Vom schmucken Wahrzeichen zur Problemimmobilie: das Schloss Kaltenstein in Vaihingen steht seit zwei Jahren leer und harrt einer neuen Nutzung. Dass bald Bewegung in die Sache kommt, ist nicht ersichtlich.

Vaihingen/Enz - In der Stimme des Rathauschefs schwingt ein bisschen Frust mit. „Das Land müsste eigentlich sagen, was es im Schloss Kaltenstein haben will“, sagt Gerd Maisch. Der Vaihinger Oberbürgermeister hat allerdings den Eindruck, dass das Finanzministerium als Eigentümer nicht so recht entschlossen ist, welchen Weg es mit dem Vaihinger Wahrzeichen, das seit zweieinhalb Jahren leer steht, gehen will. Die Vermarktung komme womöglich nicht so recht voran, „weil man wohl noch die Hoffnung hat, dass sich doch noch eine Eigennutzung findet“, sagt Maisch.

 

Das zuständige Landesamt für Vermögen und Bau in Ludwigsburg befinde sich „in einer schweren Rolle“, vermutet Maisch. „Es wäre ja schön, wenn im Schloss eine Landeseinrichtung Platz finden würde“, noch schöner fände der Rathauschef aber, „wenn wir bald Klarheit bekommen würden“. Deshalb wolle er, sobald der neue Finanzminister sein Amt angetreten habe, einen Brief ans Ministerium schreiben, um der Sache Nachdruck zu verschaffen.

Noch immer brennt bis 23 Uhr die Beleuchtung des Schlosses

Seit das Christliche Jugenddorf den Mietvertrag zum Jahresende 2013 gekündigt hat, steht das Schloss leer. Das Land tut vieles, um von außen alles wie immer wirken zu lassen: um die 100 000 Euro steckt das Amt für Vermögen und Bau in das Schloss, das abends immer noch bis Punkt 23 Uhr beleuchtet wird. Doch mit einer Stellungnahme zur Zukunft des Schlosses tut man sich hörbar schwer.

„Das Schloss ist eine tolle Immobilie“, sagt Frank Berkenhoff, derzeit Leiter des Amts, „es ist ein Wahrzeichen, das beherrschend über der Stadt steht.“ Allerdings habe das Wahrzeichen auch einen Malus aufgrund dieser Besonderheiten: „Es ist gleichzeitig eine sehr schwer zu vermarktende Immobilie“, sagt Berkenhoff. Verfolgt sein Amt nun die Vermarktung mit Hochdruck oder gibt es konkrete Pläne für eine Eigennutzung durch das Land? Berkenhoffs Antwort bleibt unpräzise: „Es wird nach wie vor in viele Richtungen gedacht.“ Mehrfach benutzt er Formulierungen wie „Es gibt keine Festlegungen“ oder „Man will sich keine Türen verschließen“.

Der Amtsleiter drückt sich um klare Aussagen

Wichtig ist Berkenhoff aber „die klare Aussage: es wird daran gearbeitet“. Er wolle seine Behörde keinesfalls in den Ruch geraten lassen, dass die Immobilie Kaltenstein in Ludwigsburg lediglich verwaltet werde. Es gebe durchaus Interessenten, die sich vorstellen könnten, im Schloss einzuziehen, es zu kaufen oder zu mieten. Da aber die Verhandlungen noch nicht so weit gediehen seien, könne er diesbezüglich noch kein Statement abgeben. „Ich hoffe, dass wir in ein paar Monaten weiter sind.“

Die Hürden bei der Vermarktung sind hoch: das Schloss bietet eine Grundfläche von rund 3500 Quadratmetern, hinzu kommt ein Grundstück, das rund 7200 Quadratmeter groß ist. Zum Schloss gehört auch ein zwei Hektar großer Weinberg, der momentan von einem örtlichen Wengerter bestellt wird.

Flüchtlinge werden wohl eher nicht die neuen Schlossherren

Von einer speziellen Nutzungsart ist inzwischen übrigens keine Rede mehr: es wurde durchaus schon diskutiert, ob sich das Schloss als Unterkunft für Flüchtlinge eignet – Flüchtlinge als Vaihinger Schlossherren? Manch einer befürchtete, dass damit ein schlechtes Signal an die Vaihinger Bevölkerung gesendet werden könnte. Inzwischen aber ist die Not bei der Unterbringung von Flüchtlingen kleiner.