Aber eine Flaute für die Windkraft zeichnet sich ab. Zum einen sagt selbst Robert Habeck, dass man „die Akzeptanz der Energiewende“ im Blick haben müsse. Landkreise wie Dithmarschen mit 829 Windkraftanlagen oder Nordfriesland mit 749 gelten heute schon als „vollgestellt“. Überdies wirkt sich ein Urteil des Oberverwaltungsgerichts Schleswig-Holstein vom Januar 2015 aus, das die frühere Windenergieplanung in Schleswig-Holstein weitgehend kassierte. Die Landesregierung erstellte daraufhin ein Moratorium bis Juni diesen Jahres, dass die Aufstellung neuer Windkraftanlagen untersagte – abgesehen von Ausnahmen in immerhin 343 Fällen. Man sorge dafür, dass der Windkraftausbau „unter widrigen Umständen“ nicht über die Maßen „ausgebremst“ werde, sagt Robert Habeck. Das Moratorium aber soll bis Ende September 2018 verlängert werden, wenn neue Regionalpläne fertig sind.

 

Die CDU will einen größeren Abstand zu Wohnhäusern

Die CDU und die FDP – bisher in der Opposition – haben den Ärger von Bürgern über die Windkraft aufgegriffen. So hat der CDU-Spitzenkandidat Daniel Günther in sein 100-Tage-Programm im Falle einer Regierungsübernahme eine Verlängerung des Windkraftmoratoriums aufgenommen sowie die Überarbeitung der Regionalpläne mit dem Ziel von höheren Abständen (1200 Meter) der Windkrafttürme zur Wohnbebauung. Die Liberalen wollen einen Abstand des siebenfachen der Anlagenhöhe. Die CDU weist auch auf die Schwachstelle hin, dass dem Stromnetz im Norden noch der Anschluss an den Süden fehlt. Günther sagte im Gespräch mit unserer Zeitung: „Die Regierung in Kiel hat den Ausbau der Windkraft forciert und ausgeblendet, dass es noch keine Abnehmer und keine Netze zur Weiterleitung für den Strom gibt. Die Folge ist, dass wir 2015 rund 300 Mio Euro Entschädigung für nicht abgenommen Strom aus Erneuerbaren Energien zahlen mussten - im Jahr 40 Euro pro Haushalt.“ Die CDU wolle, dass der Netzausbau „Hand in Hand“ mit dem Aufbau von Anlagen erfolge.

Schließlich dämpft der sogenannte „Nord-Deckel“ der Bundesregierung die Windeuphorie in Kiel. Bei der Verabschiedung der Reform des Erneuerbaren-Energie-Gesetzes (EEG) war der Ausbau der Windenergie in Schleswig-Holstein, Mecklenburg-Vorpommern und Nordniedersachsen eingeschränkt worden, da dies „Netzengpassgebiete“ seien. An den bundesweiten Ausschreibungen von 3000 Megawatt darf die Region sich nur mit 902 Megawatt im Jahr beteiligen. In Kiel hat man errechnet, dass dies dem „durchschnittlichen Zubau der Jahre 2013 bis 2015“ entspreche. Auch die Bundespolitik hat die Windkraft im Norden also etwas gebremst.