Zwei Drittel aller Verkehrsopfer lassen ihr Leben auf Landstraßen. Das Land Baden-Württemberg will deshalb mit Schildern das Bewusstsein dafür schärfen, welche Gefahrensituationen hier lauern können.

Rems-Murr: Phillip Weingand (wei)

Kaisersbach - Als der baden-württembergische Verkehrsminister Winfried Hermann (Grüne) bedächtig das Tuch von dem Schild zieht, ertönt lautes Gekreische. Nicht unbedingt, weil die neue Kampagne zur Verkehrssicherheit die Bürger zu Jubelstürmen animiert, sondern eher, weil das Schild, das Hermann gerade enthüllt, auf dem Parkplatz des Schwaben-Parks in Kaisersbach (Rems-Murr-Kreis) steht. Drinnen frönen johlende Freizeitparkbesucher dem Fahrspaß mit Achterbahn und Co., draußen geht es gewissermaßen um das Gegenteil. Zumindest dann, wenn man Fahrspaß mit zu hohen Geschwindigkeiten und riskanten Überholmanövern gleichsetzt.

 

Warum die neuen Schilder beim Schwaben-Park und anderswo stehen:

Das Land versucht schon lange, die Zahl der Verkehrstoten zu reduzieren. „Im Jahr 2011 haben wir das Ziel ,keine Verkehrstoten‘ herausgegeben“, sagt Hermann. Ein Rückgang sei auch erreicht worden – aber er wird immer langsamer. Deshalb hat das Ministerium nun für die 2019 ins Leben gerufene Kampagne „Vorsicht, Rücksicht, Umsicht“ knapp 340 000 Euro in die Hand genommen. Mit Broschüren, Plakaten und Videos in den sozialen Medien sollen Autofahrer daran erinnert werden, welche Gefahren im Straßenverkehr lauern – „nicht mit erhobenem Zeigefinger, sondern humorvoll“, erklärt Hermann.

Gut hundert solcher Schilder, wie sie nun auf dem Parkplatz des Schwaben-Parks stehen, sind ebenfalls ein Element der Kampagne. Sie sind mit durchgestrichenen Piktogrammen gestaltet, ähnlich wie klassische Verbotsschilder. Aber dass sich Sonnenschein, Wildwechsel oder Regen nicht einfach untersagen lassen, ist klar. Deshalb erklären die Schilder direkt darunter, dass angepasste Geschwindigkeit gegen diese Gefahrenquellen die bessere Alternative ist.

Motorradfahrer sind besonders gefährdet

Landstraßen, wie es sie im Rems-Murr-Kreis viele gibt, stehen in diesem Jahr im Fokus der Kampagne. „Auf Landstraßen ereignen sich fast zwei Drittel aller tödlichen Unfälle“, sagt Hermann. Die kurvigen Strecken verleiteten zum zu schnellen Fahren – besonders jene, die ohnehin recht verwundbar sind. „Motorradfahrer sind bei den Verkehrstoten überproportional repräsentiert.“

Auch die Kaisersbacher Bürgermeisterin Katja Müller weiß darum – ihr Ort ist nicht nur Ziel der Schwaben-Park-Besucher, sondern auch vieler Biker. Dass sich die Zahl der Unfälle durch die Schilder drastisch reduziert, glaubt sie nicht. „Aber je öfter man damit konfrontiert wird, desto eher ergibt sich eine Veränderung im Denken“, hofft sie.