Die Seite schoenerlieben.de ist nach eigenen Angaben Deutschlands erster Erotikshop mit christlicher Ausrichtung. Plüschhandschellen, Dildos und Paarvibratoren gehören zum Angebot, Porno-Darstellungen dagegen sind tabu.

Bielefeld - Kirche und Sex – das ist bisweilen ein schwieriges Verhältnis. Vier Bielefelder möchten das ändern und betreiben seit zwei Jahren einen Online-Sexshop mit christlicher Ausrichtung. „schönerlieben“ heißt ihre Seite, die in einem warmen Rot daherkommt und ein Herz als Logo trägt. Nackte Brüste, entblößte Hinterteile und andere Schmuddel-Szenen sucht der Nutzer dort vergebens. „Wir möchten Euch dabei unterstützen, den Fokus in Eurer Beziehung komplett auf Euch zu richten“, heißt es zur Philosophie.

 

Die Betreiber Wellington Estevo, Gerhard Peters, Jonathan Peters und Timon Rahn - alle um die 30 - stammen aus freikirchlichen Gemeinden. Sie tragen Jeans und Kapuzenpullis und wirken im Gespräch locker und bodenständig. Der Einfall zu dem ungewöhnlichen Vorhaben der vier Freunde, die teils schon verheiratet sind, kam zufällig.

„Vor ungefähr drei Jahren saßen wir zusammen und haben überlegt, uns selbstständig zu machen“, erzählt Jonathan Peters. „Irgendwann stand dann die Idee im Raum, einen christlichen Sexshop zu gründen“, sagt er und muss lachen. „Wir hatten damals überhaupt keine Ahnung von Sexspielzeugen. Aber nach einigen Recherchen fanden wir die Idee immer besser“, so Peters.

Sadomaso-Artikel sind ein No-Go

Im November 2017 ging die Seite online, die Deutschlands erster Sexshop mit christlicher Ausrichtung sein will. Ein ähnliches Angebot gibt es bereits in den USA. Ein niederländischer Betreiber hat inzwischen wieder aufgegeben.

Das Angebot auf schoenerlieben.de ist breit gefächert. Es reicht von Massage-Ölen über Federstäben für die gegenseitige Stimulation bis hin zu Dildos. Auch ein paar harmlose Plüschhandschellen gehören zum Sortiment. Top-Seller sind nach Angaben der Betreiber Paarvibratoren, die beiden Partnern beim Geschlechtsverkehr mehr Spaß verschaffen sollen. „Die Produkte sind nicht anders als in herkömmlichen Sexshops“, sagt Peters. „Wir achten lediglich bei der Auswahl darauf, dass einen beim Öffnen der Verpackung nicht gleich die großen Brüste anstarren.“ No-Gos seien auch Sadomaso-Artikel oder rein auf Selbstbefriedigung ausgelegte Nachbauten der Genitalien von Pornodarstellerinnen.

Ausweisen als Christ müssen sich die Kunden nicht. So nennen die Bielefelder ihr Angebot auch inzwischen nicht mehr „christlicher Sexshop“, sondern „Liebesshop mit christlichen Werten“. Auch viele Nichtchristen würden schließlich Pornografie ablehnen und ihre Sexualität ausschließlich in einer Partnerschaft ausleben, begründen die Betreiber.

Betreiber können noch nicht davon leben

Mit ihrem Konzept stoßen sie auf gemischtes Echo. „Im ersten Moment sind die meisten Leute skeptisch, wenn sie von unserem Angebot hören“, sagt Peters. „Aber wenn man ihnen ein bisschen erklärt, was wir machen, dann ist die zweite Reaktion meist positiv.“ Neulich habe ihn ein 84-jähriger Kunde angerufen und sich für den offenen Umgang mit dem Thema Sexualität bedankt: „Euch schickt der Himmel“, habe er gesagt.

Die Mennoniten-Kirche von Gerhard Peters dagegen findet die Idee gar nicht lustig. „Für die passt Christsein und Sexshop nicht zusammen“, sagt der ehemalige Theologie-Student. Nach einigen Gesprächen mit den Leitern trat Peters daher aus seiner Gemeinde aus.

Dem Erfolg des Online-Shops tut das keinen Abbruch: Zwei Jahre nach dem Start zählt schoenerlieben.de zwischen 3000 und 5000 Besucher im Monat. Die Kundschaft ist zwischen 25 und 55 Jahre alt; Männer und Frauen halten sich ungefähr die Waage. Die Höhe des Umsatzes wollen die vier Inhaber nicht verraten. Nur so viel: „Wir können nicht davon leben.“ Bislang betreiben die Bielefelder, die teils noch studieren und teils als Mediendesigner arbeiten, den Erotikshop nur nebenbei.

In Zukunft wollen sie auch Aufklärungsarbeit in christlichen Kreisen leisten. Vorstellbar sei etwa ein Blog, in dem verschiedene Autoren über die schönste Nebensache der Welt berichten. Kaum jemand traue sich im kirchlichen Kontext, offen über das Thema Sexualität zu reden. Dabei spreche die Heilige Schrift hier kein Verbot aus. Im Gegenteil: „In der Bibel lese ich, dass Sexualität etwas Tolles ist, das man genießen soll“, so Jonathan Peters.