Selten hat es in der Region Stuttgart und auf der Schwäbischen Alb so viel geschneit wie in diesem Winter. Zwischen den Jahren hatte dies zu Menschenmengen und Corona-Verstößen an einigen beliebten Orten geführt. Nun scheint der Andrang etwas nachzulassen.

Klima und Nachhaltigkeit: Julia Bosch (jub)

Römerstein - Ein wenig kann Matthias Winter durchatmen. In den vergangenen Tagen musste der Bürgermeister von Römerstein (Kreis Reutlingen) nicht mehr permanent die Hände über dem Kopf zusammenschlagen. Er verwendet auch keine Wörter mehr wie „katastrophal“ oder „überbordend“, um die Lage in Römerstein und am Skilift Donnstetten zu beschreiben. „Am Samstag standen laut Polizei zwischen 70 und 80 Fahrzeuge auf dem Parkplatz am Skilift, am Sonntag waren es rund 120 Autos“, sagt Winter. „Das war ein deutlich geringeres Personenaufkommen, als es schon einmal der Fall war.“ Zwischen den Jahren seien es teilweise um die 300 Fahrzeuge gewesen.

 

Während der Weihnachtsferien waren einige Gebiete auf der Schwäbischen Alb, im Schwarzwald sowie in der Region Stuttgart – etwa Kaisersbach im Rems-Murr-Kreisregelrecht überrannt worden von Menschen, die dort Schlitten fahren wollten. Vielerorts hielten sich die Menschen nicht mehr an die Corona-Verordnung, standen in großen Gruppen zusammen und hielten keinen Mindestabstand ein. Inzwischen hat sich die Situation in den meisten Gebieten etwas entspannt.

Skilifte sollten gemieden werden

„Einerseits wurde das Thema der überlaufenen Winter-Hotspots ja zuletzt vermehrt kritisch in den Medien thematisiert. Wir gehen davon aus, dass das zu einer teilweisen Sensibilisierung der Menschen geführt hat“, sagt Julia Metzmann, Sprecherin des Tourismusverbands Schwäbische Alb. Zudem seien seitens der Politik Konsequenzen angedroht worden. Und auch der Tourismusverband habe entsprechend reagiert und „bestimmte ‚Hotspots’ aus dem Kommunikationsfokus genommen“, sagt sie.

Nach wie vor gelte aber die Bitte, dass man beliebte Anziehungspunkte – wie etwa Skilifte – meiden und zum Schlittenfahren auf andere Hänge ausweichen solle. „Die Alb ist groß genug für alle und es ist doch auch reizvoll, seinen ganz eigenen ‚Alb-Geheimtipp’ und die einzigartige winterliche Stille zu entdecken“, meint Julia Metzmann.

Der Reiz habe etwas nachgelassen

In Sindelfingen (Kreis Böblingen) steht seit Jahresbeginn immer dann Sicherheitspersonal bei dem Skihang am Grillplatz, wenn die Witterung zum Rodeln einlädt. Die Sicherheitsleute achten darauf, dass die Corona-Maßnahmen eingehalten werden, erläutert Nadine Izquierdo, Sprecherin der Stadt Sindelfingen. Dabei würden Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter aus dem derzeit geschlossenen Badezentrum mithelfen. Zwar seien verschneite Hügel nach wie vor ein Anziehungspunkt, jedoch werde beobachtet, dass viele Familien „gezielt nach ruhigeren Orten suchen und beim Toben im Schnee weitestgehend die Abstände einhalten“.

Matthias Winter, der Bürgermeister der auf 900 Meter gelegenen Gemeinde Römerstein, hält das Nachziehen der Politik in den vergangenen Wochen für richtig. Seitdem sich ein Haushalt nur noch mit einer einzelnen anderen Person treffen darf, sieht er nur noch selten große Gruppen beisammenstehen. In der Gesellschaft sei ein Problembewusstsein entstanden. „Und der Reiz hat etwas nachgelassen“, glaubt er. „Man hat inzwischen Wintersport in allen Facetten erleben können.“