Zwischen dem Wasserverband Rems und dem Naturschutzbund bahnt sich ein Streit an. Grund ist ein geplanter Rückhalteraum für Hochwasser, der in ein Naturschutzgebiet eingreift, für das sich der Nabu seit 40 Jahren einsetzt.

Schorndorf - Mitten im Remstal gibt es über ein unverbautes Stück Talaue Streit, das die meisten Remstäler nur vom schnellen Vorbeifahren her kennen. Schaut man von der B 29 aus zwischen Schorndorf-Mitte und Urbach in Richtung Süden, erkennt man eine grüne Idylle aus Bäumen, Mähwiesen und Tümpeln, zwischen denen sich der Flusslauf der Rems schlängelt. Ein Gebiet namens Morgensand/Seelachen, das die Schorndorfer Gruppe des Naturschutzbundes (Nabu) seit 1972 nach und nach als Schutzgebiet etabliert hat und ein „Herzstück der Naturschutzarbeit“ nennt. Ein Gebiet, in welchem der Wasserverband Rems den Rückhalteraum 5 verwirklichen möchte. Ein Stauvolumen von einer Million Kubikmetern soll sicherstellen, dass alle Orte von Schorndorf an remsabwärts von größeren Überflutungen verschont bleiben. Bedrohliche Anstiege der Pegel hatte es 2002, 2011 und zuletzt 2013 gegeben.

 

Bisher wurden die Diskussionen zwischen dem Nabu und dem Wasserverband Rems nur im Verborgenen geführt, jetzt macht der Nabu den Konflikt öffentlich. Im Juni hätte ein Treffen stattfinden sollen, bei welchen Gutachter allen Beteiligten darlegen sollten, ob sich das Projekt mit dem Schutzgebiet verträgt. Dieser Termin sei abgesagt worden, teilt das Landratsamt auf Anfrage mit. Das Gutachten liege noch nicht vor, zudem könnten rein rechtlich diese Naturschutzfragen nicht vorab, sondern erst im Planverfahren geklärt werden. Der Nabu moniert dieses Vorgehen. Während behördenintern abgewogen werde, blieben die Vertreter des Naturschutzes außen vor, bemängelt die Organisation in einer Pressemitteilung. Das sei unverständlich, zumal es Alternativen für den Rückhalteraum gebe.

11 000 Euro haben die Naturschützer nach eigenen Angaben in eine Fachplanung investiert, die dieses beweisen soll. Eine der Hauptursachen der Hochwassergefahr im Raum Schorndorf sei gar nicht die Rems, sondern die von Norden her kommende Wieslauf. Der Gutachter des Nabu hat auf Höhe Miedelsbach daher einen Stauraum geplant. Es sei laut dem Nabu in der Lage, eine Dreiviertelmillion Kubikmeter zu fassen, Miedelsbach und Haubersbronn vor Hochwasser zu schützen und obendrein das Remstal zu entlasten.

„Wir sehen darin keine Alternative“ hält Roland Kuhn, der Geschäftsführer des Wasserverbandes Rems dagegen. Ältere Gutachten zeigten, das der Aufstau von Seitenbächen keine Entlastung bringen könne. Zudem sei der geplante Damm beim Schutzgebiet zwar ein Eingriff, aber kein allzu großer. Die größten Teile des Areals bliebe unangetastet, zumal das Gebiet bei Hochwasser schon bisher überflutet worden sei. Zudem seien im Wieslauftal bereits an anderer Stelle Rückhaltedämme geplant, für welche jedoch nicht der Wasserverband Rems zuständig sei.

Die Vertreter des Nabu widersprechen: Das Schutzgebiet bei Schorndorf werde nach dem Dammbau häufiger als bisher überflutet, das ändere den Nährstoffgehalt der Wiesen und habe Folgen für die Tierarten. Zudem wäre es laut dem Nabu notwendig, beim Dammbau auf 200 Meter Länge die Bäume am Fluss abzuholzen. Die Tierwelt stören könnten außerdem auch Spaziergänger, die über den neuen Damm in das Gebiet gelangten.

Beide Parteien geben sich in der Sache kompromisslos. Man sei mit Anwälten in Kontakt und prüfe die rechtlichen Möglichkeiten, heißt es seitens des Nabu. Im weiteren Verfahrens werde über den Streit entschieden, erklärt der Wasserverband.