Immer wenn es schneit, wenn Autofahrer ins Rutschen kommen, wenn auf den Straßen nichts mehr geht, dann wird die Frage laut: Wo ist eigentlich der Stuttgarter Räumdienst?

Lokales: Wolf-Dieter Obst (wdo)

Stuttgart - Nie ist der Räumdienst dort, wo der Schnee liegt. Das ist die Wahrnehmung vieler Stuttgarter, die sich beim Wintereinbruch über Eisglätte und Schneechaos ärgern. Wie aber funktioniert er überhaupt, der Winterdienst? Fragen und Antworten von Annette Hasselwander von der AWS Abfallwirtschaft Stuttgart, die für den Räumdienst zuständig ist.

 

Wie viele Fahrzeuge sind in Stuttgart unterwegs?

Zur Erfüllung der Winterdienstaufgaben auf Fahrbahnen stehen für ganz Stuttgart 21 Lastwagen, fünf Unimog, die auch als sogenannte Feuerwehrfahrzeuge für Steilstrecken bei starken winterlichen Behinderungen verwendbar sind, sowie sieben Schmalspurfahrzeuge zur Verfügung.

Wie viel Streusalz hat Stuttgart zur Verfügung?

Die Lagerkapazität liegt laut AWS bei rund 4200 Tonnen Streusalz, wobei rund 1475 Tonnen im Bereich Filder gelagert werden. Wegen der Höhenlage ist der Bereich besonders betroffen. „Während des Winterdienstes werden die Salzlager nicht leergefahren, sondern täglich entsprechend dem Bedarf mit nachbestelltem Salz aufgefüllt“, sagt AWS-Sprecherin Annette Hasselwander. Die Lagerkapazität der Salz-Sole in Tanks beträgt rund 315 000 Liter. Die Fahrzeuge streuen Feuchtsalz (mit Sole angefeuchteter Trockenstoff - nach einem modifizierten Verfahren, also 30 Prozent reduzierter Trockenstoff bei 15-prozentiger Zugabe von Sole) oder vorbeugend zur Verhinderung von Glätte reine Natriumchloridsole.

Wie geht man in die Wintersaison?

Vor dem Winter gibt es meist noch einen Bestand von Streusalz. Zum Start der offiziell beginnenden Winterdienstperiode werden die insgesamt acht Lager auf das Maximum aufgefüllt. Gelagert wird das Streusalz (Trockenstoff) überwiegend in Holz-Hochsilos, um die Winterdienst-Lkw auch bei Nacht auf einfache Weise beladen zu können. Schließlich hat jedes Fahrzeug eine Einmannbesatzung.

Gibt es eine Prioritätenliste beim Räumdienst?

Der Winterdienst auf Fahrbahnen erfolgt nach Dringlichkeitsstufen. „Diese Dringlichkeitsstufen werden in Absprache mit der Polizei festgelegt und in einem Streuplan umgesetzt“, sagt AWS-Sprecherin Hasselwander. Entsprechend dem Streuplan werden zuerst die Fahrbahnen der Dringlichkeitsstufe I geräumt und mit Salz abgestreut. Wenn diese verkehrssicher sind und es die Witterung zulässt, folgen die Fahrbahnen der Dringlichkeitsstufen II, III. Ganz zum Schluss folgt der Rest in Form von ebenen Wohnstraßen, die in der Regel dann nur geräumt werden.

Wo gelten welche Dringlichkeitsstufen?

Stufe I: Hauptverkehrs- und Durchgangsstraßen, Straßen für öffentlichen Personennahverkehr – insgesamt sind das 921 Kilometer, die bestreut werden müssen.

Stufe II: Verbindungsstraßen, Wohnsammelstraßen – dies sind weitere 419 Streu-Kilometer.

Stufe III: Sogenannte „steile“ Wohnstraßen mit mehr als fünf Prozent Steigung – immerhin sind das 521 Streu-Kilometer.

Schließlich: Sogenannte ebene Wohnstraßen mit weniger als fünf Prozent Steigung und Gefälle – im Straßennetz machen diese insgesamt 391 Kilometer aus. „Diese werden winterdienstmäßig erst betreut, wenn alle anderen Dringlichkeiten befriedigt wurden“, sagt AWS-Sprecherin Hasselwander, „es sei denn, die Polizei fordert den Einsatz an.“ Also bei Eisregen und außergewöhnlich hohem Schneefall.

Auch vor der eigenen Haustür muss geräumt erden