Die Stuttgarter Band Schmutzki legt mit ihrem Album „Bäm“ letzte Berührungsängste mit Pop und, ja, Schlager ab. Im Schocken stellt sie am Donnerstag den Longplayer vor.

Digital Desk: Jan Georg Plavec (jgp)

Stuttgart - Irgendwann muss sich für das Stuttgarter Trio Schmutzki mal die Genrebezeichnung „Punk“ eingeschlichen haben. Wie? Keine Ahnung, jedenfalls macht sich die Band selbst darüber lustig. „PUNK IST (und bleibt) TOT“, heißt es im Pressetext zum Schmutzki-Konzert diesen Donnerstag im Schocken, das auch als Release-Party für das neue Album „Bäm“ fungiert.

 

„Bäm“: Erstes Album bei Four Music nach der Zweitverwertungs-EP vom vergangenen Herbst, da hört man gern genauer hin. Und hört: sicher keinen Punk. Sondern Power-Pop à la Schmutzki. Profil gehalten, Marke geschärft, Haken dran. Die Drums gehen immer noch solide nach vorn, dazu Zerr-Bass und eingängige Gitarrenchords mit furztrockenem Achtziger-Sound sowie die wie immer leicht näselnde Stimme von Sänger Beat.

Der singt weiterhin von Discos und Partys im Allgemeinen, vom Kampf gegen die Mühlen unserer Marktwirtschaft und vom Eskalieren (aber nur nach Feierabend!). Das ist Wachmach-Musik mit einem Hauch Anti-Aura, der keinem wehtut. Insofern sind Schmutzki die Gitarren-Version von Deichkind („Leider geil“).

Musik für den Festivalsommer

Mit diesem Sound kann man jedenfalls zwei, drei Festivalsommer gut rumbringen. Die Sonne am Schmutzki-Himmel ging 2013 mit dem Southside-Auftritt nach dem gewonnenen Bandwettbewerb Play Live auf, die Saison 2015 begann überaus heiter mit insgesamt fünf Schmutzki-Gigs beim Festival-Duo Rock im Park / Rock am Ring.

 

LIEBER SCHMUTZKI MOB!!!!DANKE FÜR DIESES KRASS GUTE WOCHENENDE!!!! Wir können es immernoch nicht ganz glauben, was für...

Posted by SCHMUTZKI on Monday, June 8, 2015


Beim Durchhören von „Bäm“ kann man sich gut vorstellen, dass die Songs auch ein längeres Konzert über tragen: das läuft gut rein, drückt vorwärts, hat Melodie und nie doppelbödige deutsche Texte.

Die völlig fehlenden Berührungsängste mit dem Pop kulminieren in der aktuellen Single „Rodeo“ in fast schon schlagerhaften Songstrukturen und Bildern inklusive in Dauerschleife wiederholtem Mitsing-Refrain:

All das kann man ganz leicht als Kommerzmüll ablehnen. Mit „Bäm“ positionieren sich Schmutzki eindeutig weit abseits der deutschen Pop-Avantgarde. In den früher veröffentlichten Songs steckte auch ein bisschen mehr Kick, zum Beispiel in „Hey Du“ mit der schönen Textzeile „All die Atzen-Druffis ham den Deichkind-Text nicht drauf / Ich fahre mit dem Pöbel Karussell“. Wobei man an diesem Song natürlich das darauffolgende „Reste ficken Reste“ als sexistische oder generelle Kackscheiße verurteilen kann.

Vorschlag: Freuen wir uns an den alten Songs. Hören wir die neuen zumindest einmal durch. Und lassen wir denen, die am Donnerstag ins Schocken und im November ins Universum gehen, ihren Spaß. Punk ist alles andere.

Das Album „Bäm“ von Schmutzki ist bei Four Music erschienen.


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