Das württembergische Schachfestival mit drei Meisterschaften wird in der Alten Strickfabrik in Weissach ausgetragen.

Weissach - Schon morgens um 9.30 Uhr ist die Luft im großen Saal im ersten Stock in der Alten Strickfabrik in Weissach stickig. Man kann fast riechen, wie hier die Köpfe der 72 Schachspieler rauchen, die sich beim zweiten württembergischen Schachfestival um Punkte und Platzierungen duellieren. „Vor allem am Nachmittag hat uns die Hitze ein wenig zu schaffen gemacht, da sich die Räumlichkeiten aufheizen“, erklärt Carsten Karthaus, der Spielleiter des württembergischen Schachverbandes. Doch ansonsten seien die Räume in der Alten Strickfabrik geradezu ideal für so eine Meisterschaft, fügt er hinzu.

 

Eigentlich sind es drei Meisterschaften auf einmal, die bei der zweiten Auflage des württembergischen Schachfestivals stattgefunden haben. Neben einem internationalen Meisterturnier mit zehn Spielern, zu dem auch vier Großmeister aus Russland, der Ukraine, Frankreich und Tschechien eingeladen waren, standen auch ein so genanntes Kandidatenturnier und ein offenes Turnier auf dem Programm.

Acht Siege in neun Partien

Der Sieg beim Meisterturnier ging an den Russen Evgeny Romanov, der aus Sankt Petersburg nach Weissach anreiste und für den Bundesligisten Erfurter SK am Brett sitzt. Er holte acht Siege in neun Partien. Nur sein erstes Duell gegen den zweitplatzierten Yuri Solodovnichenko aus der Ukraine (sieben Punkte), endete remis. Romanov (2579) und Solodovnichenko (2570) waren auch die Starter mit  den höchsten Elo-Zahlen, über die die Spielstärke von Schachspielern definiert wird. Dritter wurde mit sechs Punkten der französische Großmeister Anthony Wirig.

Das Kandidatenturnier mit 26 Startern richtete sich an aufstrebende Spieler, die um zwei Plätze für das Meisterturnier 2020 kämpften. Diese errangen Sebastian Fischer (SF Deizisau), der sieben Punkte aus neun Partien holte, und Danny Yi (SF Kornwestheim), der einen halben Punkt weniger erreichte. Das größte Feld mit 36 Teilnehmern gab es beim offenen Turnier, bei dem sich Schachspieler zwischen zwölf und 86 Jahren gegenübersaßen und sieben Runden austrugen. Der Kroate Marko Rubil gewann mit 6,5 Punkten vor Michael Hüttig (SC Erdmannhausen/5,5) und Moritz Reck (TSV Schönaich/5).

Qualifikation für die nationalen Titelkämpfe

Seit zwei Jahren werden die württembergischen Meisterschaften im Rahmen des Schachfestivals ausgetragen. Die beiden besten württembergischen Schachspieler, Georg Braun (SK Bebenhausen) und Jaroslav Krassowizkij (TSV Schönaich), die die Ränge vier und sechs im    Meisterturnier belegten, lösten die Tickets für die Deutsche Meisterschaft im kommenden Jahr in Magdeburg. „Wir haben uns für den Namen Schachfestival entschieden, um den Eventcharakter herauszustellen“, erklärte Carsten Karthaus. Dafür sorgte auch ein Rahmenprogramm, zu dem unter anderem ein Problemlösewettbewerb und eine Vereinskonferenz am Samstag gehörten.

Für eine Deutschland-Premiere sorgte der Weltrekordhalter im Blind-Simultanschach, Marc Lang: Der Fide-Meister aus Sontheim saß im zweiten Stock in der Alten Strickfabrik vor zwei Bildschirmen und einem Mikrofon und kommentierte live Partien aus dem Meister- und Kandidatenturnier sowie von den ersten sechs Brettern des offenen Turniers im Internet. Mit diesem Angebot wolle man die Meisterschaft Interessierten nahebringen, die Schachpartien zu Hause verfolgen würden. Bis zu zwölf Stunden kommentierte Marc Lang einzelne Partien, die an so genannten digitalen Brettern ausgetragen wurden, und bat die Spieler anschließend zur fachkundigen Analyse.

Zusage für das Jahr 2020

Der Weissacher Bürgermeister Daniel Töpfer ist ein großer Freund des königlichen Spiels. „Er hat uns angeboten, dass wir das Schachfestival in der Alten Strickfabrik austragen können, da wir dieses Jahr keinen Verein als Ausrichter finden konnten“, sagt Verbandsspielleiter Carsten Karthaus. Der Bürgermeister spielt selbst gerne Schach und war lange Zeit Schiedsrichter bis zur Oberliga.

Das erste württembergische Schachfestival hat im vergangenen Jahr in Jedesheim in der Nähe von Illertissen stattgefunden. Sollte der Verband auch für 2020  keinen Verein als Ausrichter finden, hat Bürgermeister Töpfer bereits zugesagt, die Alte Strickfabrik erneut zur Verfügung stellen zu wollen.