Die Minen reißen riesige Krater in die Landschaft, die Arbeitsbedingungen sind mitunter katastrophal: Der Abbau von Gold geht oft mit Problemen einher. Was ist anders bei Fairtrade-Gold? Und welche nachhaltigen, ökologische Alternativen für Schmuck gibt es noch?

Stuttgart - Schmuck aus Gold ist begehrt, gerade in Krisenzeiten. Doch während man bei Kleidung oder Lebensmitteln inzwischen in der Regel gut nachvollziehen kann, wo und wie sie produziert wurden, ist das mit Gold oder Goldschmuck nicht ganz so einfach. Welche Probleme mit dem Schürfen von Gold einhergehen und welche Alternativen es gibt: Ein Überblick.

 

Wie viel Gold wird jährlich geschürft – und wie viel wird für Schmuck verwendet?

Ungefähr 3300 Tonnen Gold wurden laut dem Online-Portal Statista im Jahr 2019 weltweit gefördert. Etwa die Hälfte des Goldes, das jährlich verarbeitet wird, wird für Schmuck verwendet. Rund zehn Prozent gehen in die Industrie – zum Beispiel für die Produktion von Elektrogeräten – der Rest wird in Form von Goldbarren und Münzen gehandelt. Gerade in der Coronakrise ist die Nachfrage nach Gold gestiegen, auch in Deutschland. Mehr als 83 Tonnen des Edelmetalls wurden hierzulande allein im ersten Halbjahr 2020 in Form von Barren oder Münzen gekauft. Woher dieses Gold stammt und wie es gefördert wurde, steht dabei auf keinem Etikett. Auch beim Goldring oder der Halskette aus dem Schmuckgeschäft oder dem Online-Shop in der Regel nicht. Denn eine genaue Nachverfolgung der Lieferketten ist bei konventionell gefördertem und gehandeltem Gold kaum möglich.

Welche Probleme gibt es beim Gold-Abbau?

Verschiedene Umweltschutzorganisationen wie Rettet den Regenwald oder der World Wide Fund For Nature (WWF) weisen seit vielen Jahren auf die oft katastrophalen Bedingungen in und um konventionelle Goldminen hin. Etwa ein Viertel des Edelmetalls stammt laut dem WWF aus dem kleinhandwerklichen Goldminensektor, rund 40 Millionen Menschen arbeiten weltweit in diesem Bereich. Im Amazonas-Gebiet oder in Konfliktgebieten wie dem Kongo gibt es viele illegale Minen. Aber auch in den großen, industriellen Minen kommt es zu Problemen.

Zum einen sind da die schweren Arbeitsbedingungen, geringe Sicherheitsvorkehrungen und kaum existenzsichernde Löhne für die Arbeiterinnen und Arbeiter. Insbesondere im Kleinbergbau werden Arbeitsrechte und Sozialstandards missachtet, heißt es vom WWF. Zum anderen gehen mit dem Goldabbau immer wieder auch Landraub, Zwangsprostitution, Kinderarbeit oder Schmuggel einher. Und nicht selten werden die Erlöse aus dem Gold-Abbau in Konfliktgebieten für den Kauf von Waffen und die Bewaffnung von Milizen eingesetzt. Zum anderen hat der Abbau ökologische Folgen, auch in regulären Minen.

Welche Umweltfolgen werden beobachtet?

Für die Abbaustellen und Transportwege werden Wälder zerstört und riesige Krater in die Landschaften gerissen, teils mitten im Regenwald-Gebiet. Weil Gold in der Regel mit festem Gestein verbunden ist, muss es aufwendig herausgelöst beziehungsweise ausgewaschen werden. Das geschieht mithilfe von Chemikalien, meist mit Natriumcyanid oder Quecksilber. Diese Chemikalien vergiften die Böden in den Abbaugebieten, verseuchen das Trinkwasser und stellen ein gesundheitliches Problem dar.

Laut der Umweltschutzorganisation Greenpeace werden jährlich rund 100  Tonnen Quecksilber allein in den Amazonas gekippt, die Nicht-Regierungsorganisation Amazon Aid spricht zumindest von um die 40 Tonnen. 1,5 Millionen Menschen am Amazonas sind gesundheitlich von den Folgen der Vergiftung betroffen, heißt es vom WWF.

Wie unterscheidet sich Fairtrade-Gold davon?

Weltweit gibt es inzwischen einige Goldminen, in denen Gold nach ethischen Standards abgebaut und fair gehandelt wird. Der Verein Transfair – Fairtrade Deutschland unterstützt Bergbaukooperativen und kleingewerbliche Minen. Die zertifizierten Minen würden „ein hohes Maß an Verantwortung für die Arbeiter in den Minen, die lokale Gemeinschaft und die Umwelt“ übernehmen, sagt eine Sprecherin von Fairtrade Deutschland.

Die Fairtrade-Zertifizierung schreibt für die Arbeit in den Goldminen Schutzkleidung vor, dazu Gesundheits- und Sicherheitstrainings, ein Verbot von Kinderarbeit und regelmäßige Kontrollen. Außerdem werden hier höhere Löhne bezahlt und Gemeindeprojekte gefördert. „Quecksilber und Zyanid sowie andere chemische Produkte sind bei der Extraktion nur unter den explizit vorgeschriebenen Sicherheitsmaßnahmen erlaubt.“ Die Sprecherin sagt aber auch, dass der Ersatz von Quecksilber für die Gewinnung durch alternative Methoden ein langer und kostspieliger Prozess sei – weshalb derzeit unter dem Fairtrade-Label noch kein „Eco-Gold“ angeboten werde. Einige Minen, die auf ökologische Methoden setzen, seien auf dem Weg zu einer Zertifizierung.

Wird bereits viel faires Gold angeboten?

Laut Transfair gibt es deutschlandweit 25 Verkaufsstellen, dazu kommen Filialen und Goldschmiede, die zertifizierte Ware kaufen und weiterverarbeiten. Insgesamt, das sieht man an dieser Zahl, ist das Angebot an Produkten aus zertifiziertem Fairtrade-Gold bislang aber überschaubar. Im Jahr 2019 lag die komplett gehandelte Menge an fairem Gold in Deutschland laut Transfair bei sechs Kilogramm. Die Bundesanstalt für Geowissenschaften und Rohstoffe mit Sitz in Hannover bescheinigt dem Markt für fair gewonnenes Gold allerdings ein großes Wachstumspotenzial, die Nachfrage steige weiter an. „Ein zentrales Hindernis dabei ist allerdings das noch ungenügende und instabile Angebot von zertifiziertem Gold aus dem Kleinbergbau“, heißt es in einem Bericht der Bundesanstalt

Welche Alternativen gibt es noch?

Einige Schmuckhersteller verwenden auch Recycling-Gold – oder anders: Altgold. Für Gold, das eingeschmolzen und weiterverarbeitet wird, muss nicht neu geschürft werden, auch die Ökobilanz ist gut. Der WWF und der Verein Rettet den Regenwald sprechen hierbei von der nachhaltigsten Form der Goldgewinnung und -verarbeitung. Handwerksbetriebe in Deutschland arbeiten laut dem Zentralverband der Deutschen Goldschmiede ausschließlich mit Gold aus Scheideanstalten – also sozusagen mit recyceltem Gold.