Im neuen Renninger Baugebiet Schnallenäcker III lässt eine Bauherrengemeinschaft ein zweites Mehrgenerationenhaus errichten.

Das Mehrgenerationenhaus im Wohngebiet Schnallenäcker II hat sich als großer Erfolg erwiesen. Private Investoren haben sich in einer Bauherrengemeinschaft zusammengetan, um ein Mehrfamilienhaus nach ihren eigenen Vorstellungen zu errichten und selbst dort zu leben. Längst ist das Haus voll bewohnt, und die Bewohner leben die Gemeinschaft. Kein Wunder also, dass sich für das neue Baugebiet Schnallenäcker III eine neue Initiative gegründet hat mit dem gleichen Ziel. Bald wird dort ein zweites Mehrgenerationenhaus (MGH) entstehen.

 

Da das Konzept eines MGH beim ersten Mal – die frühen Planungen begannen bereits um das Jahr 2010 – noch nicht so bekannt und etabliert war, war die Zahl der beteiligten Bauherren noch nicht so hoch. Die Paulus Wohnbau GmbH sprang als Investor ein. „Nachdem das Haus fertig war, haben wir aber viel Zuspruch erhalten“, berichtet die Renningerin Martina Oberrauch. Sie war schon beim ersten MGH dabei und ist es nun wieder – diesmal allerdings in ihrer Funktion als freie Mitarbeiterin für die Paulus Projektentwicklung GmbH und Verantwortliche für die Projektsteuerung.

Nur eine Direktvergabe der Stadt ermöglicht den Neubau

Nach dem Erfolg des ersten Projekts entstand früh die Idee einer „Neuauflage“. In der Renninger Agenda gründete sich bereits Anfang des Jahres 2020 ein Arbeitskreis MGH II. Die Resonanz war enorm. Und trotzdem: Letztlich reichte es nur für ein weiteres MGH. Denn die Stadt wollte bei den Grundstücken für Mehrfamilienhäuser vor allem den sozialen Wohnbau fördern, im Bewerbungsverfahren um weitere Grundstücke hatten die Bauherrengemeinschaften daher das Nachsehen. Nur der guten Zusammenarbeit zwischen der Renninger Agenda und der Stadtverwaltung sei es letztlich zu verdanken, so Oberrauch, dass es zu wenigstens einer Direktvergabe kam, also außerhalb des Punktesystems, um ein zweites MGH zu ermöglichen.

Die Direktvergabe ist mit einigen Vorgaben für die Bauherrengemeinschaft verbunden: Eine Wohneinheit muss als Mietwohnung für Geflüchtete zur Verfügung stehen. Draußen müssen zwei Carsharing-Stellplätze mit Ladestation eingerichtet werden. Deren Nutzung wird kostenlos sein, den Strom stellt der Carsharing-Verein zur Verfügung. Außerdem muss ein Gemeinschaftsraum errichtet werden, der nicht nur für die Bewohner des Hauses, sondern für das gesamte Wohngebiet zur Verfügung stehen soll.

Dort könnte zum Beispiel ein Repaircafé entstehen. Eine weitere Besonderheit, die allerdings auf Eigeninitiative hin entstand: „Wir planen mit der HEH Tiefbau aus Hemmingen eine gemeinsame Tiefgarageneinfahrt mit einem benachbarten Mehrfamilienhaus.“ So könne man Synergien nutzen und habe nur einmal den Aushub.

Vor den Sommerferien wird das Baugesuch abgegeben

Der Vorentwurf ist vor Kurzem fertig geworden. „Jetzt sind wir auf der Zielgeraden und wollen noch vor den Sommerferien das Baugesuch abgeben“, sagt Martina Oberrauch. Im Herbst ist der Kauftermin. „Aktuell haben wir noch zwei Wohneinheiten übrig“, sagt Martina Oberrauch. Es handelt sich um zwei mittelgroße Drei-Zimmer-Wohnungen. „Für die soziale Durchmischung würden wir uns idealerweise Alleinerziehende mit Kindern wünschen. Aber für diese Gruppe sind solche Investitionen natürlich oft schwer.“ Nur wenn sich keine geeigneten Bewerber finden, würde man auf Investoren zugehen. „Da haben wir schon einige Interessenten, lieber wäre es uns aber, wenn wir private Investoren finden.“

Was ist ein Mehrgenerationenhaus?

Mehrgenerationenhaus
 Im Unterschied zu einem normalen Mehrfamilienhaus steht das Konzept Mehrgenerationenhaus für lebendige Nachbarschaft, soziale Integration, generationenübergreifende Kontakte und wechselseitige Unterstützung. Gemeinschaftlich genutzten Flächen wie Gärten oder Gemeinschaftsräume zum Beispiel kommt eine besonders große Bedeutung zu. Bauherrengemeinschaften können hier beim Bau einen Fokus legen, während ansonsten Gemeinschaftsflächen aus Ertragsgründen oft möglichst klein und zweckmäßig gehalten oder gar nicht erst angelegt werden.

Bauherrengemeinschaft
 Bei einer Bauherrengemeinschaft handelt es sich um einen Zusammenschluss privater Bauherren, die meist für den eigenen Bedarf investieren. Laut der Agenda-Gruppe zum MGH II sind bei einer freien Baugemeinschaft die Kosten pro Quadratmeter Wohnfläche ungefähr 30 Prozent niedriger als bei einem Bauträger – „bei gleicher Qualität“.

Schnallenäcker
 In Renningen gibt es bisher ein Mehrgenerationenhaus einer Bauherrengemeinschaft. Das Objekt beinhaltet 30 Wohneinheiten und steht im Wohngebiet Schnallenäcker II. Der Nachfolger in Schnallenäcker III wird 13 Wohneinheiten enthalten.

Info
 mgh2-renningen@gmx.de