Schlafforscher Riemann hat philosophische Bedenken


Für manche Menschen stellt das Klarträumen überhaupt kein Problem dar. "Ich kann eigentlich immer klarträumen, wenn ich mir das vornehme", sagt die Psychologiestudentin Ninja Horr. Ihr Trick: "Ich achte im Traum auf Sachen, die keinen Sinn haben." Beispielsweise kann man sich Mund und Nase zuhalten. Tagsüber kriegt man dann keine Luft mehr, im Traum kann man trotzdem atmen. Wann immer solch ein Realitätstest fehlschlägt, weiß Ninja, dass sie gerade träumt. In diesem Fall kann sie die Umgebung im Traum ändern oder bestimmen, was sie als Nächstes macht. "Ich glaube, Klarträumen ist vor allem gut, um alternative Handlungsmöglichkeiten durchzuspielen", sagt die 21-Jährige.

Diese Funktion habe der REM-Schlaf aber auch ohne Klarträume, sagt Riemann. Vielleicht erfülle das Träumen seine Funktion sogar am besten, wenn man nicht versuche, es zu beeinflussen. Daneben habe er philosophische Bedenken: "Der Mensch will alles beherrschen und kontrollieren. Die wache Welt kontrolliert er schon. Jetzt will er auch noch das Träumen kontrollieren - den einzigen Bereich, auf den er bisher keinen Zugriff hat."

Daniel Erlacher sieht das pragmatischer: Zum einen hätten selbst regelmäßige Klarträumer jede Nacht zwei bis drei REM-Phasen ohne luzide Träume. Und zudem gelte: "Wenn doch die Leute, die regelmäßig Klarträume haben, ganz normal sind, dann kann es so schlimm nicht sein." Im Heidelberger Schlaflabor vergeht die Nacht indes ohne luzide Träume. Natascha konnte nach dem Konsolenspielen nur schwer wieder einschlafen. Mit dem Kopfballtraining hat es daher nicht geklappt. Natascha wirkt trotzdem zufrieden, als sie gegen 10 Uhr aus der Schlafkammer kommt: "Geschlafen hab ich viel - geträumt eher weniger."