Opioid-Schmerzmittel sind in der Schmerztherapie unerlässlich. Doch sie haben oft erhebliche Nebenwirkungen. US-Forscher haben jetzt einen neuen Wirkstoff entdeckt, der eine verträglichere Alternative zu Opioiden sein könnte.

Wochenend-Magazin: Markus Brauer (mb)

Winston-Salem/Stuttgart - US-Forscher haben einen neuen Arzneiwirkstoff entdeckt, der eine Alternative zu Opioid-Schmerzmitteln sein könnte. In Tierexperimenten zeigte sich der Wirkstoff mit Namen AT-1221 100-fach wirksamer als Morphin. Dabei traten bei den Versuchstieren – Rhesusaffen – weder Abhängigkeitssymptome noch Atemlähmungen oder andere für Opioide typische Nebenwirkungen auf.

 

Die Wissenschaftler um den Klinischen Pharmakologen Huiping Ding von der Wake Forest School of Medicine in Winston-Salem (US-Bundesstaat North Carolina) veröffentlichten ihre Studie im Fachmagazin „Science Translational Medicine“. Sollte sich die Ergebnisse auch beim Menschen bestätigen, könnte dies vielen Schmerzpatienten weltweit Linderung und Hilfe verschaffen.

Sehr geringe Dosis hemmt bereits die Schmerzen

In den Tierversuchen zeigte sich, dass bereits eine geringe Dosis von AT-121 die Schmerzen der Affen genauso wirksam wie ein herkömmliches Opioid hemmte. „Die Analyse der Dosis-Wirkungs-Kurve zeigte, dass diese Wirkung 199 Mal potenter war als Morphin“, schreiben die Forscher. Die Studie zeige, dass „AT-121 nicht nur verträglich ist und nicht abhängig macht, es wirkt auch noch sehr effektiv gegen Schmerzen“, sagt der Pharmakologe Mei-Chuan Ko.

Was tun gegen Schmerzen?

Schmerzen haben eine wichtige Warn- und Signalfunktion: Sie machen aufmerksam auf vorübergehende Gesundheitsstörungen. Wenn akute Schmerzen immer wiederkehren und über längere Zeit andauern, handelt es sich um chronische Schmerzzustände. Nach Angaben der Deutschen Schmerzgesellschaft leiden in Deutschland schätzungsweise 23 Millionen Menschen unter chronischen Schmerzen.

WHO-Stufenschema

Die Weltgesundheitsorganisation WHO (World Health Organization mit Sitz in Genf) hat ursprünglich für die Tumortherapie ein dreistufiges Stufenschema entwickelt, nach dem Ärzte chronische Schmerzen behandeln sollen. Es unterscheidet zwischen leichten, mittelstarken und starken bis sehr starken Schmerzen.

Der behandelnde Arzt muss die Schmerzstärke vor Therapiebeginn richtig einschätzen. Dafür gibt es sogenannte Schmerzskalen, welche zur Erfassung und Dokumentation von Schmerzen dienen. Der Patient kann sein Schmerzempfinden mit Hilfe einer Richterskala von 0 bis 10 (0 = keine Schmerzen; 10 = stärkste vorstellbare Schmerzen) selbst messen.