Der Fotograf René Staud hat den Mythos Maserati in Szene gesetzt. Im Pop-up-Store der Edelmarke gewährte er einem ausgewählten Kreis intime Einblicke.

Stuttgart - Pop up? Restaurants oder Boutiquen auf Zeit waren doch bisher eher was für tätowierte Köche und langhaarige Surfmodeschneider. Jetzt aber hat der italienische Autobauer Maserati einen großen leer stehenden Raum im Bülow-Bau an der Stephanstraße okkupiert. Im lässig-eleganten Ambiente stehen zwei aktuelle Modelle – in Weiß und in Steingrau, was auf Italienisch viel schöner klingt: „grigio pietra“.

 

Mitte Dezember hat der Laden auf Zeit eröffnet, Ende April ist wieder Schluss. Man wolle mit der Galleria Maserati „die Hemmschwelle senken“, sagt Marcus Görig, Chef einer Münchner Marketing-Agentur mit Stuttgarter Wurzeln. Seine Idee scheint aufzugehen: Man habe schon Adressen von 40 ernsthaften Interessenten gesammelt. Das Einsteigermodell sei schließlich auch mit Dieselmotor und bereits ab 65 000 Euro zu haben.

Anschauen kostet gar nichts, und für alle Fälle gibt’s hier auch Schlüsselanhänger oder Schuhe mit dem charakteristischen Dreizack-Emblem, dem „Tridente“ – und dazu die umwerfenden Aufnahmen an den Wänden ringsum von René Staud. Der Fotograf aus Leonberg hat im vergangenen Oktober auf Sizilien die aktuelle Produktpalette von Maserati und einige ausgewählte Oldtimer in Szene gesetzt. Details der aufwendigen Produktion zum hundertjährigen Betstehen der Marke erklärte Staud diese Woche einem ausgewählten, stark männerlastigen Publikum.

Auch der Fotograf Werner Eisele war unter den Gästen

Eingeladen hatte Jesper Ploug. Viele Stuttgarter kennen ihn noch aus seiner Zeit als Chef der Holy’s-Boutique an der Königstraße, damals eine der angesagtesten Modeadressen. Dann kamen Boss und schließlich Bogner. Seine Nachnachfolger habe er noch gar nicht besucht, erzählte Ploug, der seit Jahren sein eigenes Maßatelier am oberen Ausgang der Augustenstraße hat. „Ich komm gar nicht mehr runter in die Stadt.“ Im Westen veranstaltet er regelmäßig seinen Men’s Club: „Wir kümmern uns um den Livestyle, rauchen Zigarren, trinken Whiskey, schlürfen Austern.“ Lauter Lebemänner halt.

Da passen die Maseratis fein ins Bild: Zur 69. Auflage traf man sich bei Chianti aus der Maremma und Häppchen von Michele und Antonio di Gennaro im Pop-up-Store. Unter den Gästen war auch der Fotograf Werner Eisele, sozusagen ein Urgestein der sehr aktiven Autofotografen-Szene rund um Stuttgart. Er war aus Botnang mit der Straßenbahn angereist. Demnächst veröffentlicht er sein Buch über 40 Jahre Rennsportgeschichte, und er war einst der entscheidende Tipp-Geber, wie René Staud verriet: „Er hat mir gesagt, versuch’s doch mal mit Autos.“ Klappt ganz gut, wie die aktuelle Serie zeigt: Die 200 Motive kommen im März auf den Markt in Form von Büchern und Kalendern, die in nächster Zeit das Bild bestimmen werden, das sich die Welt von der Automarke Maserati macht.

Die Marketingabteilung in Modena hat sich für die aktuelle Kampagne an die weibliche Seite der Autowelt erinnert. Das amerikanische Bademodenmodel Genevieve Morton ist das Gesicht der Kampagne, sie ist Profigeigerin, Winzerin, Geschäftsfrau. An ihrer Seite: Coupé, Cabriolet, Quattroporte und bis zu 520 PS. Sie wurden wie die Oldtimer – alles Leihgaben des Sammlers und Klebebildchen-Erfinders Umberto Panini – von Genua nach Sizilien verschifft, wo ein Team von 80 Leuten beschäftigt war. Dazu kamen der Polizeipräsident, der Bürgermeister. . . „Die hatten alle Zeit“, so Staud, der das Phänomen erklären kann: „Ich liebe meine Frau und an zweiter Stelle meinen Hund. Aber Autos tun’s uns Männern einfach an.“