Mit einem gemeinsamen Brief hat ein Initiativkreis Barrierefreiheit den Sprecher der interkommunalen Gartenschau, Matthias Klopfer, aufgefordert, sich für einen baldigen Umbau der Bahnhöfe im Remstal einzusetzen. Klopfer wiederum sieht Land und Bahn in der Verantwortung.

Schorndorf - Der einfache Zugang zu den Bahnhöfen im Kreis wird bis zum Jahr 2019 in weiten Teilen nicht hergestellt sein. Mit diesem Umstand wollen sich die Mitglieder des Initiativkreises barrierefreier Rems-Murr-Kreis nicht zufrieden gegeben. „Resolutionen sind genug geschrieben worden – wir wollen endlich Taten sehen“ – heißt es in einem Schreiben, das Mitglieder der Gruppe am Freitagvormittag dem Schorndorfer Oberbürgermeister und Sprecher der interkommunalen Landesgartenschau, Matthias Klopfer, überbracht haben.

 

Unterzeichner sind zahlreiche wichtige Akteure im Remstal, etwa die Vorstände der Diakonie Stetten und der Paulinenpflege, die Gemeinderäte von Winterbach, Remshalden und Urbach, der Bürgermeister von Plüderhausen, etliche Seniorenräte, der Blindenverband und die Lebenshilfe. Alle seien Leidtragende des gegenwärtigen Zustands, heißt es im Brief. Es fehle an Aufzügen und leicht verständlichen elektronischen Anzeigetafeln. An der Landesgartenschau im Jahr 2019 im Remstal wolle man teilnehmen, ohne „widergesetzlich Einstieghilfen dafür in Anspruch nehmen zu müssen“, heißt es weiter. Hermann Kolbe von der Diakonie Stetten spricht von einem „Kompetenzenwirrwarr“, weswegen der versprochene „Wohlfühlbahnhöfe“ nicht komme.

Der Landesgartenschausprecher nahm die Unterschriften zwar entgegen. Als Kommunalvertreter fühlt sich Klopfer aber nicht als der für das Probleme Hauptverantwortliche. Die Bahn sei in Deutschland unterfinanziert, und ihre Vertreter handelten nach wirtschaftlichen Gesichtspunkten, nicht bürgerorientiert, sagte er. Der Fehler sei gewesen, dass bei der Bahn niemand die Sache zu seinem Thema gemacht habe – wohl, weil eine Landesgartenschau nicht als wichtig genug erachtet worden sei.

Immerhin habe das Land aber bei einem Spitzegespräch eine stärkere finanzielle Förderung in Aussicht gestellt. Im vergangenen Sommer habe es jedoch, seitens der Bahn geheißen, die Umbauten seien in fünf Jahren Planungszeit nicht zu schaffen. Er selbst gehe nicht davon aus, sagte Klopfer, dass bis zum Jahr 2019 alle Bahnhöfe barreirefrei zugänglich seien. Dennoch bleibe die Barrierefreiheit für die Remstalbahnhöfe ein Ziel, das auch über das Gartenschaujahr hinaus von Bedeutung sei, betonte er.

Der Rollstuhlfahrer Simon Maier, der beim Kreisjugendring für Inklusion zuständig ist, forderte, dass der Prozess „am Laufen bleibt“ und nicht „versickere“. Tatsächlich erscheinen neuerdings weitere Hindernisse, die einer Barrierefreiheit an den Remstalbahnhöfe im Weg stehen könnten – etwa die Ausweisung der Strecke als transeuropäische Magistrale für den Güterverkehr (siehe „Neues Netz, neue Probleme?“).

Der Begriff des „Wohlfühlbahnhofs“, stammt vom Schorndorfer Baubürgermeister Andreas Stanicki. Er hatte ihn bei einem Spitzengespräch zur Barrierefreiheit im Landratsamt am 7. November 2012 aufgebracht. Ein Ziel der Gartenschau sei es, solche Stationen zu schaffen, wird Stanicki im Protokoll zitiert. Es müsse auch für Menschen mit Behinderung erlebbar sein, dass der Öffentliche Nahverkehr funktioniere. Im vergangenen Juli hatte der Bahn-Konzernbevollmächtigte Eckart Fricke der Sache brieflich eine Absage erteilt. Es gebe weder eine Zusage von Landesmitteln noch Verhandlungen über Finanzierungsverträge, so Fricke. Eine Umsetzung „bis Anfang 2019 ist aus meiner Sicht nicht mehr realistisch.“