Madeleine Schlitzer aus Stuttgart-Vaihingen hat fünf wollige Haustiere, die private und städtische Weisen mähen. Ihr geht es vor allem um den Artenschutz.

Stadtleben und Stadtkultur : Alexandra Kratz (atz)

Vaihingen - Wenn Madeleine Schlitzer zum Zaun kommt, ist das Gedränge groß. Ihre fünf Schafe können es kaum erwarten, dass sie ihre Gummistiefel anzieht und die Gartentür öffnet. Dann will jeder begrüßt und gestreichelt werden. „Sie sind so zutraulich, weil sie alle von Hand aufgezogen wurden“, erklärt die Hobby-Schäferin. Sie hat die wolligen Nutztiere von einem Schäfer aus der Region. In einer Herde sei es immer so, dass einzelne Lämmer ohne Hilfe nicht überleben würden, weil sie zu schwach seien oder von der Mutter nicht angenommen würden. 2019 hatte Madeleine Schlitzer darum zum ersten Mal einige Schafe mit der Flasche groß gezogen. Damals war es die Jahresarbeit ihres Sohnes, der die Michael-Bauer-Schule besucht. Danach gab die Familie die Tiere aber wieder ab.

 

Dann sei Corona gekommen. „Wir waren alle daheim. Und weil die Anfrage kam, haben wir beschlossen, dass wir es noch einmal machen“, erzählt Madeleine Schlitzer. Mit „wir“ meint sie sich, ihren Mann und ihren Sohn. „Es ist eine Menge Arbeit. Da müssen alle dahinter stehen“, betont sie. Die Familie bekam acht Lämmer, die erst einen Tag alt waren. Fünf sind groß und zu Madeleine Schlitzers Lieblingen geworden. Die Schafbesitzer schauen jeden Tag, ob es ihren Tieren gut geht, säubern die Weide vom Kot und wechseln das Wasser. Futter finden die Tiere den Sommer über direkt vor Ort. Denn dann stehen sie auf Wiesen, die sie abmähen dürfen. Derzeit sind sie in einer Gartenanlage unterhalb der S-Bahnhaltestelle Österfeld.

Schafhaltung sei Landschaftspflege

Das nachhaltige Mähen ist der Familie Schlitzer besonders wichtig. „Unser Ansinnen ist der Artenschutz“, sagt die Hobby-Schäferin. Englischer Rasen, kurz getrimmt und ohne jedes Blümchen, ist ihr ein Dorn im Auge. Und wenn die Menschen in ihren Gärten mit schwerem Gerät Wiesen kurz machen, tut ihr das in der Seele weh. Denn sie weiß, dass dabei 80 Prozent der dort lebenden Insekten geschreddert werden. „Das Mähen muss eingeschränkt werden“, fordert sie. „Darum ist Schafhaltung ein sehr guter Beitrag zum Artenschutz. Es ist Landschaftspflege.“ Darum wünscht sie sich von der Politik mehr Anerkennung und Fördermittel für ihre Arbeit.

Ihr Schafe sind das Jahr über auf privaten Wiesen in Vaihingen und mähen dort, wo es die Besitzer nicht machen wollen, sei es aus Artenschutzgründen oder weil ihnen die Arbeit zu beschwerlich ist. Der Umzug der Tiere ist ein großes Ereignis. Die Familie hat Freunde, die gerne helfen. Die fünf Schafe bekommen ein Geschirr um. Madeleine Schlitzer läuft mit dem Hafereimer vorneweg, die Tiere folgen. „Am Anfang ist es hektisch. Aber wenn die Schafe erst mal laufen, geht es prima“, sagt Madeleine Schlitzer und lacht. Die Leute würden natürlich schauen und die meisten sich freuen. Nur manche würden den Aufzug missverstehen und etwas von „armen Tieren“ murmeln.

Den Winter verbringen die Schafe in den Honigwiesen

In Absprache mit dem Gartenamt dürfen die fünf Vaihinger Schafe künftig auch ein städtisches Grundstück im Gebiet Honigwiesen mähen. Für diesen Sommer kam die Zusage zu spät, da war das Gras bereits so hoch, dass die Schafe keine Chance mehr gehabt hätten. Darum nutzt die Familie Schlitzer diese Wiese nun für die Heuernte. Aber im nächsten Jahr sollen die Tiere dort einige Wochen verbringen. „Das ist für uns geschickt, weil wir in der Nähe wohnen. Und für die Stadt ist es geschickt, weil sie nicht zu mähen braucht.“ Vor allem aber würden die Insekten profitieren.

Das Winterhalbjahr sollen die Tiere ebenfalls in den Honigwiesen verbringen. Madeleine Schlitzer hat dort ein großes Grundstück gepachtet, mit einer stabilen Gartenhütte, die nun zum Schafstall wird.

Kontakt Wer seine Wiese von Madeleine Schlitzers Schafen oder den Tieren einer befreundeten Schäferin mähen lassen will kann sich telefonisch melden unter 0711/3 00 02 34.