Die Supermärkte haben weniger Pasta in den Regalen, weil viele Deutsche aus Angst vor dem Coronavirus ihre Nudelvorräte aufgestockt haben. Dazu listet Rewe Nudeln des Weltmarktführers Barilla aus. Was steckt dahinter?

Geld/Arbeit: Daniel Gräfe (dag)

Stuttgart - Der Verkäufer einer Stuttgarter Rewe-Filiale kann bei der Frage nach Pasta von Barilla kaum helfen. Da komme einiges zusammen, entschuldigt er sich. Da seien die Hamsterkäufe aus Furcht vor dem Coronavirus – und dann noch die stockenden Preisverhandlungen zwischen Rewe und dem größten Teigwarenproduzenten weltweit. Um noch ein paar Packungen zu bekommen, müsse man sich sputen.

 

Auch andernorts gehen die Barilla-Bestände zur Neige, wie Testanrufe unserer Zeitung in Rewe-Filialen bestätigen. Vor Ort ist in einem Regal der Hinweis zu finden, dass man im Interesse an stabilen Preisen vorübergehend auf eine Belieferung mit dem Artikel verzichte. Ein Sprecher von Rewe bestätigt, dass man ausgewählte Barilla-Produkte aus den Regalen genommen habe, da es „hinsichtlich der künftigen Preisgestaltung unterschiedliche Auffassungen“ gebe. Wie lange die Auslistung der Produkte gelte, sagt er nicht, auch nicht, ob das Pasta-Angebot insgesamt geringer werde.

Auch Barilla zeigt sich nicht besonders auskunftsfreudig. Man wolle aber versichern, „dass die Preisanpassung bereits im November an die Handelspartner kommuniziert wurde und in keinem Zusammenhang zur aktuellen Situation mit dem Coronavirus“ stehe.

Barilla ist der Marktführer, wenn es um Teigwaren geht

Barilla zählt zu den bekanntesten Marken in Deutschland, zudem Nudeln zu den Lieblingsgerichten der Deutschen gehören. Rund 700 000 Tonnen Teigwaren lagen im vergangenen Jahr in den Supermarktregalen. Während die heimischen Unternehmen besonders landestypische Produkte wie Spätzle produzieren, wurden 550 000 Tonnen Teigwaren importiert, das Gros aus Italien – und hier vor allem von Barilla.

Einen Nudel-Notstand wird es wegen Rewes Auslistung von Barilla aber sicherlich nicht geben. Zwar teilen Supermarktketten wie Aldi Süd, Lidl und Kaufland auf Anfrage unserer Zeitung mit, dass man derzeit eine höhere Nachfrage nach Nudeln und anderen haltbaren Produkte registriere: Man stelle die Versorgung sicher, nicht nur bei Nudeln und stehe mit Lieferanten im engen Kontakt; nur Edeka Süd nennt explizit „Versorgungsengpässe im Bereich Desinfektionsmittel“. Und doch wirft die Nudelkrise zwischen Barilla und Rewe ein Schlaglicht darauf, dass Supermarktketten und Produzenten mit immer härteren Bandagen um die Preise kämpfen. Und deshalb immer wieder Waren in den Regalen fehlen.

Hersteller und Händler kämpfen mit harten Bandagen

So berichtete das Fachblatt „Lebensmittelzeitung“ im Februar, dass Edeka Bestellungen von Coca-Cola stoppte und sich auch Real und Milram sowie Kaufland und Zott nicht auf einen neuen Vertrag einigen konnten. „Die Konflikte mit der Industrie werden zunehmen“, zitierte das Blatt einen Händler.

Dazu trägt auch bei, dass sich die Händler zusammenschließen, um gegenüber Coca-Cola, Nestlé & Co. bessere Preis- und Lieferbedingungen durchzusetzen. So gehört Edeka wie auch Coop und Intermarché der europäischen Einkaufsgemeinschaft Agecore an. Insgesamt bilden Handelsketten aus fünf europäischen Ländern die 2015 gegründete Allianz. Seitdem hat das Bündnis immer wieder Waren boykottiert.

Dass Edeka womöglich dem Beispiel Rewes folgen und Barilla auslisten könnte, zeichnet sich derzeit nicht ab. „Das ist uns nicht bekannt“, sagt ein Sprecher von Edeka Südwest. Da die Mehrzahl der Märkte von selbstständigen Kaufleuten betrieben werde, die auch ihr Sortiment individuell zusammenstellten, könne man aber keine Aussage zu einzelnen Märkten treffen.