Nach einem Jahre andauernden Ringen zwischen dem Eigentümer einer Mühle und der Stadt Leinfelden-Echterdingen scheint sich nun eine Lösung für den Umbau eines Wehrs anzubahnen.

Leinfelden-Echterdingen - Wir haben uns die Zähne ausgebissen“, erinnert sich die Erste Bürgermeisterin Eva Noller an die Bemühungen der Stadt, das Wehr bei der Schlechtenmühle zurückzubauen. Jahrelang lag die Stadtverwaltung von Leinfelden-Echterdingen mit dem Eigentümer im Clinch. Während der jüngsten Sitzung des Technischen Ausschusses (TA) in der vergangenen Woche erklärte Bürgermeisterin Noller nun, dass sich eine Lösung abzeichnet – wenn auch keine einvernehmliche.

 

Zunächst sollen die bereits bestehenden Pläne für den Wehrrückbau von der Stadt an die Firma Landsiedlung Baden-Württemberg verkauft werden. Das Unternehmen wiederum möchte die Pläne verwenden, um das Wehr im Auftrag des Eigentümers umzubauen. Hintergrund ist, dass inzwischen das Landratsamt Esslingen ultimativ darauf drängt, der Eigentümer möge das Wehr zurückbauen. Für den Umbau werden der Landsiedlung Ökopunkte gutgeschrieben. Diese Ökopunkte möchte die Stadt wiederum kaufen. Der TA stimmte diesem von der Stadtverwaltung vorgeschlagenen Weg einstimmig zu.

Worum geht es? Seit 2009 verfolgt die Stadt das Ziel, die Durchgängigkeit des Reichenbachs bei der Schlechtenmühle zu verbessern. Dort, wo noch bis 1994 Getreide gemahlen wurde, soll das Wehr zurückgebaut und eine sogenannte raue Rampe eingebaut werden. Über die Rampe könnten dann Fische und andere Wassertiere die ansonsten unüberwindbare Barriere passieren. Eine entsprechende Planung wurde im Jahr 2010 von der Stadt in Auftrag gegeben. Die Maßnahme sollte als Ausgleich für neue Bebauungspläne dienen.

Keine gemeinsame Lösung gefunden

Weil sich das Wehr im Siebenmühlental jedoch in Privatbesitz befindet und der Eigentümer andere Vorstellungen vom Rückbau seiner Wehranlage hatte, wurde lange Zeit um die beste Lösung gerungen. Ein gemeinsamer Nenner wurde nicht gefunden.

Im Sommer 2019 forderte schließlich die Untere Wasserschutzbehörde des Landkreises Esslingen die Eigentümer dazu auf, bis Ende März eine genehmigungsfähige Planung für den Wehrrückbau der Schlechtenmühle vorzulegen und diese innerhalb eines Jahres umzusetzen.

Der Eigentümer der Schlechtenmühle Eckhard Laible kämpfte jahrelang für eine andere als jene von der Stadt favorisierte Lösung. Nun bleibe ihm nichts anderes mehr übrig, als den Anweisungen der Behörden zu folgen. „Wir haben uns damit abgefunden. Wir haben es einfach satt“, sagt er. Er hätte statt einer rauen Rampe lieber eine Umgehungsgerinne gebaut. „Das wäre im Sinne des Naturschutzes die bessere Lösung“, ist er überzeugt. Dafür hätte er sogar Flächen abgegeben. „Aber das will die Stadt nicht“, bedauert er.

An der rauen Rampe störe ihn vor allem, dass diese in den immer häufigeren heißen Sommern zu wenig Wasser tragen werde. Sie könne dann einerseits den Tieren nicht mehr als Weg dienen und könnte andererseits zu einem Müllfang werden, befürchtet der Mühlenbesitzer.

Ökopunkte werden verkauft

Die bereits erstellten Pläne möchte die Stadt der Landsiedlung für 29 155 Euro verkaufen. Die Stadtverwaltung schätzt, dass die Landsiedlung für den Umbau zwischen 310 000 und 420 000 Ökopunkte von der Unteren Naturschutzbehörde des Landkreises erhält. Die Stadtverwaltung möchte diese Ökopunkte nach der Fertigstellung für einen Preis von 56 oder 72 Cent je Ökopunkt zurückkaufen. Insgesamt würden, beim Kauf von 420 000 Ökopunkten, 235 200 oder 302 400 Euro ausgegeben werden. „Das ist ein günstiger Preis“, betonte die Bürgermeisterin Noller während der TA-Sitzung. Es sei etwa die Hälfte des ansonsten üblichen Preises.

Falls das Geschäft zustande kommt, könnten diese Ökopunkte allerdings nicht als Ausgleich für neue Bauvorhaben verwendet werden. Im Jahr 2011 ging die Stadt Leinfelden-Echterdingen noch von einem raschen Umbau des Wehrs aus. Die Ökopunkte wurden deshalb bereits für den Bebauungsplan „Erweiterung Gewerbegebiet Sielminger Straße“ und für das Bauvorhaben „Erweiterung des Mitarbeiterparkplatzes der Firma Bosch Leinfelden“ verplant.