Die Zahl der Telefonbetrügereien nimmt zu. Insbesondere die perfide Masche der „Schockanrufe“ hat in letzter Zeit viele Opfer. Am Mittwoch hat ein Mann aus Böblingen auf diese Weise einen hohen Geldbetrag verloren.

Die Serie an Betrügereien, bei denen meist ältere Menschen per Telefon oder WhatsApp-Nachricht verunsichert werden und viel Geld übergeben, reißt nicht ab. Am Mittwochnachmittag wurde ein Senior aus Böblingen Opfer eines Schockanrufs – einer der häufigsten und perfidesten Maschen zurzeit.

 

Wie die Polizei berichtet, bearbeiteten in einem etwa zweistündigen Telefonat insgesamt drei verschiedene Personen den betagten Mann aus Böblingen. Sie redeten dem Senior ein, dass seine Enkeltochter am Telefon sei und sie an einem schlimmen Unfall beteiligt gewesen sei. Deshalb werde nun eine Kaution benötigt, damit die Enkelin nicht ins Gefängnis komme. Im weiteren Gespräch übernahmen eine angebliche Ermittlerin sowie ein vermeintlicher Bankmitarbeiter das Telefonat, die dem Mann wiederum vorgaukelten, dass die Kaution über seine Versicherung wieder auf sein Konto transferiert worden sei. Letztlich übergab das Opfer mehrere tausend Euro an eine Person, die das Bargeld in der Geschwister-Scholl-Straße in Böblingen abholte.

Bei dem Abholer handelt es sich um einen Mann im Alter zwischen 30 und 50 Jahren, der etwa 1,65 bis 1,70 Meter groß war, eine dicke schwarze Jacke mit Fellkapuze und eine Sonnenbrille trug. Die Böblinger Kriminalpolizei bittet Zeugen, die diesen Mann gesehen haben, sich unter Telefon 08 00 / 1 10 02 25 zu melden.

Anrufe sind extrem gut inszeniert

Erst in der vorigen Woche war ein 87-Jähriger aus Sindelfingen mit der gleichen Masche übers Ohr gehauen worden. Auch hier ließen die Betrüger den Mann glauben, dass seine Tochter einen tödlichen Verkehrsunfall verursacht habe und er nun eine Kautionszahlung leisten müsse. In Stuttgart kam es zur Übergabe. Am gleichen Tag war ein 64-Jähriger aus Gärtringen Opfer des sogenannten „Enkeltricks 2.0“ geworden. Er bekam betrügerische WhatsApp-Nachrichten, dass seine Tochter in finanziellen Schwierigkeiten stecken würde. Woraufhin der Mann mehrere tausend Euro auf ein ihm unbekanntes Bankkonto überwies.

„Zum Glück scheitern die Täter meistens, weil die Angerufenen rechtzeitig den Betrug bemerken“, weiß Polizeisprecherin Yvonne Schächtele, „aber dennoch fallen immer wieder die Menschen auf die Masche herein, weil die Anrufe extrem gut inszeniert sind.“ Oft sei die angebliche Tochter kurzzeitig selbst am Telefon, weinend und um Hilfe flehend. Die Anrufer würden die Betrugsopfer durch eine geschickte Gesprächsführung in eine emotional prekäre Situation bringen, die offenbar keinen vernünftigen Gedanken mehr zulasse.

Nach wie vor gilt aber: „Wenn wirklich ein schwerer Unfall passiert, würde nie jemand anrufen und eine Kaution fordern – das gibt es nicht!“, betont Yvonne Schächtele. Man solle sich am Telefon auf nichts einlassen und schnell auflegen. Sollte die Angerufenen stark verunsichert sein, helfe häufig der direkte Anruf bei den angeblich betroffenen Familienmitgliedern. „Dann klärt sich das rasch auf“, so Schächtele. Im Zweifelsfall könne man auch bei der örtlichen Polizeidienststelle nachfragen. Hauptsache, die Betrüger haben keinen Erfolg.

Falscher Bankmitarbeiter

Ebenfalls um mehrere tausend Euro betrogen wurde am Mittwoch ein 70-Jähriger aus Weil im Schönbuch – wenn auch mit einer anderen Telefonmasche.

Bei ihm rief ein angeblicher Bankmitarbeiter an. Er machte dem Mann durch seine geschickte Gesprächsführung glaubhaft, dass eine Transaktion auf seinem Bankkonto überprüft werden müsse und brachte ihn dazu, eine Software auf seinem Computer zu installieren. Der 70-Jährige folgte den weiteren Anweisungen des Anrufers und übermittelte diesem eine generierte TAN. Bei einer Überprüfung seines Kontos am Folgetag, stellte er fest, dass eine unbefugte Überweisung auf ein fremdes Konto in Höhe einer fünfstelligen Summe getätigt wurde.