Drin sitzen und raus gucken: in der gläsernen Rotunde des Amici kann man das genau so wie im neuen Affenhaus der Wilhelma. Es kommt eben immer auf die Perspektive an, meint unsere Kolumnistin Daniela Eberhardt.

Stuttgart - Ein schwerer Job zu später Stunde: Mesut Özil und Sami Khedira brüten ganz hinten auf den Clubsofas. Schuld ist der Kunstnebel, der die Klimaanlage außer Gefecht gesetzt hat. „Der Sami hat zu mir gesagt, er schwitze hier in Stuttgart stärker als bei Real Madrid“, erzählte Michael Wilhelmer vier Tage später beim Pre-Opening des neuen Amici mit knapp 200 geladenen Gästen. Gefallen hat’s den beiden Testern trotzdem: Die extern organisierte N-Pir-Party am Wochenende war der gelungene Stresstest für die Eröffnung am Samstag. In sechs Wochen unter der Regie von Henry Schweizer umgebaut, zeigt sich das einstige Lieblingslokal der Ausgehgemeinde im Edel-Look.

 

Hinter dem neuen Konzept stecken zwei Gastro-Urgesteine: Festwirt Wilhelmer (Schlachthof, Stäffele, Ampulle) und Luigi Aracri (Primafila, Fellini, La Commedia). Gemeinsam hatten sie bis vor anderthalb Jahren die Disco Aer Club, das Amici soll der Nachfolger sein mit der großen Bar und dem Club im oberen Stock, der am Wochenende im schönsten Retrolook das Partyvolk locken soll. Außerdem will das Amici gehobenes Restaurant sein – in der Küche steht Marc Müller, der mit dem 5 einen Michelin-Stern hatte und im Smögen die nordische Küche einführte.

Mit Schweinebauch Szechuan und Bombay Sapphire stellte sich Müller am Mittwoch schon mal den Gästen vor, darunter viele bekannte Gesichter wie Werner „Sloggi“ Find von der Boa, Maurizio Olivieri, legendärer Promiwirt (jetzt Weissenhof) oder der frühere Schumi-Manager Willi Weber. „Très chic“ hieß der Dresscode – „ein gewisser Kleidungsstil“ soll das Amici von anderen Läden abheben. Jetzt sei die Zeit reif für einen neuen Platz in der Stadt, meinen die Macher. Wir schauen nach.

Sehr schick kam Gian Marco Schiaretti zum Termin. Für seinen Besuch in der Wilhelma hatte der Hauptdarsteller im Musical „Tarzan“ Dreadlocks und Lendenschurz gegen Glencheckkaro und Weste getauscht. Mit seiner Jane, Merle Hoch, stattete er am Donnerstag den Gorillas und Bonobos einen Besuch ab. Hintergrund ist das Engagement von Musical und Wilhelma für den Virunga-Park im Osten Kongos. Gemeinsam sammeln sie Spenden für den Schutz der vom Aussterben bedrohten Berggorillas, konkret geht es um ein Projekt mit Bluthunden, die Wilderer aufspüren sollen.

Dass im Zoo nur Flachlandgorillas leben – geschenkt. Silberrücken Kibo und sein Clan interessierten sich ohnehin nicht sonderlich für die Besucher. Umgekehrt war es anders: „Krass“ kommentierten die beiden manche Erklärung von Zoopädagogin Stefanie Reska. „Das sind tolle Typen, was für Reflexe!“, staunte Merle Hoch. Ein Bonobo faszinierte sie besonders. „Der schaut aus wie meine Oma!“. Schiaretti rieb sich immer wieder verstohlen die Hornhaut an seinen Fingerknöcheln (vom Affengang) und versuchte, die Gorillas mit gutturalen Urwaldlauten anzulocken. Um es kurz zu machen: Die weiblichen Fans bei der anschließenden Autogrammstunde waren wesentlich leichter zu beeindrucken.