Böblingen: Marc Schieferecke (eck)


Sindelfingen ist zwar ein Sonderfall, aber das Vorgehen des Landkreises gleicht einer finanziellen Zwangsverpflichtung, kommentiert Marc Schieferecke

 

Sindelfingen - Wer bestellt, bezahlt. Dieses Prinzip gilt im Gasthaus genauso wie vor dem Gesetz. Nicht nur die Verantwortlichen der Stadt Sindelfingen empfinden deswegen das Vorgehen des Landkreises beim Breitbandausbau als problematisch. Von 179 Kommunen in der Region Stuttgart wollen 100 dem neuen Zweckverbänden beitreten. 79 lehnten ab. Ob damit das Glas halb voll ist oder halb leer, bleibt Ansichtssache.

In Städten mit eigenen Stadtwerken bestellt der Landkreis nicht nur und lässt die Rechnung dennoch die Städte zahlen. Er bestellt auch noch, was der Zahlende entweder schon längst bestellt hat oder was ihm nicht schmeckt. Dass dieses Vorgehen fragwürdig ist, dürfte einer der Gründe sein, aus denen der Landrat Roland Bernhard so energisch darauf pocht, dass sich doch bitte alle Kreiskommunen dem Verband anschließen mögen. In einem Brief an die drei abtrünnigen Oberbürgermeister appellierte er gar an „unsere Geschlossenheit der kommunalen Familie“.

Im gleichen Schreiben ist zu lesen, dass sich trotz eines Beitritts zum Verband keine Kommune gegenüber der Deutschen Telekom verpflichtet. Formal ist dies richtig. Allerdings ist in allen Unterlagen stets die Telekom als Verhandlungspartner genannt. Welchen Sinn sollten Verhandlungen für alle haben, wenn nachher jeder einzelne zu anderen Anbietern ausschert?

Im Fall Sindelfingen kommt ein fragwürdiges Verhalten eben der Telekom hinzu. Das Unternehmen hatte Firmen einen kostenlosen Anschluss an ein Breitbandnetz angeboten, das noch zu verlegen wäre. Dies in Gewerbegebieten, die die Stadtwerke schon flächendeckend mit schnellem Internet versorgt hatten. Ein solches Verhalten nährt gewiss kein Vertrauen in eine künftige Geschäftspartnerschaft.

In Sindelfingen strebt die Versorung schon den 100 Prozent zu

Zum Beispiel eben in Sindelfingen. Die dortigen Stadtwerke arbeiten gemeinsam mit dem Kölner Netzbetreiber Unitymedia an der Versorgung. Anders als in Herrenberg vermisst in Sindelfingen kaum jemand einen schnellen Internetanschluss. „Wir sind schon dort, wo die Telekom in einem Jahr sein will“, sagt der Stadtwerke-Chef Karl Peter Hoffmann, „80 Prozent aller Haushalte und 100 Prozent aller Gewerbegebiete sind abgedeckt“. Er habe nichts gegen künftige Geschäftsverhandlungen mit der Telekom, aber „es gibt auch keinen Grund, sich denen in die Arme zu werfen“.

Der Sindelfinger Gemeinderat lehnt einen Beitritt zum Verband ab. Das schnelle Internet als solches hält niemand für überflüssig, nur der Weg zum Ziel ist strittig. Vöhringer hat überdies grundsätzliche Einwände. Das Geld an die Telekom soll aus der Kasse des Kreises fließen. Die wiederum füllen allen voran die großen Städte. Gemäß Schätzungen aus dem Regionalverband müssen die Kommunen selbst für den Ausbau rund 180 Euro pro Einwohner investieren. Seine Meinung dazu formuliert Vöhringer als Frage: „Wie weit ist der Landkreis eigentlich zuständig, so viel Geld für den Breitbandausbau auszugeben?“

Kommentar: Bezahlt wie nicht bestellt


Sindelfingen ist zwar ein Sonderfall, aber das Vorgehen des Landkreises gleicht einer finanziellen Zwangsverpflichtung, kommentiert Marc Schieferecke

Sindelfingen - Wer bestellt, bezahlt. Dieses Prinzip gilt im Gasthaus genauso wie vor dem Gesetz. Nicht nur die Verantwortlichen der Stadt Sindelfingen empfinden deswegen das Vorgehen des Landkreises beim Breitbandausbau als problematisch. Von 179 Kommunen in der Region Stuttgart wollen 100 dem neuen Zweckverbänden beitreten. 79 lehnten ab. Ob damit das Glas halb voll ist oder halb leer, bleibt Ansichtssache.

In Städten mit eigenen Stadtwerken bestellt der Landkreis nicht nur und lässt die Rechnung dennoch die Städte zahlen. Er bestellt auch noch, was der Zahlende entweder schon längst bestellt hat oder was ihm nicht schmeckt. Dass dieses Vorgehen fragwürdig ist, dürfte einer der Gründe sein, aus denen der Landrat Roland Bernhard so energisch darauf pocht, dass sich doch bitte alle Kreiskommunen dem Verband anschließen mögen. In einem Brief an die drei abtrünnigen Oberbürgermeister appellierte er gar an „unsere Geschlossenheit der kommunalen Familie“.

Im gleichen Schreiben ist zu lesen, dass sich trotz eines Beitritts zum Verband keine Kommune gegenüber der Deutschen Telekom verpflichtet. Formal ist dies richtig. Allerdings ist in allen Unterlagen stets die Telekom als Verhandlungspartner genannt. Welchen Sinn sollten Verhandlungen für alle haben, wenn nachher jeder einzelne zu anderen Anbietern ausschert?

Im Fall Sindelfingen kommt ein fragwürdiges Verhalten eben der Telekom hinzu. Das Unternehmen hatte Firmen einen kostenlosen Anschluss an ein Breitbandnetz angeboten, das noch zu verlegen wäre. Dies in Gewerbegebieten, die die Stadtwerke schon flächendeckend mit schnellem Internet versorgt hatten. Ein solches Verhalten nährt gewiss kein Vertrauen in eine künftige Geschäftspartnerschaft.