Die geplante Schließung der Unterstufe an der Burg Hohenfels und die weiter vorgesehene Zusammenlegung der bislang vier Standorte auf einen erregt bei der weltbekannten Internatsschule in Salem den Widerstand von ehemaligen und jetzigen Schülern, Eltern und Lehrern.

Salem - Wenn alles so kommt, wie es derzeit aussieht, dann könnte Deutschlands bekanntestes Internat bald an einem Standort vereinigt sein. „Ganz Salem in Salem“ lautet ein Konzept, das Schulleiter Bernd Westermeyer in Abstimmung mit dem Trägerverein der Schule Schloss Salem bis 2017 umsetzen will. Vorbereitet wurde es von dem Altphilologen Joachim Dorn. Um ganz sicher zu gehen, hat der Trägerverein gleich bei zwei renommierten Planungsbüros aufwendige Gutachten in Auftrag gegeben – der Stuttgarter Firma Drees + Sommer sowie bei dem Darmstädter Büro Stadtbauplan.

 

Das Vorhaben stößt jedoch bei Schülern, Eltern, Ehemaligen und einem Teil der Lehrer auf Widerstand, ist es doch die wohl größte Umwälzung in der Geschichte der 1920 von Kurt Hahn und Prinz Max von Baden gegründeten Privatschule. Das Konzept sieht die Schließung der Unterstufe auf der traditionsreichen Burg Hohenfels bei Stockach im Landkreis Konstanz und die Vereinigung mit der Mittelstufe vor. In einem zweiten Schritt soll die in Überlingen an den Standorten Spetzgart und Härlen untergebrachte Oberstufe dazukommen – wenn möglich, auch in Salem. Die weltweit bekannte Privatschule hätte dann nur einen Standort statt vier wie bisher.

Eventualitäten der Bildungspolitik als Grund

Als Grund werden Einsparungen und die Vorbereitung auf Eventualitäten und Unwägbarkeiten der Bildungspolitik genannt. Der Übergang von G 9 zu G 8 habe Salem als Standort der Mittelstufe geschädigt, da nur noch die drei Klassen von 8 bis 10 notwendig seien. Hohenfels werde „unhaltbar“, wenn die Unterstufe auf zwei Jahrgänge vermindert werden müsste, heißt es in internen Papieren.

Am Doppelstandort der Oberstufe Spetzgart/Härlen würden die größten bilanziellen Verluste geschrieben. Schon jetzt gebe es dort „große Leerstände“, die auch das neu eröffnete einjährige Salem Kolleg offenbar nicht auffangen konnte. Diese Einrichtung zur Studienvorbereitung sprach nur 28 statt der erhofften 48 Abiturienten an.

Aufgegeben würde die renommierte Schule Burg Hohenfels, die seit 1931 die Unterstufe beheimatet. Prominente wie Prinz Philip, der Ehemann von Queen Elisabeth II., haben sie besucht. Derzeit werden dort 75 Schüler der Klassen fünf bis sieben unterrichtet. Sie sollen nach den Plänen in Salem entweder ins Rentamt oder in den sogenannten Junibau einziehen.

Ex-Schüler installieren eine Protestseite auf Facebook

Die Räume dort müssten angemietet werden, wohingegen Hohenfels sich im Besitz der Schule befindet. Die Markgrafenfamilie hat der Schule für ihre Erweiterungspläne in Salem das Winterrefektorium, die so genannte Prinzenwohnung sowie die Prälatur zur Miete angeboten. Die Räume müssten für rund zwei Millionen Euro aufwendig umgebaut werden.

Auf Facebook haben Ex-Schüler mittlerweile eine Protestseite aufgebaut, die schon 1600 Unterstützer hat. Die Unterstufe auf Burg Hohenfels laufe hervorragend – dank Schulgeld von bis zu 34 000 Euro pro Schüler und Jahr. Es sei fraglich, ob man in Salem Räume für die Kleinsten vorfinden werde wie in Hohenfels.

Bei einer Schließung drohe zudem der Verlust der kompletten Unterstufe, was mit „enormen wirtschaftlichen Folgen und Arbeitsplatzverlust verbunden sein wird“, heißt es in einer Protestnote des Betriebsrates. Die Geschäftsleitung solle keinen „unumkehrbaren Beschluss“ treffen, bevor nicht das neue Konzept „vollständig durchdacht“ sei.