Trotz einer sechsmonatigen Verschiebung des Baubeginns sind die Mitglieder der Bürgerinitiative gegen den Schießlärm der US-Army optimistisch, dass es bald ruhiger wird. Während der Bauphase wird das Schießtraining teilweise verlegt.

Böblingen - Die geplante Lärmdämmung der Schießanlage der US-Army bei der Böblinger Panzerkaserne verzögert sich weiter. Statt wie geplant in diesem Herbst werden die Bauarbeiten voraussichtlich erst im Frühjahr 2021 beginnen. Das teilte die Stadt am Donnerstag mit. Etwa ein Jahr sollen die Bauarbeiten an den Schießbahnen dauern. Erfreulich für die Anwohner der Range: Während der Lärmschutz gebaut wird, muss der Schießbetrieb eingeschränkt werden. Die Bauzeit wird für die Nachbarn der Range eine Entspannung bringen.

 

All dies wurde den Mitgliedern der Bürgerinitiative gegen den Schießlärm am Mittwochnachmittag bei einer Sitzung von Colonel Jason W. Condrey, dem Kommander in der Böblinger Panzerkaserne, persönlich mitgeteilt. An dem Treffen nahmen auch der Böblinger Oberbürgermeister Stefan Belz, die Baubürgermeisterin Christine Kraayvanger sowie Armin Weber vom Staatlichen Hochbauamt Stuttgart teil. Dieses plant und koordiniert die Bauarbeiten.

Coronabedingte Verzögerung

„Grund für die bisherigen Verschiebungen sind längere Planungen und umfangreichere Abstimmungen und Freigaben zwischen deutscher und US-Seite als erwartet“, erklärte Weber, „aber auch die Einschränkungen durch das Corona-Virus seit Mitte März.“ Weber hofft, dass es nicht zu weiteren Verzögerungen kommt, etwa wegen der Wetterbedingungen oder Problemen mit Bauunternehmen oder um das passende Material zu besorgen.

„Das macht uns alles andere als zufrieden. Wir müssen aber damit zusammen bestmöglich umgehen, wie bei anderen Bauprojekten auch. Wir wissen, dass das die Geduld der Betroffenen weiter auf die Probe stellt. Aber ich bin überzeugt: Alle Beteiligten betreiben den größtmöglichen Aufwand, um dieses umfassende Projekt so schnell wie irgend möglich zu realisieren. Die Zielgerade ist in Sicht“, so Bürgermeisterin Christine Kraayvanger. Der Kommandeur der US-Army Garrison Stuttgart, Colonel Jason W. Condrey, und Böblingens Oberbürgermeister Stefan Belz bekräftigen: „Wir arbeiten gemeinsam unter Hochdruck daran, dass die Lärmschutzmaßnahmen auf den Schießbahnen 4 und 5 so schnell, wie es geht, umgesetzt werden.

Auch Positives gab es zu berichten: So lasse sich der vom Gemeinderat beschlossene Kostenanteil der Stadt von 300 000 Euro vermutlich halten. Den Großteil der Kosten trägt die US-Army. Ebenfalls positiv: Während der Arbeiten wird auf den betroffenen Bahnen 4 und 5 kein Schießbetrieb stattfinden. Das Training, das normalerweise auf den Schießbahnen 4 und 5 durchgeführt wird, wird in erster Linie auf die bereits gedämmten Schießbahnen 1 bis 3 verlegt, alternativ dazu auch auf dem Trainingsgelände in Baumholder und in einigen Fällen auf dem Trainingsgelände in Grafenwöhr.

Der Colonel lädt die Bürgerinitiative ein

„Für uns ist es eine tolle Perspektive, dass wir während der Bauarbeiten deutlich weniger Schießlärm haben werden“, sagte Lucienne Graupe von der Bürgerinitiative. Die Verzögerung der Bauarbeiten sei natürlich problematisch. „Mich erinnert das fast an den Berliner Flughafen“, sagte Graupe. Aber die Gründe dafür erscheinen ihr plausibel. Insgesamt sei es ein „gutes und sehr konstruktives Gespräch“ gewesen, sagte auch Graupes Mitstreiter Ulrich Durst. „Wir hatten Zeit, auch die Stimmung der Bevölkerung darzustellen, die kein Verständnis dafür hat, dass sich alles weiter verzögert. Der Colonel war sichtlich beeindruckt von dem, was wir vermittelt haben.“

Colonel Condrey, der die Teilnehmer der Runde auf Deutsch begrüßte, lud die Vertreter der Bürgerinitiative ein, die Range mit der Schießanlage zu besichtigen und die Perspektive der US-Army dazu kennenzulernen. Ein Termin steht offenbar schon fest. „Das ist ein tolles Zeichen“, sagte Lucienne Graupe.

Seit 25 Jahren kämpft die Bürgerinitiative Rauher Kapf gegen den Schießlärm der Range, wo die US-Army ihre Einsätze für die Krisengebiete in aller Welt trainiert. Einen Durchbruch hat es im Sommer 2018 gegeben, als die US-Army gemeinsam mit der Stadt Böblingen die Dämmung der offenen Schießbahnen beschloss. „Ich bin optimistisch, dass der jetzt verkündete Zeitplan eingehalten wird“, sagt Lucienne Graupe.