investiert, um die Betriebserlaubnis verlängert zu bekommen. Der Schultes lässt keinen Zweifel daran aufkommen: „Wir werden den Brunnen in tausend kalten Wintern nicht schließen, um die Erdwärme in stärkerem Umfang nutzen zu können.“
Erkundung der Bodenverhältnisse erforderlich
Dennoch hat sich der Gemeinderat in seiner jüngsten Sitzung des Themas angenommen, um auszuloten, welcher Aufwand für eine aussagekräftige Erkundung der Bodenverhältnisse erforderlich ist. Das Problem dabei: niemand weiß bis jetzt, aus welchem Einzugsbereich sich der Brunnen speist, der an der Straße in Richtung Bezgenriet liegt. „Es liegt zwar die Vermutung nahe, dass das Wasser aus Richtung Reustadt kommt, aber das Landratsamt, das Regierungspräsidium und das Landesbergbauamt fordern da natürlich Sicherheit“, sagt Reutter.
Um diese Sicherheit zu bekommen, müssten vermutlich an vier Stellen Probebohrungen stattfinden, die wiederum ziemlich teuer sind. Je nach Tiefe ist, wie ein Experte herausgefunden hat, mit Kosten zwischen minimal 40 000 Euro und maximal 90 000 Euro zu rechnen. Der Rathauschef zeigt die möglichen Alternativen auf: „Wir können auf die Erkundung verzichten, was dann das Ende für die Geothermie wäre, oder wir untersuchen und lassen eine Erdwärmenutzung dort zu, wo es bedenkenlos möglich ist.“
Unterschiedliche Ansichten im Gemeinderat
Im Kommunalparlament gebe es unterschiedliche Ansichten, fügt er hinzu. „Einige Räte sind der Meinung, dass wir in dieser Hinsicht schon genug Geld ausgegeben haben, andere, auch ich, würden es gerne vollends zu Ende bringen“, erklärt Reutter. Ehe ein Beschluss fällt, wird die Verwaltung nun noch einmal mit den zuständigen Stellen sprechen. Zum einen müssen die detaillierten Rahmenbedingungen für die Bohrungen festgelegt und die genauen Kosten ermittel werden. Zum anderen geht es der Kommune darum, eine Zusage zu bekommen, dass die gewonnenen Ergebnisse später auch anerkannt werden.
„Kommt dann am Ende heraus, dass wir die Erkundung bleiben lassen, geht die Welt aber nicht unter“, erklärt der Bürgermeister. Auch wenn einer Klimabündnisgemeinde wie Hattenhofen die Erdwärmenutzung gut zu Gesicht stünde.
Interview mit Bernhard Riek, Landratsamt Göppingen
Zwischen Schützen und Nützen