Die Bürgerinitiative gegen Schießlärm kämpft unermüdlich für einen Schallschutz an der Übungsanlage der Panzerkaserne. Auch eine Demonstration vor der Kaserne schließen die Initiatoren nicht aus. Im Interview nennen sie Details.

Böblingen – Bis zum Jahr 1995 lebten die Bewohner des Böblinger Wohngebiets Rauher Kapf in friedlicher Nachbarschaft zur US-Army in der Panzerkaserne. Doch dann wurde der Standort zum Trainingsplatz für die Special Forces, die hier für Kriegseinsätze in aller Welt üben, vor allem auf dem Schießplatz. Seither kämpft eine Bürgerinitiative gegen die Lärmbelästigung. Nun haben sie zu einem ungewöhnlichen Mittel gegriffen: Mit einem offenen Brief an den obersten US-General in Deutschland fordern sie eine Schalldämmung an der Schießanlage. Im Interview gehen sie ins Detail.
Herr Durst, Herr Knoblauch, Herr Haist, heute ist es so ruhig hier auf dem Rauhen Kapf. Kein Schießlärm ist zu hören. Offenbar haben die Amerikaner schon auf Ihren offenen Brief reagiert.
Knoblauch Das hat nichts mit uns zu tun. Die Amerikaner müssen sparen.
Durst Das ist eher Zufall. Der Schießplan für Juli sieht weniger Schießtage vor. Dafür hat uns die US-Armee im Juni gezeigt, was sie alles darauf hat. Da war es so schlimm wie noch nie.

Haben Sie schon eine Antwort der Verantwortlichen der Armee erhalten?
Durst Nein.

Haben Sie eine erwartete?
Durst Ja, auf jeden Fall.
Knoblauch Ich rechne nicht mit einer Reaktion, weil die Armee auch bisher nie auf unsere Schreiben reagiert hat.

Nun, dieses Mal greifen Sie aber mit dem offenen Brief, der direkt den ranghöchsten US-General in Deutschland anspricht, zu einer recht drastischen Methode.
Durst Wir führen seit 18 Jahren einen Kampf gegen den Schießlärm – ohne Ergebnis. Im Gegenteil: die unerträgliche Lärmbelästigung wird immer schlimmer. Mehr als 1000 Anwohner im Wohngebiet Rauher Kapf und in Schönaich sind davon betroffen. Wir fühlen uns ohnmächtig und verzweifelt, der Ignoranz und Willkür der US-Army ausgeliefert. Wir kommen kein Stückchen weiter. Deshalb haben wir uns zu diesem ungewöhnlichen Schritt eines offenen Briefs in Ihrer Zeitung entschieden. Damit wollen wir die Verantwortlichen zum Handeln bewegen.

Aber es gab doch viele Gespräche mit der US-Army und den deutschen Behörden.
Knoblauch Ja, es gab unendlich viele Verhandlungen. Trotzdem leben wir hier seit Jahren wie auf dem Schlachtfeld. Die gemessenen Lärmwerte überschreiten alle zulässigen Grenzwerte. Es gibt nun endlich ein Konzept, wie man den Schießlärm eindämmen kann. Das haben vor zwei Jahren alle Beteiligten – darunter ranghohe US-Soldaten aus Grafenwöhr, Heidelberg und Wiesbaden – beschlossen. Wir dachten: nun geht es endlich voran. Doch jetzt will niemand den Schallschutz bezahlen.
Haist Die US-Army hat angeblich kein Geld. Aber in den vergangenen Jahren hat sie 180 Millionen Euro auf dem Gelände der Panzerkaserne investiert: für einen Supermarkt, ein Hotel, eine große Sportanlage. Zurzeit wird eine große zentrale Schule für die Region gebaut. Die Schalldämmung der Schießanlage würde drei Millionen Euro kosten. Das sind gerade einmal 1,6 Prozent der 180 Millionen.

Haben die deutschen Behörden keinen Einfluss auf das, was die US-Army hier tut?
Knoblauch Nun, die US-Armee hat das Gelände der Panzerkaserne von der Bundesanstalt für Immobilienaufgaben, der Bima, gemietet, die dem Bundesfinanzministerium unterstellt ist. Also ist die Bima als Vermieterin in der Pflicht, Einfluss zu nehmen und zu handeln. Unser großes Problem ist, dass wir nicht wissen, wer der richtige Ansprechpartner ist. Das gilt sowohl für die amerikanische als auch für die deutsche Seite. Mal sprechen wir mit der Bima, mal mit der Wehrbereichsverwaltung Süd, die dem Verteidigungsministerium unterstellt ist. Doch zuständig für unsere Probleme fühlt sich keiner. Sie hätten keinen Einfluss auf das, was die US-Army tut, heißt es.
Haist Nach dem Truppenstatut muss sich auch die US-Army an die geltenden deutschen Gesetze halten.