Das Geschäft über das Internet wird auch für den Schraubenhändler Würth in Künzelsau immer wichtiger. Knapp 18 Prozent des Umsatzes werden bereits über diesen Kanal erzielt – Tendenz steigend.

Stuttgart - Würth wird gerne als Schraubenhändler bezeichnet. Doch das Familienunternehmen aus Künzelsau (Hohenlohekreis) ist deutlich breiter aufgestellt. Das Sortiment reicht von Schrauben und Dübeln über Elektrowerkzeuge, Arbeitsschutzkleidung und Baustellenbedarf bis hin zu Kfz-Teilen und landwirtschaftlichen Produkten etwa zur Euterhygiene von Kühen oder Ziegen. Mehr als 125 000 Produkte umfasst das Angebot für Handwerk und Industrie, die meist kurzfristig aus dem Hochregallager in Künzelsau beliefert werden. Auch die Kundenstruktur ist vielfältig – sie kommen aus der Bauwirtschaft, dem Metall- und Autobereich sowie dem Elektrogroßhandel.

 

Die Geschäfte laufen gut, auch weil die Baukonjunktur gut ist. Im soeben abgelaufenen Jahr erzielte das Familienunternehmen sowohl beim Umsatz als auch beim Ergebnis Rekordwerte. Obwohl Experten eine konjunkturelle Eintrübung erwarten, rechnet Würth für 2019 mit „einem mittleren einstelligen Wachstum im Umsatz und mit einem proportional steigenden Betriebsergebnis“, teilte das Unternehmen am Montag mit. „Das Jahr 2019 wird uns aufgrund der konjunkturellen Abschwächung sicherlich stärker herausfordern als 2018. Dennoch gibt es aktuell keinen Grund zur Sorge, weil das Unternehmen auf einer gesunden Basis steht“, prognostiziert Robert Friedmann, der Sprecher des Würth-Konzerns. Skeptischer ist er allerdings für den Fall, dass die USA und China ihren Handelsstreit nicht bald beenden sollten. Risiken sieht Friedmann zudem, falls das britische Parlament dem von Premierministerin Theresa May ausgehandelten Brexit-Abkommen nicht zustimmen sollte.

Gegenwind durch Kursentwicklung

Im vergangenen Jahr stieg der Würth- Umsatz um 7,1 Prozent auf 13,6 Milliarden Euro. Rechnet man Währungseffekte heraus, hätte der Zuwachs sogar bei 8,6 Prozent gelegen. Gegenwind hat vor allem die Entwicklung des US-Dollars, des Schweizer Franken und der norwegischen Krone gebracht. Im täglichen Geschäft spürt Würth davon allerdings eher wenig, nicht zuletzt weil die Lieferanten in den jeweiligen Ländern sitzen, erläutert Friedmann im Gespräch mit unserer Zeitung. Erst am Jahresende, wenn die Zahlen konsolidiert werden – dazu gehört dann auch die Verrechnung aus der jeweiligen Landeswährung in den Euro –, würden die Währungseffekte deutlich. Für 2019 erwartet Friedmann, dass der Dollarkurs wieder sinkt – und Rückenwind beim Umsatz bringt. Geschätzt zehn Prozent des Umsatzes erzielt Würth in den USA.

Deutlich gestiegen ist der Ertrag. Das Betriebsergebnis vor Steuern und Abschreibungen wird nach vorläufigen Berechnungen zwischen 860 und 880 Millionen Euro liegen; im Vergleich zum Vorjahr wäre dies ein überproportionaler Zuwachs zwischen zehn und 13 Prozent. „Wir freuen uns sehr über dieses positive Ergebnis. Es beweist, dass wir mit unseren Strategien und Services nach wie vor wichtiger Partner für unsere Kunden in Handwerk und Industrie sind“, sagt Friedmann.

Die Mitarbeiterproduktivität steigt

Grund für die deutliche Ergebnisverbesserung sei, dass der Umsatz stärker steigt, als die Belegschaft wächst. Auch im vergangenen Jahr ist die Zahl der Mitarbeiter „nur“ um vier Prozent gewachsen – weniger stark also als der Umsatz. „Schon seit Jahren steigt die Mitarbeiterproduktivität zwischen drei und fünf Prozent“, sagt Friedmann. Die Technologie helfe dabei. „Wenn die Kunden ihre Aufträge online hereingeben, müssen unsere Mitarbeiter sie nicht mehr erfassen“, erläutert der Würth-Chef.

Tatsächlich wächst der Online-Umsatz von Würth kräftig. Im vergangenen Jahr lag er bei 2,4 Milliarden Euro, das waren 24,6 Prozent mehr als im Jahr zuvor. 17,6 Prozent der Gesamterlöse werden mittlerweile über diesen Kanal erzielt. Friedmann ist zuversichtlich, dass die überproportionalen Steigerungen anhalten werden. Ein Ziel, wie hoch der Online-Umsatz einmal sein soll, hat sich der Würth-Chef nicht gesetzt. Er nennt dafür nicht zuletzt regionale Gründe an. Die Polen etwa seien ausgesprochen internetaffin und würden diesen Weg gerne nutzen, im Gegensatz zu den Italienern, die sich da eher zurückhielten, nennt er ein Beispiel. Auch bei den Branchen sieht er deutliche Unterschiede. Der Elektrogroßhandel und Schreiner beispielsweise würden diesem noch jungen Vertriebsweg offen begegnen. Alle Aufträge, die vom Kunden digital erteilt werden, werden zum Online-Umsatz gezählt. Manche Unternehmen haben ihr Warenwirtschaftssystem direkt mit den Würth-Rechnern verknüpft – auch diese Bestellungen fallen dann in den Bereich.