Die biologische Sammlung im Schloss Rosenstein ist in Gefahr gewesen: Schimmelpilze machten sich an den Schnäbeln der präparierten Vögel zu schaffen und der Museumskäfer war auf dem Vormarsch. Deshalb wird das Dach des Schloss Rosenstein zurzeit erneuert.

Bad Cannstatt - Mehr als 100 000 Menschen besuchen das Schloss Rosenstein pro Jahr. Die biologische Sammlung des Naturkundemuseums ist dort untergebracht. Doch während die meisten Stuttgarter schon einmal in den Ausstellungsräumen im Erdgeschoss waren, bleibt die obere Etage des klassizistischen Bauwerks von der Öffentlichkeit meist unentdeckt. Rund 70 000 präparierte Vögel und 50 000 Eier lagern dort. Bis vor Kurzem beherbergte das Museumsmagazin außerdem gut 50 000 ausgestopfte Säugetiere, darunter einen Puma und einen Leoparden.

 

Ein Insekt, das sich von ausgestopften Tieren ernährt

Die Säugetiere wurden aber inzwischen ins ebenfalls zum Naturkundemuseum gehörenden Museum am Löwentor gebracht. Denn die biologische Sammlung im Schloss Rosenstein war in Gefahr. Schimmelpilze setzten den Schnäbeln der präparierten Vögel zu und der Museumskäfer, ein Insekt, das sich von ausgestopften Tieren ernährt, war auf dem Vormarsch.

Der Grund: „Das Dach war extrem schlecht isoliert“, sagt Ulrich Schmid, der Leiter der Abteilung Bildung und Öffentlichkeit des Naturkundemuseums. Extreme Temperaturschwankungen von nur zwölf Grad im Winter und bis zu heißen 35 Grad im Sommer seien die Folge gewesen. Gerade in der wärmeren Jahreszeit wurde das für die Museumsmitarbeiter zum Problem. Denn bei hohen Temperaturen sind die kleinen Krabbeltierchen besonders aktiv. Außerdem sei der Dachstuhl am Ende so verrottet gewesen, dass es sogar herein geregnet hätte.

Ulrich Schmid und Evelyne Nitsche

Der Landesbetrieb Vermögen und Bau Baden-Württemberg, der für die Immobilie verantwortlich ist, musste handeln. Seit November 2013 wird das gut 30 Jahre alte Zinkdach saniert. „Der Dachstuhl war in einem deutlich schlechteren Zustand als gedacht“, sagt Evelyne Nitsche von dem Landesbetrieb. Insgesamt seien drei Bauabschnitte geplant. Zurzeit wird das Dach auf der nordwestlichen Schlossseite erneuert. Eine rund 18 Zentimeter dicke Dämmschicht soll die Präparate in Zukunft besser vor der Witterung schützen. Das Verfahren ist kompliziert, denn das Schloss Rosenstein steht unter Denkmalschutz. Jeder Schritt muss mit der zuständigen Behörde abgestimmt werden. „Ich kann nicht einfach am historischen Sandstein eine Dämmung anbringen“, sagt Nitsche. Die Arbeiten am ersten Bauabschnitt sind beinahe abgeschlossen. Im kommenden Frühjahr ist dann der südöstliche Teil des historischen Bauwerks an der Reihe. Und schließlich folgen 2016/17 noch räumliche Umbaumaßnahmen im Obergeschoss. Außerdem soll wenn nötig eine Lüftungsanlage eingebaut werden. Alle drei Bauabschnitte kosten das Land zusammen rund vier Millionen Euro.

Für die Museumsbesucher gibt es keine Einschränkungen

Noch in diesem Sommer ziehen die präparierten Vögel von der Südseite des Schlosses in die ohnehin kühleren in Richtung Norden gelegenen Räume. Die Säugetiere bleiben im Museum am Löwentor, sodass man im Schloss Rosenstein Platz für einige zusätzliche museumspädagogische Arbeitsräume hat. Alle Sanierungs- und Umbaumaßnahmen erfolgen bei laufendem Betrieb, für die Museumsbesucher gibt es keine Einschränkungen.

Ulrich Schmid ist froh, dass das Dach endlich saniert wird. „Wir sind mit der Situation schon lange unzufrieden“, sagt er und betont, wie wichtig die biologische Sammlung nicht nur für das Museum, sondern auch für die Forschung sei. „Wir haben hier viele historische Präparate“, sagt der Museumsmitarbeiter. Sie stammen aus Orten und Gegenden, an denen diese Tierarten heute zum Teil schon lange nicht mehr vorkommen. Die Präparate in der Sammlung seien somit unersetzlich.