Unser Team hat im Schreiber-Garten in Stuttgart-Möhringen neu gesät. Wer’ s nachmachen möchte und jetzt noch Lust auf Feldarbeit und auf eigenes Gemüse hat, findet hier ein paar Tipps.

Stadtleben und Stadtkultur : Alexandra Kratz (atz)

Möhringen - Es sieht aus wie im zeitigen Frühjahr oder späten Herbst. Nachdem ich alle Pflanzen, die nichts mehr waren, rausgerupft habe, sind große Teile unseres Redaktionsackers an der Balinger Straße in Stuttgart-Möhringen wieder leer. Diesen haben wir über den Anbieter Meine Ernte bei dem Landwirt Klaus Brodbeck angemietet. Wir haben unserem Stück den Namen „Schreiber-Garten“ gegeben, weil wir nicht nur gärtnern, sondern auch immer wieder bei uns in der Zeitung darüber berichten wollen. Von Mitte Mai bis zum Erntedankfest Anfang Oktober hat Woche für Woche jemand anderes aus unserem Team Dienst auf dem Feld.

 

Wer perfekt sein möchte, beachtet die Fruchtfolge

Während ich drei Schubkarren voll Pflanzenreste zum Komposthaufen fahre, brennt die Sonne heiß. Um mich herum grünt und blüht es. Das alles ist Beweis dafür, dass die Saison noch lang nicht rum ist. Doch was kann man so spät im Jahr noch säen? Bei welchen Gemüsesorten sind die Chancen gut, dass sie vor dem ersten Frost noch erntereif sind? Ich habe ein wenig recherchiert, auf unserem eigenen Acker gehackt und neu gesät. Dort soll jetzt zum Beispiel Endiviensalat wachsen. Die Samen hatten wir noch übrig und im Internet stand: Das klappt noch. Also habe ich die Körnchen in den Boden gedrückt. „Das kann funktionieren, muss aber nicht“, belehrt mich Markus Schmidt. Der gelernte Gärtnermeister arbeitet bei Meine Ernte und ergänzt: „Da pokern Sie jetzt ein bisschen auf das Wetter.“ Besser wäre es gewesen, wenn ich Jungpflanzen gekauft hätte. Das nächste Mal frage ich vorher jemanden, der sich damit auskennt.

Wer beim Neusäen keine Fehler machen möchte, sollte auch auf die Fruchtfolge achten. „Als Faustregel gilt, dass man nicht Pflanzen aus der gleichen Familie direkt nacheinander säen sollte“, sagt Schmidt. Auf Kohl könne also zum Beispiel Spinat folgen. Wo im Frühjahr Spinat stand, kann im Sommer und Herbst Feldsalat wachsen. Das Team von Meine Ernte empfiehlt grundsätzlich, so oft wie möglich nachzusäen und nachzupflanzen. So holt der Hobbygärtner das Maximale aus seinem Feld heraus. Und wo Gemüse wächst, kann schon kein Unkraut wachsen.

Für alle, die jetzt, so spät im Jahr, noch Lust aufs Gärtnern und auf eigenes Gemüse bekommen haben, hat unsere Redaktion ein paar Tipps zusammengestellt.

Zweite Aussaat für Spinat

Spinat wird im Frühjahr bis Anfang Mai gesät oder wieder ab Mitte Juli. Im Hochsommer sollten Gärtner lieber die Finger davon lassen, weil Spinat dann schlecht keimt und schnell blüht. Zehn bis zwölf Wochen nach der Aussaat kann die Ernte beginnen, nämlich dann, wenn die Blätter etwa fünf Zentimeter lang sind. Werden von jeder Pflanze nur einzelne Blätter gepflückt, treibt die Pflanze wieder neue Blätter nach.

Radieschen, Rettich, Mairüben

Sie wachsen so schnell wie kaum ein anderes Gemüse. Darum kann man Radieschen fast das ganze Jahr über säen. Vom Korn bis zur fertigen Frucht brauchen die kleinen rosafarbenen Knollen gerade einmal vier bis sechs Wochen. Ebenso wie Radisechen funktionieren auch Rettich oder Mairübchen noch gut, die zur gleichen Pflanzenfamilie gehören.

Feldsalat trotzt dem Frost

Feldsalat wird auch Rapunzel genannt. Im Freiland kann er von Anfang Juli bis Mitte September gesät werden. Die Pflänzchen wachsen sehr schnell. Weil sie frostunempfindlich sind, können die frischen grünen Blätter sogar noch im Winter geerntet werden und bieten dann eine frische Alternative zum eher spärlichen Gemüseangebot. Wer Feldsalat nicht mag, kann auch Rucola nehmen. Der kann nach drei bis sechs Wochen geerntet werden, spätestens aber dann, wenn die Blätter zehn Zentimeter lang sind. Sonst wird der Salat zu scharf.

Junge Kohlrabipflanzen kaufen

Mit etwas Glück funktioniert auch noch Kohlrabi. Ebenso wie bei der Endivie, muss da aber das Wetter mitspielen. Wer säen will, legt drei Samen pro Pflanzstelle in den Boden. Die kräftigste Pflanze bleibt stehen. Sind die Knollen so groß wie ein Tennisball, ist der optimale Erntezeitpunkt erreicht. Das ist nach sechs bis acht Wochen der Fall. Deutlich größer wird die Sorte Superschmelz, die braucht dementsprechend länger. Wer sicher sein will, dass der Kohlrabi noch was wird, kauft Jungpflanzen.