In Stuttgart sind am Sonntag sechs Zentimeter Neuschnee gefallen. Das haben alle noch einmal richtig ausgenutzt – mit unterschiedlichen Auswirkungen.

Lokales: Wolf-Dieter Obst (wdo)

Stuttgart - Der Herzog Christoph von Württemberg trägt ein weißes Sahnehäubchen, ebenso die Jubiläumssäule nebenan auf dem Schlossplatz. Schnee bis hinunter in den Talkessel – pünktlich zum Wochenende ist auch in Stuttgart der Winter eingekehrt. Eine Spurensuche im Schnee.

 

Goran schickt Schnee

Auf dem Weg von der Bushaltestelle zur Wetterstation auf dem Schnarrenberg stapft Marco Peuckert durch eine Winterlandschaft. Sechs Zentimeter hoch ist der Schnee hier über dem Neckar, gut fünf Zentimeter sind es am Stuttgarter Flughafen auf den Fildern. „Die Front eines Tiefs über Island zieht langsam durch“, sagt der Meteorologe zu den Gründen, warum 89 Prozent Luftfeuchtigkeit hier zu Schneeflocken werden. Das Institut für Meteorologie hat dieses Tief auf den Namen Goran getauft. Doch Namen sind nur Schall und Rauch. Wie auch der Schnee. „Das wird sich in dieser Woche noch ändern“, sagt Peuckert.

Verbeultes Blech

„Die Leute sind unterwegs, aber es gibt kaum Glätteunfälle“, sagt ein Polizeisprecher am Sonntag. Der städtische Räumdienst hat auf den Hauptstraßen offenbar ganze Arbeit geleistet. Und doch lässt sich so mancher Autofahrer aufs Glatteis führen: Ein 21-jähriger Opel-Fahrer, der am Sonntag kurz vor 2 Uhr in der Innenstadt auf der B 14 offenbar zu schnell unterwegs ist, gerät vor dem Tunnel unterm Gebhard-Müller-Platz in Rutschen. Sein Wagen überschlägt sich und bleibt auf dem Dach liegen. Der junge Mann wird leicht verletzt, Schaden etwa 3000 Euro. Dass er zu dieser Zeit überhaupt unterwegs war, wird auch in Sachen Corona-Verordnung eine Rolle spielen.

Gewaltiges Gedränge

Raus in die Winterlandschaft, raus auf die Schneehänge! Wenn allerdings alle dasselbe Ziel ansteuern, dann wird es problematisch. „Zum Mittag hin wurden die Parkmöglichkeiten in Rotenberg zum Problem“, sagt ein Polizeisprecher. Die Polizei rückt verstärkt auf den Württemberg oder zum Schloss Solitude aus. „Verkehrslenkende Maßnahmen“ nennt man das. Schließlich muss auch der Streudienst mal wieder durch.

Risiko Rodeln

Sechs Schwerverletzte in der Region seit Ende Dezember – das Schlittenfahren ist nicht nur ein Wintervergnügen, sondern kann auch dramatisch enden. Deshalb aufpassen: Meistens passiert es am Auslauf und Ende der Piste. Rodler kollidieren mit Fußgängern oder Hindernissen. Zuletzt traf es am Donnerstag eine 53-Jährige in Alfdorf (Rems-Murr-Kreis), die in einen Bach stürzte. Sie erlitt lebensgefährliche Verletzungen.

Attraktion Alb

Die bekannten Rodel-Hotspots auf der Schwäbischen Alb sind am Wochenende diesmal keine Problemzonen. „Es ist überraschend ruhig“, heißt es im Polizeipräsidium Reutlingen, das auch für die Kreise Esslingen und Tübingen zuständig ist. Dies sei auch nachvollziehbar: „Es gibt nun ja auch im Tal genügend Schnee“, sagt ein Sprecher. „Da kann man mit den Kindern auch auf einem Hügel zu Hause Schlitten fahren.“

Und die weiteren Aussichten?

Am Montag könnte es in Stuttgart durchaus noch einmal schneien. „Aber höchstens am Morgen“, sagt Meteorologe Marco Peuckert. Denn die Temperaturen werden immer milder. Am Nachmittag sollen es in Stuttgart drei Grad Celsius sein. „Dann taut es schon beträchtlich“, sagt Peuckert. Am Dienstag, bei sieben Grad, ist dann eher mit Regen zu rechnen. Für Mittwoch werden sogar bis zu neun Grad in Stuttgart vorhergesagt. Was also folgt auf die Winterfreuden? Peuckert: „Eher Schmuddelwetter.“