Bauen/Wohnen/Architektur : Nicole Golombek (golo)
Die abgewanderten Zuschauer sind das eine, doch Sie haben auch mit dem Weggang wichtiger Schauspieler wie Anja Schneider, Johann Jürgens, Paul Schröder, Susanne Böwe oder Katharina Knap zu kämpfen. Was läuft falsch?
Natürlich schmerzen diese Weggänge. Wir haben aber ein hervorragendes Ensemble, und mit Lea Ruckpaul konnten wir einen Publikumsliebling aus Dresden verpflichten. Sie wird in Herrndorfs „Bildern deiner großen Liebe“ im Nord ihren ersten großen Auftritt haben. Ich hatte schon in der ersten Spielzeit gesagt, mit jeder Festivaleinladung steigt die Wahrscheinlichkeit, dass unsere Schauspieler abgeworben werden. Und ich verstehe, wenn sie auch an Häusern in großen Städten wie Hamburg oder Berlin arbeiten wollen. Ich habe selbst an 25 Theatern gearbeitet. Es tut gut, in Bewegung zu bleiben, und sie bleiben dem Haus treu, denn ihr Weg führt sie als Gäste auch weiterhin nach Stuttgart. Ich freue mich, dass großartige Kollegen die Treppe hochfallen, Anja Schneider am Deutschen Theater Berlin engagiert wird. Und ich freue mich umso mehr, wenn zwei Schauspieler des Jahres, Peter Kurth 2014 und Edgar Selge 2016, die an jedem Theater dieser Republik spielen können, bei uns in O’Neills „Eines langen Tages Reise in die Nacht“ ab Februar sogar zusammen auf der Bühne stehen werden.
Gleichen Sie die schmerzlichen Verluste wie schon in der vergangenen Saison mit berühmten Gästen wie Fritzi Haberlandt und André Jungaus? Wo wird denn zum Beispiel Stuttgarts „Tatort“-Kommissar Felix Klare spielen?
Wir haben ihn zwei Jahre lang umworben und konnten jetzt den Vertrag mit ihm abschließen. Sie werden ihn ab März in Martin Walsers „Ehen in Philippsburg“ sehen.
Im Nord haben Sie vergangene Saison ziemlich gewirbelt und mit Projekten den Ort neu belebt. Diese Saison sieht man wieder erstaunlich Klassisches, viele Stücke.
Wir zeigen eine Mischung aus den vergangenen Spielzeiten. Die Projekte waren ein riesengroßer Aufwand, der sich gelohnt hat. Einige der kleinen Formate, Performances und Lesungen werden wir mit der Reihe „Nordlabor ד behalten, wollen aber wie in den ersten beiden Spielzeiten repertoirefähige Neuproduktionen zeigen, darunter Philipp Löhles Uraufführung „Feuerschlange“ über Waffenhersteller aus der Region.
Im Kammertheater hat man den Eindruck, Sie werden vorsichtiger mit extremen Projekten. Sie inszenieren mit Beckett einen Klassiker, es gibt einen Liederabend und ein Stück des in Stuttgart schon unter Hasko Weber beliebten Jan Neumann.

„Chelsea Hotel“ unter anderem mit Hanna Plaß und Max Braun ist sicher kein klassischer Liederabend, es wird um Kunst im 20. Jahrhundert gehen. Und Jan Neumanns Stückentwicklung über berühmte, auch berüchtigte Stuttgarter halte ich nicht zwangsweise für eine Arbeit, mit der wir auf Sicherheit spielen.

 
Die erste Schauspielhauspremiere, Nabokows „Lolita“, findet wegen der erneuten technischen Sanierung erst Ende Oktober statt. Wie sieht es damit aus?
Die Bosch Rexroth AG arbeitet im Auftrag der Staatlichen Bauverwaltung (Vermögen und Bau Baden-Württemberg) unter Hochdruck an der Fertigstellung des in dieser Spielzeit geplanten Sanierungsabschnittes. Die fortschreitenden Arbeiten liegen im Zeitplan und verlaufen dabei sehr positiv, sodass wir mehr als nur optimistisch sind, dass die Bühne Ende September voll funktionsfähig ans Haus übergeben werden kann.

Zur Person:

Armin Petras

1964 in Meschede/Sauerland geboren, wächst Armin Petras von 1969 an in Ostberlin auf. Nach dem Regiestudium übersiedelt er 1988 nach Westberlin.

Regiearbeiten an verschiedenen Theatern, Theaterleitung unter anderem in Kassel, Frankfurt und zuletzt am Maxim-Gorki-Theater Berlin. Unter dem Pseudonym Fritz Kater schreibt Petras auch Theaterstücke.

1964 in Meschede/Sauerland geboren, wächst Armin Petras von 1969 an in Ostberlin auf. Nach dem Regiestudium übersiedelt er 1988 nach Westberlin.

Regiearbeiten an verschiedenen Theatern, Theaterleitung unter anderem in Kassel, Frankfurt und zuletzt am Maxim-Gorki-Theater Berlin. Unter dem Pseudonym Fritz Kater schreibt Petras auch Theaterstücke.

Seit 2013 leitet Armin Petras das Staatsschauspiel Stuttgart. Kürzlich wurde seine Intendanz bis 2021 verlängert. (StN)

http://www.stuttgarter-nachrichten.de/inhalt.theater-in-stuttgart-hass-ist-staerker-als-liebe.cf1f1d95-cf97-4da6-84c3-3941f720102d.html http://www.stuttgarter-nachrichten.de/inhalt.unterwerfung-in-hamburg-und-berlin-vor-uns-die-sintflut-oder-der-satte-buerger-als-held.ae83aaf0-81b0-4564-9c73-d53af40d312b.htm